Inhaltsverzeichnis K A P I T E L V.

Blätter und Blüten
Titelbild: Die Augsburger Greinwaldfamilien.

I. Kapitel, Greinwald aus der Laienstande

§1 Männer

  1. Kunstgärtner Ferd. Greinwald

  2. Lehrer Thomas Greinwald

  3. Oberlehrer Jos. Greinwald

  4. Arzt Dr. Jos. Greinwald

  5. Tierarzt Joh. Gg. Greinwald

  6. Richter Mich. Greinwald

  7. Stukkattoren Greinwald

  8. Bildhauer Thom. Greinwald

§2 Frauen

  1. Rosina u. Anna Greinwald

II. Kapitel , Geistliche

§1 von 1400 – 1600

  1. Pf. Ulrich Greinwald

  2. Pf. Franz Greinwald

  3. Pf. Georg Greinwald

  4. Pf. Leonhardt Greinwald

  5. Pf. Johann Greinwald

  6. Propst Fr. Greinwald

§2 aus der neueren Zeit

  1. P. Anselm Greinwald

  2. P. Frigdian Greinwald

  3. P. Sebastian Greinwald

  4. P. Edmund. Greinwald

  5. Kann. Joh. P. Greinwald

  6. P. Juvenal Greinwald

  7. Fr. Theotimus Greinwald

  8. Eberhardt Greinwald

  9. Elpidius Greinwald

  10. Ignatius Greinwald

  11. Pf. Georg Greinwald

  12. Pf. Josef Greinwald

  13. Benno Greinwald

  14. Pf. Josef Greinwald

  15. Benef. Jos. Greinwald

  16. P. Paul Greinwald

  17. P. Leop. Greinwald

  18. P. Sigisbert Greinwald

 
 

V. T e i l

Blätter und Blüten.

Damit auch interessante Einzelheiten aus dem Bereich der Greinwald-Familien nicht der Vergessenheit anheimfallen, so sollen noch einige Träger dieses Namens eigens erwähnt werden. Es sind jene, welche Beruf oder Tüchtigkeit aus dem Rahmen gewöhnlicher bürgerlicher Pflichttreue hervortreten oder Bleibendes schaffen ließ. Wenn der Verfasser dabei zuerst seines eigenen Vaters gedachte, so wird die Lektüre des nun folgenden Lebensbildes den Beweis erbringen, dass nicht bloß die dankbare Liebe des Sohnes zum Vater dem Verfasser die Feder führte, sondern dass es wirklich kein gewöhnlicher Mann war, dessen Andenken hier der Nachkommenschaft und auch anderen dargeboten wird.

 

Kapitel I:

Besonders erwähnenswerte Greinwald aus dem Laienstande

§1. Männer aus dem Laienstande

1. Ferdinand Greinwald, Kunstgärtner und von 1879 ab magistratischer Beamter in Augsburg, ist geboren am 6.12.1828 in Augsburg als Sohn des Kunstgärtners und späteren Schrannenmeisters Ferdinand Greinwald aus Raisting und der Johanna Wagner, Bauerntochter von Unterweissenberg bei Roggenburg. Verschiedene Zeugnisse und Schriftstücke aus seinem Nachlass geben uns Nachricht über seine Jugend und seine berufliche Tätigkeit.

