Inhaltsverzeichnis Kapitel 16: Die Greinwald in Schlehdorf
Stammbaum Tafel XVI
A. Allgemein Geschichtliches
B. Spezielles
Melchior Greinwald
§1 Jüngere Linie
§2 Ältere Linie
C. Anmerkungen und Ergänzungen
Anmerkung 1
Anmerkung 1b
Anmerkung 2
A. Allgemein - Geschichtliches
Auch in Schlehdorf gelang es dem Verfasser, eine uralte Greinwaldfamilie zu entdecken. Leider wurden aber bei den ersten Greinwald Trauungen, welche dort 1679 und 1683 stattfanden, die Eltern nicht genannt, sodass es zuerst unmöglich schien, den Schlehdorfer Greinwald-Ast einem der uns schon bekannten Greinwaldstämme einzufügen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hängen sie mit den Greinwald von Iffeldorf zusammen; denn die beiden in Schlehdorf erstgenannten Greinwald (Michael und Anton, Trauung; 1679 und 1683) haben in Iffeldorf in den beiden Michael und Anton Greinwald ein gleichzeitiges Gegenstück. Dem Anton Greinwald von St. Heinrich, welches damals zur Pfarrei lffeldorf gehörte wurden 1679 - 1683 in Bernried 3 Kinder getauft, während Michael Greinwald von St. Heinrich sich 1672 in Etting ansässig machte und später am 18.8.1698 seine Sölde an einen Schlehdorfer Vetter Hans-Wolf verkaufte. Laut Gerichtsprotokoll (im Kreisarchiv Landshut) wurde Michael damals deutlich Greinwolt von Etting geschrieben. Er ist derselbe, welcher nach den Pollinger Klosterliteralien (Fasc. 182) am 14.10.1672 als Michael Greimbold (!) von St. Heinrich, Pfarrei Iffeldorf, nach Etting heiratete, (Gattin Anna Eberlin), dortselbst am 23.3.1683 als Michael Greinwolt eine Wiese kaufte (Fasc. 182) und wiederholt in Etting als Zeuge vorkommt. So 1684, dann 30.6.1685, 2.12.1689 und 11.12.1692 (Fasc. 182). Dabei ist er immer deutlich Greinwald geschrieben.
Auch ein Melchior Greinwaldt zu Etting kommt am 26.3.1703 in den Landshuter Gerichtsprotokollen als Zeuge vor. Er hat sein Gegenstück in St. Heinrich (Pfarrei Iffeldorf) in dem 1708 dortselbst gestorbenen Melchior Greinwald, dem Vater des Balthasar. Vielleicht sind diese beiden Melchior identisch. Der Vater des nach Etting verzogenen Michael Greinwald aus St. Heinrich hieß ja Melchior.
Da auch noch Matthes Greinwolt von Traubing (Lit. Poll. 182) bei einer Heiratsabrede am 13.9.1683 in Etting als Zeuge genannt wird, so gehören wahrscheinlich auch die Traubinger Greinwald in diese Sippe herein. Leider sind aber die alten Matrikelbücher dieser Pfarrei zugrunde gegangen.
Vielleicht darf noch die Vermutung ausgesprochen werden, dass auch ein Teil der Holzhausener Greinwald mit jenen von St. Heinrich und Schlehdorf zusammenhängen. Wie nämlich „Vindelicia sacra", ein 1756 gedrucktes Buch (Band 3, S. 205) schreibt, wurde zu jener Zeit St. Heinrich am Starnbergersee durch einen Bach in zwei Hälften geteilt. Der eine Teil mit 5 Gehöften gehörte zur Erzdiözese Freising, der andere mit sechs zur Pfarrei Iffeldorf und damit zur Diözese Augsburg. Auf dem Friedhof zu St. Heinrich wurden nur die Augsburger Diözesanen begraben, die anderen kamen auf den Friedhof von Holzhausen, jetzt zur Pfarrei Münsing gehörig. Damit ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass auch die Holzhausener Greinwald (siehe XIII. Kapitel), die erstmals 1630 und 1636 genannt werden, mit jenen von St. Heinrich verwandt gewesen sind, Leider hat der Pfarrhofbrand von Iffeldorf 1699 mit den Matrikeln auch die Möglichkeit vernichtet, die Zusammenhänge dieser örtlich so nahe gelegenen Greinwald-Familien eingehender zu überprüfen. Siehe hierzu Anmerkung I.
