VORWORT

Im Buche Ecclesiastes (I, II) heißt es: „Man denkt nicht mehr des Früheren und auch dessen, was darnach sein wird, werden die nicht mehr gedenken, so zuletzt sein werden.“ Dieser Satz ist immer wahr gewesen; aber so allgemein wie heute dürfte er wohl nie gegolten haben. Es ist zwar richtig: Auch früher wurden in den verschiedenen Familien freudige und traurige Ereignisse nur selten schriftlich niedergelegt; dafür herrschte aber eine um so ausgiebigere mündliche Familienüberlieferung, welche durch Erzählung von Mund zu Mund schon den jungen Sprösslingen die Liebe zur Heimat, zum eigenen Hause und zur eigenen Familie einflösste und vermehrte. Es gibt ja in jeder Familie soviel des Schönen, Erhebenden, auch des Ernsten und Traurigen, dass die Nachkommen nicht ohne Nutzen daran erinnert werden. Darum wär es tief bedauerlich wenn bei allem Fortschritte in anderen Wissenschaften die Kenntnis der eigenen Familie aus dem Familieninteresse schwände, vielleicht noch bedauerlicher als das ist, wenn um des Studiums des Auslandes willen die Liebe zur eigenen Heimat und deren Kenntnis verkümmert.

Bei der Familie GREINWALD soll das nicht der Fall sein. Darum habe ich alles was ich an Wissenswertem über die verschiedenen Träger des Namens GREINWALD und über die Familie GREINWALD selbst zu erreichen vermochte, gesammelt; Es sollte eines Tages dem einen und anderen Namensvetter zu Nutz und Frommen sämtlichen GREINWALD-FAMILIEN zur Kenntnis gebracht werden. Mehr als einmal allerdings war ich nahe daran, die begonnene Arbeit unvollendet zur Seite zu legen; denn je mehr ich den verschiedenen GREINWALD – Linien und Stämmen nachspürte desto weiter wurde ihr Kreis und desto mehr neue kamen hinzu. Dass dadurch die Sache nur noch verwickelter und schwieriger wurde, liegt auf der Hand. Hatte mich bei Beginn der Forschung die Überzeugung geleitet, bei einem so seltenen Namen – wie der Name GREINWALD erschien – wird mir eine Familiengeschichte nicht allzuviel Schwierigkeiten bereiten, so gewann ich alsbald die Überzeugung: Die Unzahl neu auftauchender und mangels irgendwelcher Anhaltspunkte gar nicht unterzubringender Namensvetter muss allmählich jeder Forschungsarbeit eine Grenze setzen. Dass ich die Arbeit trotzdem nicht weglegte, daran ist der Helfer schuld welchen ich in den letzten Jahren zu finden das Glück hatte. Im Jahre 1920 wurde nämlich Hochwürden Herr Pfarrer GEORG RÜCKERT – bekannt als tüchtiger Forscher und Mitarbeiter am Schröder´schen Archiv für die Diözese Augsburg – als Pfarrer nach Polling berufen, wohin mich die bisherigen Entdeckungen längst gewiesen hatten. Schon im Jahre 1905 hatte mich eine freundliche Zuschrift des Dillinger Hochschulprofessors Dr. SCHRÖDER auf die berühmte Stuckatoren-Familie GREINWALD in Polling aufmerksam gemacht. Kaum wusste ich darum den alten lieben Kurskollegen als Pfarrer in Polling da wandte ich mich auch schon um Aufschluss an denselben wegen der dortselbst vermuteten Ahnen. Pfarrer RÜCKERT überraschte mich nun mit einem ausführlichen und vollständigen Stammbaum der zwei ehemal´s in Polling und Oberding ansässigen und von dort spurlos verschwundenen GREINWALD – Familien, dass es geradezu eine Freude war die alte Arbeit wieder aufzunehmen. Diese beiden Stammbäume wurden zum Wurzelstock aus dem in der Folgezeit ein Stamm um den anderen reich geästelt zum Himmel emporwuchs.