Eine Pergamenturkunde vom März 1845 bestätigt, dass Ferdinand Greinwald am 23.4.1843 bei seinem eigenen Vater, dem Kunstgärtner Ferdinand Greinwald, als Lehrherrn die Lehre genommen hat; er wurde geprüft und zum Gesellen befördert. Am 26.9.1847 bezeugt ihm der Augsburger Gärtner Michael Jaut, „dass Ferdinand Greinwald 1 1/2 Jahre bei ihm als Geselle gewesen ist, und dass er während dieser Zeit sich fleißig und treu verhalten hat, so zwar, dass er ihn gerne noch länger behalten hätte; weil er aber anderswo sein Glück suchen wollte, so wollte er ihn nicht aufhalten, sondern vielmehr aller Orten empfehlen". Am 16.2.1850 stellt ihm die Verwaltung des Kreisirrenhauses Irrsee das Zeugnis aus, dass Ferdinand Greinwald dort als Anstaltsgärtner und zugleich auch als Kopist im Büro tätig war, dass er zur vollen Zufriedenheit mit ausgezeichneter Treue diente und dass er den Posten nur deshalb verließ, weil zur Zeit an ausschließlicher Gartenbeschäftigung Mangel herrscht. Am 15.7.1851 bestätigt ein R. Römmelen, Kunst- und Handelsgärtner in St. Gallen, dass Ferdinand Greinwald 3 Monate als Gehilfe bei ihm in Condition war, und dass er treu, fleißig und zur Zufriedenheit sich betragen hat. Auf Einladung seines Bruders Max übernahm er dann eine selbstständige Stelle beim Stanglbräu (Seiwald) in Traunstein, wo er aber nicht lang geblieben zu sein scheint; denn schon im Jahre 1852 finden wir ihn am kaiserlichen Hofgarten in Klessheim bei Salzburg. Ein unterm 9.7.1852 ausgefertigtes Zeugnis des kaiserlichen Hofgärtners in Klessheim besagt nämlich, „dass Ferdinand Greinwald 5 Monate daselbst als Gärtnergehilfe beschäftigt war und sich vorzüglich durch seine Gewandtheit auszeichnete und sich während dieser Zeit stets wohl verhalten habe". Von Klessheim wandte er seine Schritte zum nahen Salzburg. Aber auch dort war seines Bleibens nicht gar lange. Bereits am 13.11.1852 verließ er die Stelle wieder, wobei ihm der kaiserliche Hofgärtner in Mirabell das Lob spendete, dass Ferdinand Greinwald während der 5 Monate, in denen er als Gärtnergehilfe im Schlossgarten beschäftigt war, sich in allen Fächern der Gartenkunst vorzüglich ausgezeichnet hat, sodass man ihn Jedermann als einen geschickten, fleißigen und moralischen Gärtner bestens empfehlen könne". In Klessheim und Salzburg muss es ihm trotz seines kurzen Verbleibens gut gefallen haben, denn in einer Beschreibung seiner Jugend- und Wanderjahre nennt er die Tage in Klessheim und Salzburg die schönsten seiner Jugendzeit. Dass er in Salzburg wegen seiner botanischen Kenntnisse großes Vertrauen besaß, beweist der Umstand, dass er auf den Vorschlag eines älteren Gärtnergehilfen in Schloss Mirabell einer kleinen Expedition auf den Watzmann (am 13. und 14.September 1852) zur Assistenz beigegeben wurde. Diese Expedition hatte die Aufgabe, eine SpeciesDraba Sauteri", welche sich dort auf einer Matte unterhalb der Watzmannscharte befinden sollte, aufzusuchen. Die Pflanze wurde auch wirklich gefunden. Da dem kühnen Bergsteiger Ferdinand Greinwald der ungefährliche Weg zu weit schien, so sprang er in kühnem Schwung auf die Platte, um den später nachkommenden die bereits entdeckte Blume darzubieten. Das Wagnis trug ihm jedoch einen scharfen Tadel des Bergführers ein. „Mit vorzüglichen Zeugnissen und. Empfehlungsschreiben ausgerüstet", so schreibt Ferdinand Greinwald in seinem eigenen Tagebuch, „und mit einer Barschaft von 5 Gulden Münzen, die mir der Hofgärtner Schmid geschenkt hatte (bei einem Monatsgehalt von 18 Gulden ohne jede Verköstigung war ja von Ersparen keine Rede) ging ich am 5.November 1852 nach Graz. Vollständig erschöpft traf ich am 10.11.1852 abends in Graz ein. Dort machte ich mich sofort bei einem Vetter vorstellig, der mich gratis in einem benachbarten Hause ein­quartierte". (Dieser Vetter war kein anderer als der nach Graz ausgewanderte Jakob Greinwald, geb. am 15.8.1779 als 13. Kind des Johann Georg Greinwald, Bauer zum „Kotter" in Unterhausen bei Weilheim). „Am anderen Morgen", heißt es im Tagebuch weiter, „praesentierte ich ihm meine Zeugnisse und Empfehlungsschreiben, mit denen er mich im kaiserlichen Hofgarten als exponierten Gehilfen unterbrachte". Aber auch hier hielt es ihn nicht lange. Seine Wanderlust führte ihn weiter. Schon am 14.12.1852 stellte ihm der kaiserliche Burggärtner in Graz das Zeugnis aus, „dass Ferdinand Greinwald dortselbst drei Wochen in Arbeit stand, sich fleißig, treu und gesittet betragen hat und auf sein eigenes Verlangen wieder entlassen wird". Wohin er sich von Graz weg wandte, berichtet uns seine eigene, druckreif schön geschriebene biographische Skizze mit dem Titel: „Lehr- und Wanderjahre". „Da es mir in Graz nicht gefiel, heißt es hier, so ging ich am 6. Dezember 1852 nach dem kroatischen Warasdin, wo ich freilich den liebgewordenen Bergen valet sagen musste; denn die höchsten Anhöhen dortselbst waren die ausgeworfenen Gräben um das alte Schloss des Grafen von Erdödy, zwischen denen die Unken (Kröten) mir das Morgenlied pfiffen". Trotz allem hat er sich dort gut eingewöhnt, sodass er sicher noch länger geblieben wäre; aber anlässlich eines Schadenfeuers hatte er sich durchnässt und sich dadurch das sogenannte kroatische Fieber zugezogen. Trotz bester Verpflegung verschlimmerte sich sein Zustand so, dass nach Aussage des Arztes Schwindsucht in Aussicht stand, wenn nicht eine Luftveränderung vorgenommen würde. Ferdinand Greinwald ließ sich daher durch seinen Bruder Max ablösen und kehrte dann in die Heimat zurück. „Von da ab verließ ich die Heimat nicht mehr, um auswärts Dienst zu suchen", so schließt der Bericht über die Wanderjahre.