Dafür machte der Verfasser gerade noch zur rechten Zeit im Pfarrarchiv Feldmoching folgenden wichtigen Zufallsfund, der über die Eltern der ersten Schlehdorfer Greinwald Klarheit schuf und es möglich machte dem Stammbaum einen befriedigenden Anfang zu geben.
„Am 1.11.1680 heiratete in Feldmoching die ehrengeachtete Jungfrau Margaretha Greinwoldin, des Georg Greinwolden von Schlehdorf und seiner Gemahlin Maria, noch am Leben, eheliche Tochter den Matthias Drechsler ehelicher Sohn des Philipp und der Regina in Feldmoching".
Diese Margaretha Greinwold war sicher die Schwester der zwei Brüder Michael und Antonius, denn zu jener Zeit existierte in Schlehdorf nur diese eine Greinwaldfamilie. Weil die Taufmatrikeln dieser Pfarrei erst 1660 beginnen, waren die Taufdaten der Margaretha und ihrer Brüder daselbst nicht zu finden. Der Stammbaum gewinnt damit folgende Gestalt:
Greinwald Melchior von Schlehdorf, von dem der Verfasser erst nach Abschluss seiner Arbeiten durch den Familienforscher H. Pfarrer Denleitner von Eschenlohe erfuhr, Melchior klagte am 16.11.1628 gegen Georg Panrädl in Unterau (Weilheimer Briefprotokolle 433, fol. 195).
a.) Er war verheiratet mit einer Apollonia und in zweiter Ehe mit einer Barbara (Trauung 12.11.1670).
b.) Kinder (I. Gen.):
Aus der ersten Ehe mit Apollonia stammten die Töchter Anna und Afra, aus der zweiten Ehe der Sohn Georg. Von der ersten Frau und ihren beiden Töchtern erzählen uns die Weilheimer Briefprotokolle (434, fol. 55): „12.11.1630. Diese drei Frauenspersonen werden wegen Verleumdung zur Geige verurteilt, dass sie ihre bösen Mäuler in Zukunft besser ziehen." Die Familie muss aber trotzdem sehr geachtet gewesen sein, wie wir aus den Ehen den Kinder von Anna und Afra's Bruder Georg ersehen.
I.Gen.: Georg Greinwald von Schlehdorf, Eltern Melchior und Barbara (?) Fischkäufl in Schlehdorf. Siehe Anmerkung II.
b.) Kinder (II. Gen.): 2 Söhne und 3 Töchter. Der am 21.11.1736 in Schlehdorf als lediger Fischer gestorbene Martin Greinwald mag wohl nur ein Verwandter gewesen sein.
1.) Agnes heiratete am 30.9.1667 Bartholomäus Zwerger von Walchensee, gestorben, 111 Jahre alt, 1757. Sie muss also 1646 geboren sein und mit 18 Jahren geheiratet haben.
2.) Michael, siehe §2.
3.) Sabina, heiratete in Schlehdorf am 5.2.1666 Gregor Aberzrainer von Mittenwald. Eltern Jacob und Monika.
4.) Ursula, heiratete in Schlehdorf am 7.2.1661.Michael Veterle, unbekannt woher.
5.) Christine, heiratete in Schlehdorf 12.4.1674 Martin Mayr von Großweil.
6;) Anton, siehe §1.
7.) Traudl.
8.) Margaretha, heiratete in Feldmoching am 1.11.1680 als Margaretha Greinwoldin den Matthias Drechsler, Eltern Philipp und Regina.
Besprechen wir im Folgenden zuerst die Linie des Anton, weil diese schon sehr früh ausstarb. Dann jene des Michael, die heute noch auf dem Anwesen sitzt.