War darum die Geschichte anfangs als Familiengeschichte im engeren Sinne geplant so zwang das reichlich gefundene Material den Verfasser, sich ein ausgedehnteres Ziel zu setzen und mit der Geschichte der eigenen Familie auch die Geschichte vieler anderer des gleichen Namens zu verbinden, sodass aus der anfänglichen Familiengeschichte der GREINWALD eine Stammgeschichte sämtlicher GREINWALD – Familien geworden ist. Dabei fällt kein geringes Verdienst dem schon erwähnten H.H. Pfarrer RÜCKERT zu, der da und dort bei seinen Forschungen auf Dinge stieß, die mit unserer Geschichte zusammenhängen und die er in seiner uneigennützigen Weise mir als brauchbares Bauholz für mein Werk zur Verfügung stellte. Es ist darum auch ganz selbstverständlich, dass ihm als dem besten und treuesten Mitarbeiter in besonderer Weise und an erster Stelle mein inniger Dank ausgesprochen sein soll.

An zweiter Stelle möchte der Verfasser danken dem H.H. Prof. P. AUGUSTIN, O. S. B. in Schäftlarn bekannt durch seine herrlichen Artikel in der vaterländischen Zeitschrift „Das Bayerland*. Derselbe hat die Familiengeschichte der GREINWALD vor der ersten Veröffentlichung durchgesehen und durch seine Winke und Wünsche nicht wenig zu deren Verbesserung beigetragen.

Wenn ich in der vorliegenden Geschichte auch meiner eigenen Person gedenke, so geschah das nur auf ausdrücklichen Wunsch dieses meines lieben Kritikers, der mir schrieb: „Warum haben Sie sich bei den Geistlichen nicht selbst auch angeführt ? Das ist falsche Bescheidenheit ! Einem solch „zarten“ Winke durfte man natürlich nicht widerstehen.

Der schon genannte Benediktiner war aber nicht der einzige, der sich um das Entstehen dieser Familiengeschichte verdient gemacht hat. Wenn ich aus meinen Studentenjahren eine besondere Vorliebe für das Geschichtliche mitbrachte, so war schon dieses einem Benediktiner, dem verstorben Gymnasialrektor Dr. WEIHMAYR bei St. Stephan in Augsburg zu verdanken der wie kein anderer uns Studenten mit Liebe zur Geschichte zu erfüllen gewusst hatte. Ein Benediktiner Dr. P. ADELGOTT SCHOLZ war es, welcher mir über den uralten GREINWALDHOF im Passeyertal Aufschluss gab und mir sogar eine Photographie von demselben verschaffte. Der Benediktiner-Pfarrer FRANZ MAYER in Abtenau ermöglichte mir durch seine wiederholte Gastfreundschaft, die GREINWALD – Familien in der Pfarrei Abtenau in Salzkammergut zu erforschen. – Endlich ist es ein Benediktiner – P. ANSELM EBNER – gewesen, welcher sich schon vor einem halben Jahrhundert für den berühmten Bildhauer THOMAS GREINWALD – einen Schüler SCHWANTHALERS – interessierte und vieles über denselben gesammelt hatte was mir unerreichbar gewesen wäre. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Im Jahre 1926 wurde der Verfasser noch mit 2 Benediktiner – Patres aus dem Stifte St. Peter in Salzburg bekannt, welche sich zwar GRÜNWALD schreiben, sich aber nach kurzer Korrespondenz als Angehörige der GREINWALD – Familie entpuppten und vor Vollendung dieses Werkes noch einiges dazu beitrugen, was den Wert desselben erhöhte

Neben den beiden Heimatforschern JOSEF FRANZ DRUMMER in Tutzing und ADOLF ROTH In München, die mich mit verschiedenen wertvollen Zufallsfunden bedienten, gebührt noch ein besonderer Dank all den hochw. Pfarrherrn an die ich mich mit der Bitte um Durchforschung der Pfarrmatrikeln wenden musste. Welch´ wichtiges Material ich gerade ihnen verdankte, wird an Ort und Stelle hinreichend zum Ausdrucke kommen. Dank so vieler Helfer und Mitarbeiter aus den Priester- und Laienstande war es möglich, Forschungsresultate zu erzielen, an die ich bei Beginn der Arbeit nie gedacht hätte. Es konnten z.B. die wichtigsten GREINWALD – Stämme auf 300 Jahre und noch weiter in die Vergangenheit zurückverfolgt werden. Bei einem großen Teil derselben war es sogar möglich die verwandtschaftlichen Beziehungen lückenlos nachzuweisen. Wenn dieses nicht bei allen Stämmen der Fall war, so ist das vor allem auf den späten Beginn vieler Pfarrmatrikelbücher zurückzuführen, andererseits aber auch auf den Verlust von wertvollen älteren Urkunden, welche dem 30-jährigen Kriege und anderen unglücklichen Ereignissen zum Opfer gefallen sind. Auch die vielfach mangelhafte Führung der Matrikelbücher in manchen Pfarreien ist nicht ohne schweren Nachteil für unsere Familienforschung gewesen, obwohl natürlich nicht alle in den Büchern vorkommenden Fehler durchwegs auf das Konto des betreffenden Matrikelschreibers gebucht werden sollen.