In einem Zeugnis, datiert vom 18.4.1858, beurkundete ihm die königliche Bezirksschulinspektion, „dass in Augsburg, seiner Vaterstadt, Ferdinand Nikolaus Greinwald nach den bei der Bezirksschulinspektion produzierten Studienzeugnissen und nach mündlichem, kurzem Examen eigene Kenntnisse und Fertigkeiten in den Hauptgegenständen des deutschen Schulunterrichtes, welche das bürgerliche Leben und das Geschäft erforderten, in sehr hohem Grade besaß, da er vier Jahre an der Lateinschule bei St. Stefan und auf zwei Winter an der Gewerbeschule dahier Geometrie hospitierte".

Man sieht aus all dem, er hatte fleißig gelernt und sich überall gut bewährt, sodass es uns nicht mehr wundern kann, wenn er nach seiner um diese Zeit erfolgten Selbständigmachung alsbald eine führende Rolle bei seinen Fachgenossen und Mitbürgern errang. Im September 1863 wurde seine Wahl zum Mitglied der kath. Kirchenverwaltung St. Max in Augsburg behördlicherseits bestätigt. 1865 finden wir ihn als Mitbegründer der ins Leben gerufenen Schwäbisch-Bayerischen Gartenbaugesellschaft. Dieselbe gab ihm in Würdigung seiner großen Verdienste, welche er sich als Schriftführer dieser Gesellschaft erworben hat, im Jahre 1867 eine herrliche silberne Uhr mit Widmung zum Geschenk. Als er 1868 von Augsburg schied, um sich in München zu verbessern, ernannte ihn die Schwäbischbayerische Gartenbaugesellschaft zum "Korrespondierenden Mitglied und erlaubte sich noch einmal, für den vielen Eifer und Fleiß, da er immer die Interessen des Vereins zu heben und zu fördern suchte, den besten Dank auszusprechen". Auch in München wusste sich Ferdinand Greinwald sehr bald das Vertrauen seiner Geschäftsgenossen zu erwerben. Das ist zu ersehen aus „einem Schriftstück vom 14.4.1863, worin der Kunst- und Handelsgärtner Ferdinand Greinwald hier (in München) von der bayerischen Gartenbaugesellschaft eingeladen wurde, als Preisrichter bei der in München stattfindenden Blumenausstellung zu fungieren. Mit Recht. Denn Ferdinand Greinwald hatte staunenswerte botanische Kenntnisse und vermochte nicht bloß die einzelnen Pflanzen, sondern selbst ihre seltensten Spielarten mit ihrem eigenen Namen zu benennen. Heute noch existieren große Bilder ganzer Sortimente Pelargonien, die er selbst gezüchtet hatte. So ist es erklärlich, dass er für seine gärtnerische Leistungen wiederholt große erste Preise erzielte.