I.Gen.: Antonius Greinwald, geboren in Schlehdorf vor Beginn der Taufmatrikel, heiratete in Schlehdorf am 9.10.1673 die Anna Wolfartin, gleichfalls von Schlehdorf. Als Zeugen sind angegeben. Michael Greinwoldt und Christoph Karl, beide von Schlehdorf. Von Antonius wissen wir also:
am 9.10.die Anna Wolfartin von Schlehdorf | 1.) Justina, geb. 9. 2.1674. 2.) Andreas, geb. 19.11.1676. Siehe unter II. 3.) Christoph, geb. 16.7.1679. 4.) Johann, geb. 4.6.1681. 5.) Maria, geb. 27.10.1683. 6.) und 7.) Die Zwillinge Joseph und Rosina, geb.15.2.1686. 8.) Paulus, geb. 29.7.1692. |
Alle Kinder hatten als Taufpaten die Fischerseheleute Joseph und Justine Schretter von Schlehdorf. Der Name Greinwald ist bei allen Taufen deutlich geschrieben. Was nun aus diesen Kindern geworden ist, wissen wir nicht. Nur die Ehe des Andreas ist uns bekannt.
II.Gen.: Andreas Greinwald, geboren am 19.11.1676 als ehelicher Sohn des Antonius und der Anna Greinwald von Schlehdorf, heiratete da selbst am 24.7.1699 die Anna Maria Feiglin von Unterau (gest. vor 1710). Vielleicht ist damit diejenige gemeint, welche am 16.4.1722 als Maria Greinwald von Schlehdorf gestorben ist und von der das Totenbuch sagt: „Sie hat Tags zuvor noch gebeichtet, die hl. Kommunion hat sie aber nicht mehr erlebt; denn während andere sich zum Schlummer niederlegten, legte sie sich zum Sterben nieder. Ein Memento mori für die, die dies lesen".
am 24.7.1699 in Schlehdorf die Anna Maria Feiglin von Unterau. | 1.) Gregor, geb. 3.2.1703, gest. 10.4.1704. 2.) Michael, geb. 14.9.1704; dürfte mit dem am 12.8.1754 ledig gestorbenen Michael Greinwald identisch sein. 3.) Gregor, (von Nazianz), geb.8.5.1707, gest. ? 4.) Monika, geb. 4.4.1710. Die Eltern der Mutter Maria Anna hießen Thomas und Barbara Feigl. |
Die Stammeltern, durch den schon erwähnten Zufallsfund bekannt, waren Georg und Maria Greinwold Fischkäufl in Schlehdorf.
I.Gen.: Michael Greinwoldt (deutlich). Er dürfte wohl schon bei seiner Heirat auf dem Anwesen gewesen sein, das seine Nachkommen heute noch innehaben. Da bei den Kindern das Ehepaar Lerch von Ried die Patenstelle vertreten hatte, so mag seine Frau eine geborene Lerch von Ried (Pfarrei Benediktbeuren) oder doch wenigstens eine Verwandte derselben gewesen sein.
am 22.7.1669 in Schlehdorf eine Anna N. von Ried, gest. 30.10.1719 als Witwe versehen mit den hl. Sterbsakramenten. | Als Eltern sämtlicher Kinder sind Michael und Anna Greinwald v. Schlehdorf angegeben. 1) Maria, geb. 21.6.1672 - ? 2.) Joh. Bapt., geb. 22.6.1677 - ? 3.) Kunegundis, geb. 14.2.1679 - ? 4.) Thomas, geb. 14.12,1681 - ? 5.) Joseph, geb. 2.2.1688. Siehe unter II. |
II.Gen.: Joseph Greinwald (deutlich) geb. 2.2.1688 als ehelicher Sohn des Michael Greinwald und seiner Gemahlin Anna von Schlehdorf, gestorben versehen mit den hl. Sterbsakramenten am 7.4.1753 in Schlehdorf. Todesursache: hitziges Fieber.
am 1.8.1718 in Schlehdorf die Maria Schretterin von Schlehdorf, Eltern Georg und Ursula, gest. versehen mit den hl. Sterbsakramenten 18.3.1753 in Schlehdorf. Todesursache hitziges Fieber. | Bei sämtlichen Kindern sind als Eltern Joseph und Maria Greinwald von Schlehdorf angegeben, als Paten das Ehepaar Prandl. 1.) Michael, geb. 5.9.1719, gest. ledig 12.8.1754 an Wassersucht. 2.) Anna, geb. 12.10.1720, heiratete am 15.11.1751 den Georg Zwerger von Schlehdorf, Eltern Georg und Maria. 3.) Agatha, geb. 11.1.1723. 4.) Johann, geb. 11.6.1725. 5.) Theres, geb. 1.10.1726, gest. ledig 4.3.1746. 6.) Maria Anna geb. 16.1.1732, heiratete am 6.7.1774 Benedikt Schretter. 7.) Joseph, geb. 5.11.1734. Siehe unter III. |
III.Gen.: Joseph Greinwald (deutlich), geb. 5.11.1734 als ehelicher Sohn des Joseph und der Maria Greinwald von Schlehdorf, gestorben als Witwer und Austrägler im Alter 80 1/2 Jahren am 24.5.1815 an der Wassersucht.
