Einleitung und Disposition
Wenn Adel der Geburt allein Ausschlag gäbe bei der Bewertung der Geschlechter, so könnte die Familie Greinwald keinen Anspruch auf besondere Wertschätzung erheben. Denn es bietet sich in der ganzen Geschichte der Familie Greinwald kein Anhaltspunkt einer Verwandtschaft mit Trägern adeliger Namen. Die Familie ist vielmehr bis heute eine rein bäuerliche und bürgerliche geblieben.
Wenn aber treue Erfüllung der beruflichen Obliegenheiten, wenn gediegene Mitarbeit im Gemeinwesen, kurz, wenn stille Arbeit in der Familie, in der Gemeinde und im Staat den entscheidenden Maßstab bilden, wonach eine Familie eingeschätzt wird, so darf sicher auch die Familie Greinwald mit Dank gegen Gott und mit Befriedigung über ihre Leistungen auf .ihre lange Vergangenheit zurückblicken. Denn, ob auch Tausende – wie die folgende Familien- und Stammesgeschichte zeigen wird – diesen Namen führten, das Streben der meisten von. ihnen ging dahin an den Plätzen, an welches die göttliche Vorsehung sie hingestellt hatte, bescheiden und ruhig ihre Pflicht zu tun, bis ein Nachfolger dieses Plätzchen benötigte um dem zur letzten Wanderung Berufenen durch sein Erscheinen das Zeichen zum Aufbruch ins bessere Jenseits gab.
Treu der Heimat, treu ihrem Gott, treu dem alten angestammten katholischen Glauben, bieder in Charakter und Lebensart, sind sie ihren Weg durch die Welt gegangen, eine Familie, wie sie unser liebes Bayernland einstens viele zählte und wie man sie unserem Vaterland auch für die Zukunft in reichster Auflage wünschen möchte. Es wäre darum der schönste Lohn für die Arbeit des Verfassers, wenn es ihm in den folgenden Zeilen gelänge, durch Schilderung des Werdens, Lebens und Schaffens einer weitverzweigten Bauern- und Bürgerfamilie etwas in das bürgerliche Leben hineinzuleuchten, um auch bei anderen Liebe zur eigenen Familie zu schaffen, wenn sie auch nicht adelig ist, die Liebe zur Heimat zu wärmen, wenn sie auch nichts hat von der Art strahlender Paläste, sondern nur ein warmes Stübchen zur kurzen irdischen Wanderung bietet.
Es ist klar, dass die Geschichte einer Familie, welche mehr als 300 Jahre zurückreichen und so kinderreich war wie diese, nicht in wenigen Blättern abgewandelt werden kann. Zudem hat der Verfasser in einer mehr als fünfunddreißigjährigen Forscherarbeit ein solch reichliches Material über die verschiedenen Greinwald-Familien angesammelt, wie es wohl selten einem Familiengeschichtsschreiber zur Verfügung stand. Wohl hängen nicht alle Greinwald-Stämme, welche in diesem Buche erwähnt werden, mit der Familie des Verfassers zusammen. Sie haben aber trotzdem in diesem Buche Aufnahme gefunden, weil es bedauerlich wäre, wenn alle diese kostbaren, anderen unerreichbaren persönlichen Notizen ungenutzt in der Forscherlade des Verfassers verkümmern müssten. Vielleicht ist später einmal der eine oder andere Forscher der in diesem Buche behandelten Greinwald-Stämme dem Verfasser dankbar dafür, dass er auf diese Weise seinem Nachfolger die Arbeit erleichterte und Namen und Tatsachen zusammentrug, die dem anderen nie erreichbar gewesen wären. Wer weiß übrigens, ob nicht eines Tages doch noch die Beweise entdeckt werden, dass die verschiedenen Greinwald-Stämme, welche in diesem Buche getrennt behandelt werden, einstens alle zusammengehört haben.
Bei einem Teil derselben ist dieser Nachweis jetzt schon gelungen; denn die Gewohnheit des Verfassers, alles Gefundene sorgsam zu sammeln, schuf wiederholt die Möglichkeit, Greinwald-Familien, von deren Zusammengehörigkeit niemand geträumt hätte, als Angehörige einer Sippe nachzuweisen. Die Kapitel Oberding, Wielenbach, Wolfratshausen, Seeshaupt und andere werden eine ganze Reihe von Belegen hiefür erbringen.
Weil jedoch neben der Geschichte der einzelnen Greinwald-Stämme auch die Herkunft der Familie Greinwald und die Entstehung ihres Namens nicht außer Acht gelassen werden darf, so sei im ersten Teile die Heimat der Greinwald, die Entstehung ihres Namens und das Familienwappen besprochen. Im zweiten Teile folgen dann die verschiedenen Greinwald-Stämme, soweit sie sich in Bayern vorfanden, im dritten Teile jene, welche in Österreich ihre Heimat haben. Der vierte Teil mit dem Titel „Äste und Zweige“ macht uns mit sämtlichen Orten bekannt, in denen Greinwald gelebt haben. Außerdem hält er auch noch jene die Greinwald betreffenden Tatsachen fest, welche bei den früher erwähnten Greinwald-Stämmen noch nicht zur Sprache gekommen sind. Der fünfte Teil erzählt uns unter dem Titel „Blätter und Blüten“ von jenen Greinwalds, die sich besonders hervorgetan haben, oder aus einem anderen Grunde besondere Erwähnung verdienen.
Den Schluss des Werkes bilden einige Originalarbeiten des Verfassers, die wegen ihres Inhalts für später interessant bleiben. Wir können sie unter dem Titel „Früchte von Greinwald-Bäumen “ als sechsten Teil zusammenfassen.