In München war ihm das Glück nicht hold. Darum kehrte er wieder nach Augsburg zurück, wo ihn seine Kollegen mit Freuden aufnahmen und zuerst mit der Schriftführung, von 1872 - 1877 aber, wo er wieder nach München zurückkehrte, mit dem Amte des Vorstandes in der Gartenbaugesellschaft betreuten. Als solcher veranstaltete er trotz des Widerstrebens seiner Fachgenossen eine wunderbar verlaufene Blumenausstellung in der Augsburger Schrannenhalle. Er musste sogar, um sie zu erreichen, mit seinem ganzen Vermögen für das Gelingen derselben haften, erst dann ging man auf seinen großzügigen Plan ein. Die bürgerliche Geschäftswelt von damals wollte nichts wagen und begriff noch nicht, dass man seine Leistungen auch zeigen und sich bekannt machen muss, wenn man neue Absatzgebiete gewinnen will. Als dann alles wider Erwarten gut gelungen war, zeigten sich auch die Freunde dankbar. Heute noch ist die Familie im Besitz eines herrlichen geschliffenen Bierglases mit kunstvollem Silberdeckel und der Inschrift: „Zur Erinnerung an die Blumenausstellung 1874 v. d. Schwäbisch Bayr. Gartenbaugesellschaft Augsburg ihrem Vorstand Ferdinand Greinwald“.

Trotz seines Unternehmungsgeistes und trotz seiner Tüchtigkeit vermochte er in Augsburg nicht zu erreichen was ihm als weitgereistem Fachmann vorgeschwebt hatte. Im Jahre 1877 zog es ihn zum zweiten Male nach München. Was er daselbst um seiner zahlreichen Familie willen gesucht hatte, materielle Besserstellung, fand er jedoch auch dieses Mal nicht. Im Gegenteil; er büßte sein ganzes Vermögen ein und kam mit seiner Familie und seinen 6 Kindern in bitterste Not. Bettelarm kehrte er nach Augsburg zurück. Im Herbst 1878 musste er sogar eine kostbare Sammlung von 2oo der verschiedensten selbst gezogenen Pelargonien, die er bisher als einen Reichtum behütet hatte um eine Bagatelle verkaufen, nur um seine Familie vor dem Verhungern zu bewahren. In seinem von ihm selbst geschriebenen Gebetbüchlein findet sich heute noch ein trauriges Dokument aus jener entsetzlichen Zeit: Es ist das Konzept einer Zeitungsannonce, mit welcher er damals Arbeit suchte, um seine Familie ernähren zu können. Die Notiz lautet: „Ein Mann mit großer Familie, der durch besondere Verkettung der Umstände binnen einem Jahr sein ganzes Vermögen eingebüßt hat, bittet unter Bezugnahme auf seine große Gewandtheit im Rechnen, Schreiben usw. menschenfreundliche Bürovorstände um Beschäftigung. Gütige Offerte unter F. G. bei der Expedition gefl. zu deponieren". Aber „die edlen Menschenfreunde" ließen ihn im Stich, ebenso die zahlreichen Freunde aus früherer Zeit. Nur ein Einziger derselben scheint sich seiner vorübergehend in der Not erinnert zu haben. Denn eines Tages kamen von unbekannter Hand ein paar Holzbillete, mitten im strengen Winter. Noch heute erinnert sich der Verfasser, mit welch dankbarer Freude damals diese Anweisungen auf ein wenig Holz in Empfang genommen wurden, durfte er doch selbst mitgehen, als es abgeholt und in die kalte Mansardenwohnung in der damaligen Windgasse (jetzt Frauentorstraße) geschafft wurde. Damals war es auch, wo der talentierteste Sohn der Familie, der im Jahre 1865 geborene Ferdinand, freiwillig das Studium aufgab, um als Schriftsetzer mitverdienen zu können. Der Verfasser selbst erinnert sich noch gut, wie 1882 bei seiner Anmeldung der edle Gymnasialrektor P. Thomas Kramer bei St. Stefan den Vater mit den Worten empfing: "Bringen Sie mir schon wieder einen zum Studieren? Hätten Sie mir doch den ältesten Sohn gelassen, dann hätte ich gerne auf die Weiteren verzichtet. Der Vater gab ruhig zur Antwort: „Die Not hat mich dazu getrieben", und Rektor Kramer erwiderte darauf: „Hätten Sie mir das damals gesagt, den hätten wir studieren lassen".