am 9.11.1766 in Schlehdorf die Kath. Zwergerin von Schlehdorf. Eltern Math. und Maria, gest. 26.12.1812 im Alter von 73 Jahren an der Wassersucht. | Als Eltern sind immer angegeben Joseph und Katharina Greinwald. 1.) Joseph, geb. 17.10.1767. Siehe unter IV. 2.) Maria Anne, geb. und gest. 1773. 3.) Johann Nep., geb. 28.5.1770, gest. 28.5.1770 4.) Johann Nep. geb. 17.2.1772. 5.) Maria Anna, geb. und gest. 1774. 6.) Vilbetha, geb. 27.10.1775. Patin Vilbetha Wenzlin. 7.) Simon, geb. und gest. 1777. 8.) Simon, geb. 5.10.1778. 9.) Anna Maria, geb. 11.2.1780. 10) Korbinian, geb. 10.10.1782. |
IV.Gen.: Joseph Greinwald (deutlich), geb. 17.10.1767 als ehelicher Sohn des Joseph und der Katharina Greinwald von Schlehdorf, starb 63 Jahre alt als verheirateter Söldner und Floßmeister. Joseph Grünwald Schlehdorf Nr. 16 an der Abzehrung am 8.10.1830. Bei seiner Trauung war er noch deutlich Greinwald geschrieben worden, ebenso bei der Taufe seiner Kinder. Nur bei einem einzigen findet sich 1810 der Name Grünwald. Wahrscheinlich ist auch hier wie anderswo der Matrikelschreiber die Ursache der Namensänderung gewesen, welchem nach anfänglichem Widerstande einige Jahrzehnte später die Familie zum Opfer gefallen ist.
am 17.5.1802 in Schlehdorf 34 Jahr alt die Agatha Pergerin von Schlehdorf, geboren am 8.7.1781 und gest. am 7.8.1844. | Bei sämtlichen Kindern sind als Eltern deutlich Floßmeister Joseph und Agatha Greinwald angegeben, 1.) Maria, geb. 19. 5.1805 - ? 2.) Katharina, geb. und gest. 1806, Haus Nr. 16. 3.) Katharina, geb. 22.11.1807 heiratete nach Grossweil. 4.) Agatha, geb. 27.1.1809 - ? 5.) Joh. Georg, geb. und gest. 1810 („der erste Grünwald“). 6.) Joseph, geb. 6.12.1812, siehe unter V. 7.) Vilbeth, geb. 3. 6.1814 - ?; (Vilbeth hieß die Patin). |
V.Gen.: Joseph Greinwald, geb. am 6.12.1812 zu Schlehdorf als ehelicher Sohn. des Joseph Greinwald und seiner Gemahlin Agatha, Söldner am Anwesen Nr. 16 zum „Hainz", gestorben um 19.4.1881. Er wurde bei seiner Hochzeit 1842 noch deutlich Greinwald geschrieben,
am 8.8.1842 zu Schlehdorf die Maria Daser, geb. am 26.8.1811, Söldnerstochter von Grossweil. (Disp. in gr.) | 1.) Benedikt, geb. 8.11.1843. Siehe unter VI. 2.) Joseph, geb. 1845 - 1848. 3.) Maria, geb. 18.12.1846. 4.) Anna Maria, geb. 10.4.1849. 5.) Agatha, geb. 1850 - 1851. 6.) Katharina, geb. 24.10.1851. 7.) Agatha, geb. 1853 - 13.11.1886. 8.) Xaver, geb. 13. 8.1854 - 1933. Er starb ledig auf der Heimat. 9.) Vilbeth, geb.22.10,1855. |
VI.Gen.: Benedikt Grünwald, geboren am 8.11.1843 zu Schlehdorf als ehelicher Sohn des Söldners Joseph Greinwald „zum Hainz" und seiner Gemahlin Maria Daser.