Dass unter diesen Umständen nicht alle Zweifel gelöst, nicht alle die Familie interessierenden Fragen besprochen werden konnten, ist klar. Doch ist auch bei den GREINWALD – Linien und Stämmen, bei welchen angesichts der angedeuteten Mängel die Forschung noch nicht abgeschlossen werden konnte, wenigstens alles wichtigere Material zusammengetragen und hier festgehalten worden. So bleiben diese, anderen vollständig unzugänglichen und unerreichbaren Urkunden der Nachwelt erhalten. Vielleicht wandelt später einmal einen anderen Forscher aus der Familie die Lust an, die Arbeit wieder aufzunehmen und auch die Geschichte der anderen Familienstämme zu einem abschließenden Endergebnis zu bringen.

Mehr als 35 Jahre habe ich an dieser Geschichte gearbeitet. War es am Anfang nur ein gelegentliches Sammeln des Stoffes so waren doch die letzten Jahre ernstlicher Verarbeitung gewidmet. Keine Leichtigkeit angesichts der vielen vordringlichen Berufsgeschäfte, welche natürlich dieser Familiengeschichte immer weit voranzustellen waren. Auch haben viele Beteiligte nicht das Verständnis aufgebracht, das mir die Arbeit hätte erleichtern können. Hätte ich da warten wollen bis diese sich zu der erbetenen Auskunft entschließen konnten, wäre an den Abschluss des Werkes noch lange nicht zu denken gewesen. „Aber so eine Arbeit“-hat einmal GOETHE gesagt – „wird eigentlich nie fertig; man muss sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Mögliche getan hat“. Das gilt auch hier.

Archivdirektor Dr. PIUS WITTMANN, Kgl. bayer. Reichsarchivrat, (* 30. XI. 1926) äußerte sich lobend über dieses Werk und zollte dem Sammlerfleiße und Geschicke wie auch der bei so trockenem Gegenstand doppelt anerkennenswerten flotten Stilistik Lob.

Fremdwörter wurden fast durchweg vermieden. Wenn sich das eine oder andere doch noch findet, so ist es abwechslungshalber geschrieben, in manchen Fällen sogar mit Bedacht. Denn bei allem Wortreichtum der deutschen Sprache gibt es doch Fremdwörter, welche kürzer wiedergeben, was man deutsch in längeren Worten sagen müsste. Ein solches ist zum Beispiel „speziell“ im Gegensatz zum „Allgemeinen“. Andere Fremdwörter drücken aber auch mit einem Worte aus wozu ich als Deutscher zwei Worte verschiedener Bedeutung benützen müsste. Aus diesem Grunde wurde z.B. einmal der Ausdruck „plausibel“ gebraucht, ein Wort, das nicht bloß unser deutsches „verständlich“ – „begreiflich“ wiedergibt, sondern die Bedeutung „lobenswürdig“ im Gegensatz zum Tadel dazunimmt. Wem aber euch diese wenigen Fremdwörter ein Dorn im Auge sind, der mag sie getrost aus meinem Buche ausmerzen, ich werde ihm deshalb nicht gram sein.

Eines wird dem Leser dieser Familiengeschichte auffallen: Sie ist getragen vom Geiste christlicher Weltanschauung den man in den literarischen Erzeugnissen unserer Tage nicht gewohnt ist. Wer aber praktische Erfahrungen über verschwommene Theorien und Ideen setzt der wird wohl oder übel dem Verfasser beipflichten müssen, der in seinen verschiedenen Lebensstellungen, besonders in seiner langjährigen Tätigkeit als Gefängniskurat mehr und ganz andere Erfahrungen über die Wirkung der Religion sich zu sammeln Gelegenheit hatte, als jene, welche der Religion so gerne die Bedeutung absprechen. Die vielen, welche der Bruch mit den alten religiösen Idealen und der darauf folgende Unglaube in das Gefängnis geführt hatte und welche dort allmählich aus innerer Überzeugung heraus wieder zum Glauben ihrer Kindheit zurückgefunden haben und darum den Tag segneten, an dem sie in das Gefängnis gekommen waren, sind eben so viele Beweise, dass die Religion in schwierigen Lagen die Probe ganz anders zu bestehen pflegt als der Unglaube. Und wen ein ungläubiger Schriftsteller nach seiner Entlassung aus dem Untersuchungsgefängnis in öffentlichen Tagesblättern freiwillig erzählt hat, dass ihm der Gefängnisgeistliche durch seine Predigten eine seiner Autoritäten um die andere – NITSCHE, KANT, SCHOPENHAUER usw. – aus den Händen gewunden hat und dadurch zum Glauben zurückführte, so ist das ein Zeugnis für die aufbauende Macht der christlichen Religion, welche der alle religiösen Ideale niederreißende Unglaube nicht wegzuleugnen vermag.