heiratete am 15.1.1882 unter dem Namen Grünwald die Bauerntochter Maria Wagner von Sindelsdorf geb. 16.10.1839 dortselbst. Zeugen waren der Bruder des Bräutigams Xaver Grünwald und Balthasar Wolfert von Schlehdorf (Söldner). | 1.) Benedikt, geb. 7.11.1883. Siehe unter VII. 2.) Thomas, geb. 15.11.1884, am 18. 2.1910, gestorben am 18.2.1910 als Opfer einer Lawine (unverheiratet). |
VII. Gen.: Benedikt Grünwald, Söldner „zum Hainz" Nr. 17, geboren am 7.11.1883 als ehelicher Sohn des Benedikt Grünwald und seiner Gemahlin Maria, geborne Wagner.
am 17.2.1908 in Schlehdorf Regina Mayr, Steinbrecherstochter von Grossweil, geb. 28.8.1881. | 1.) Anna Grünwald, geb. 7.4.1917. |
Außer der eben besprochenen Greinwald-Familie findet sich in Schlehdorf noch eine andere, deren Stammvater Anton Greinwald ist. Sie scheint längst ausgestorben zu sein und wurde deshalb gleich am Eingang dieses Abschnittes behandelt, weil dieser Anton wahrscheinlich der Bruder des Michael Greinwald, des Begründers der vorstehend besprochenen Greinwald-Familie in Schlehdorf war. Diese Familie existiert heute noch in Schlehdorf, allerdings seit etwa 50 Jahren unter dem Namen Grünwald.
Nachdem das Ehepaar Melchior und Apollonia Greinwald schon im Jahre 1628 in Schlehdorf ansässig waren und ein oben schon erwähntes gerichtliches Aktenstück vom Jahre 1630 von zwei erwachsenen Töchtern redet, so lassen sich beim Mangel gleichzeitiger Archivalien über die Greinwaldfamilie in Iffeldorf und Holzhausen über deren verwandtschaftliche Beziehungen zu den Schlehdorfer Greinwalds nur Vermutungen anstellen.
An sich wäre es möglich, dass der Kaspar Greinwald von St. Heinrich, welcher 1650 seine Fischrechte an den Wirt Kaspar Gröber. von St. Heinrich verkaufte, ein älterer Sohn des Melchior Greinwald von Schlehdorf war. So würde es sich erklären, dass der Sohn des Kaspar Greinwald von St. Heinrich den Taufnamen Melchior erhielt. Dieser letztere Melchior müsste allerdings, da sein ältester Sohn Michael bereits 1642 geboren wurde, spätestens 1621 auf die Welt gekommen sein, was für dessen Großvaters Kaspar, also den Vater des Melchior, spätestens 1600 als Geburtsjahr erfordern würde. Diese Notwendigkeit würde umso weniger gegen unsere Annahme sprechen, als ja der Schlehdorfer Melchior Greinwald, wie wir oben schon hörten, im Jahre 1630 auch zwei erwachsene Töchter hatte.
Wir hätten also nach dieser Annahme:
Stammvater Melchior Greinwald von Schlehdorf, Gattin Apollonia,
Sohn Kaspar Greinwald von St. Heinrich,
Enkel Melchior Greinwald von St. Heinrich (1621 - 1708), Gattin Elisabeth, dann Anastasia, und
Urenkel Michael Greinwald, geboren 1642 in St. Heinrich, gest. als Schuster am 14.10.1714 in Etting. Sein Bruder (aus zweiter Ehe) Balthasar pflanzte das Geschlecht in St. Heinrich und Seeshaupt weiter.
Auch das ließe sich denken, dass der Kaspar Greinwald von St. Heinrich mit dem Kaspar Greinwald von Holzhausen identisch ist. Dieser letztere starb im Jahre 1680: im gleichen Jahre also wie seine Witwe Agatha. Ob die Agatha die erste oder zweite Gattin war, können wir dahin gestellt sein lassen. Denn der älteste Sohn des Holzhausner Kaspar Greinwald (Martin) ist 1652 geboren. Dann würde eben Melchior Greinwald von St. Heinrich ein älterer Bruder des Martin Greinwald von Holzhausen gewesen sein, was immerhin möglich ist, denn die Geburtsspanne dieser Beiden (Melchior 1621 und Martin 1652) geht selbst dann noch an, wenn wir dem Kaspar Greinwald von St. Heinrich eine Lebenszeit von 1600 - 1680 errechnen.
In diesem Falle hätten wir folgende Ahnen: Melchior Greinwald von Schlehdorf, Gattin Apollonia, Sohn Kaspar Greinwald von St. Heinrich, verzog 1650 nach Holzhausen und starb 1680 beim „Banner" in Holzhausen. Gattin Agatha, gestorben 1680 beim „Müller" in Holzhausen. Der Ehe entstammten mutmaßlich Melchior Greinwald, Söldner in St. Heinrich und Seeshaupt (1621 - 1708), Gattin Elisabeth, dann Anastasia. Martin Greinwald beim „Banner" in Holzhausen, 1652 - 1720. Valentin Greinwald beim „Müller" in Holzhausen, geboren vor oder nach 1652, gestorben 1692 in Holzhausen.
Noch ein dritter Kaspar Greinwald lebte in der gleichen Zeit. Er war Bauer zu Ostersee, das auch in die Pfarrei Iffeldorf gehörte. Er kann mit den beiden anderen Kaspar, den von St. Heinrich und dem von Holzhausen nicht verwechselt werden, weil seine Gattin Ursula hieß und als Witwe 1692 noch lebte. Man sieht, wir bräuchten noch ganz anderes und früheres Archivmaterial, um die Beziehungen der eben behandelten Greinwaldfamilien abschließend klar stellen zu können.
Von großer Bedeutung für die Möglichkeit der Verwandtschaft der
Schlehdorfer, Holzhausner und Iffeldorfer Greinwald in ihren beiden Teilen St. Heinrich und Ostersee ist ein Fund, welchen der
Verfasser im bayrischen Staatsarchiv über die uralten Lenggrieser Greinwald machte. Das Giltenverzeichnis im Saalbuch von
Benediktbeuren berichtet uns nämlich, dass Augustin Greinwald 1553 mit 1559 (weiter
geht die Aufzeichnung nicht) auf einem Gut in Lenggries saß, welches der Anna Höchenkircher, der Schlossherrin von Iffeldorf und
Königsdorf zugehörte. Daraus lässt sich folgern, dass auch die Lenggrieser Greinwald ebenso wie die von Iffeldorf (Ostersee und St.
Heinrich) und wahrscheinlich die Grienwalder in der Nähe von Königsdorf aus Iffeldorf, bezw. aus Ostersee stammen. Leider besitzen
wir über die hier in Frage kommende Zeit (1550 -1650) fast keine brauchbaren Archivalien.
Anmerkung II (siehe Spezielles, I.Gen.): Georg Greinwald, Fischkäufl in Schlehdorf war nach der Auffassung des H. H. Pfarrer Demleitner der eheliche Sohn des Melchior Greinwald und seiner zweiten Gattin Barbara. Der Vater mag stimmen, nicht aber der Name der Mutter.
Denn einerseits lebte die erste Gattin des Melchior, Apollonia nämlich, im Jahre 1630 noch, wie aus dem uns schon bekannten Gerichtsurteil vom Jahre 1630 feststeht. Andererseits heirateten die Töchter des Georg Greinwald so früh, dass ihr Vater Georg unmöglich der Sohn der Barbara gewesen sein kann. Ursula heiratete schon 1661, Sabine 1666 und Agnes 1667. Letztere war damals allerdings erst 18 Jahre alt. Nehmen wir nun als Geburtsjahr für die älteste Tochter Ursula 1640 an, so müsste ihr Vater Georg spätestens 1639 geheiratete haben, könnte also nicht nach dem Tode der Apollonia, also nach 1631 geboren sein.
Wir müssen also aus diesem Grunde die Geburt des Georgs Greinwald auf spätestens 1610 setzen, woraus folgt, dass er ein Sohn des Melchior und seiner Gattin Apollonia gewesen ist,