Die Erlebnisse, welche der Verfasser mit den tiefgesunkensten und unglücklichsten Menschen machte, müssten den größten Feind unserer Weltanschauung mit derselben befreunden und ihn zwingen sein Leben wieder darnach einzurichten. Weil aber der Umfang dieses Buches ohnehin zu groß geworden ist, muss es sich der Verfasser versagen, seine Geschichte als Gefängnisgeistlicher darin zu behandeln. Das gäbe ein Buch für sich, zu dessen Niederschreiben aber das fortgeschrittene Alter und Zeitmangel ihm keine Gelegenheit mehr bieten werden.

So sei denn die Familien – und Stammes – Geschichte der „GREINWALD“ allen Trägern dieses Namens geweiht. Weil sie aber geistiges Eigentum ihres Verfassers bleibt wollen die aus dem Eigentumsrechte sich ergebenden Rechtsansprüche in folgende Vorschriften gekleidet sein:

§1.Die Benützung dieses Buches – auch das Abschreiben desselben – ist zwar gerne gestattet‚ jedoch nur mit Quellenangabe.

§2.Die Veräußerung des Buches darf nur an Familienmitglieder geschehen und zwar kostenlos. Hat es der Verfasser kostenlos gegeben so soll es auch kostenlos weiter vererbt werden.

§3. In Erbfällen darf das Buch nicht verschleudert, namentlich nicht an Antiquare gegeben werden. Es muss vielmehr gratis an eine mit männlichen Nachkommen versehene GREINWALD-FAMILIE ausgeliefert werden.

Gratis accepistis gratis et date!

Denn sollte auch eine der GREINWALD – FAMILIEN zur Vollendung und Ausschmückung des Werkes einen Beitrag zu liefern die Absicht haben, so kommt das im Vergleich zu der geistigen und materiellen Aufwendungen des Verfassers nicht in Betracht. Dass in jener. Zeit in welcher man um Milliarden nichts mehr kaufen konnte, die Ausgaben für ein solches Werk nicht gering sein konnten, bedarf keines Beweises. Ist es doch dem Verfasser selbst einmal (1923) vorgekommen, dass ihm von derselben staatl. Kasse welche ihm eben seinen kleinen Gefängnisgeistlichen – Gehalt in „Milliardenscheinen“ ausbezahlt hatte, das gleiche Geld zurückgewiesen wurde, als er damit etwas bereinigen wollte. „Die Scheine dürfen bloß mehr ausgegeben, aber nicht mehr angenommen werden.“ hieß es kurz. Dank, innigen Dank darum jenen, ohne deren materielle Hilfe das Buch nicht hätte zustande kommen können.

§4. Zur Vervollständigung und Verbesserung des Buches möge jeder Inhaber desselben nach Möglichkeit beitragen indem er Dinge, welche im Vorliegenden nicht enthalten sind, an den Verfasser und nach dessen Tod an den eventl. Erben seiner Materialien und Familien-Akten sendet.

§5. Endlich sollen etwa notwendige Korrekturen und Familienveränderungen von Zeit zu Zeit an die gleiche Stelle übermittelt werden. Dafür werden Ergänzungen zu diesem Buche an die jeweiligen Besitzer desselben auf Wunsch gesandt.

Vielleicht darf ich die mühevolle Arbeit, die mir aber selbst viele Freude bereitet und mit der ich auch anderen nur Freude schaffen wollte, schließen mit den Schlussworten von „Dreizehnlinden“ wovon ich nur die letzten Zeilen frei zu ändern mir erlaube:

             HELF´ UNS GOTT DEN WEG ZUR HEIMAT
            AUS DEM ERDENELEND FINDEN
             UND AUS LAUTER GREINWALDSEELEN
             EINEN DANKESKRANZ IHM WINDEN.