Als die Not am größten war, hat Gott geholfen: Im Frühjahr 1879 bekam Vater Ferdinand Greinwald eine Stellung beim Stadtmagistrat Augsburg, in welcher er bis ins hohe Alter verblieb. Was sich vorher als Unglück angesehen hatte, der Verlust des Vermögens, das wurde später zum Glück für die Kinder. Die Söhne haben sämtlich einen anderen und glücklicheren Lebensberuf gefunden, als es ihnen ohne den Geschäftsruin des Vaters möglich gewesen wäre. Es war des alternden Vater Stolz, dass er dieses ohne jede fremde Beihilfe, bloß mit Gottes Segen erreicht hatte. Wenn dabei er selbst und seine Kinder oft haben darben müssen, er blieb doch seinem Grundsatz treu: „Wenn die Kinder etwas werden, so sollen sie es nach Gott niemand anderem zu danken haben als ihren Eltern".

Auch in dem neuen Beruf entzog er seinem einstigen Gewerbe die Neigung nicht ganz. Hatte er noch in den schlechtesten Zeiten nach dem Zusammenbruch seines Geschäftes auf Wunsch seiner Kollegen einen Vortrag über Kultur der Zimmerpflanzen gehalten, welcher von der Druckerei Reichenbach verlegt wurde und mit seinem geringen Ertrage die Familie wieder kurze Zeit über Wasser hielt, so vollendete er seine Arbeit für den Verein damit, dass er die Manuskripte seiner vielen Vorträge demselben gratis zur Verfügung stellte. Unter dem 15.1.1894 wird ihm im Auftrag der Generalversammlung der Gartenbaugesellschaft dafür gedankt, dass er die Manuskripte seiner Vorträge derselben übersandt hat. Unterzeichnet ist "Dein Freund Schäfer". Jahrzehntelang hatte er für seinen Beruf gelernt und für sein Fach gearbeitet, Gott aber hatte ihn nach vielen Schicksalsschlägen andere Wege gewiesen, die ihn ein glückliches und frohes Alter im Kreise der Seinen zubringen ließen.

78 Jahre alt trieb es ihn noch einmal in die Heimat seiner Ahnen, in die Gegend von Raisting. In Schondorf brachte er seinen letzten Urlaub zu. Hatte er sich in jungen Jahren mit den gleichaltrigen Vettern in Raisting einmal entzweit, als Greis wollte er ihnen zeigen, dass die Zeit alle Wunden geheilt hatte. Den einen besuchte er in Diessen, den andern in Utting. Wie die Jungen schwätzten sie in einem freundlichen Ammersee-Gasthof und tauschten die alten Jugenderinnerungen aus. Es sollte das letzte Wiedersehen auf Erden sein. Acht Tage blieb er dort, dann kehrte er heim, nachdem er nochmals den heiligen Berg Andechs hinauf gewallt war. Die Reise hatte ihm gut bekommen. Wenige Tage darauf aber kam die letzte kurze Krankheit über ihn. Sonntags wohnte er noch wie immer dem Sonntagsgottesdienst im Augsburger Dom bei und machte danach den üblichen Spaziergang zu St. Ulrich. Nachmittags legte er sich ermüdet nieder. Vorsichtshalber empfing er am Montag die heiligen Sterbesakramente und entschlief am Dienstag darauf sanft im Herrn.

War es nach seinem Geschäftsruin schon immer sein Wunsch gewesen, wieder ein eigens Haus zu besitzen, so hatte Gott ihm neben vielen anderen Freuden auch noch diese Freude geschenkt. Sechs Jahre lang wohnte er wieder im eigenen Haus (in der Jesuitengasse P 402). Am 14.August 1906 brachte man ihn zur letzten Ruhe in das Familiengrab am katholischen Gottesacker, wo auch von den Seinen aufbewahrt ist, was sterblich war an ihnen. Auf seine Sterbebildchen hatte man ihm seinen Wahlspruch drucken lassen, der ihm über so vieles weggeholfen hatte:

                        "Herr, Dein Will' gescheh', wo ich auch geh' und steh',
                         Herr, Dein Will' gescheh', wenn ich's auch nicht versteh',
                         Herr, Dein Will' gescheh', und tut's auch noch so weh'."

Es tat auch wirklich sehr oft weh und doch ist der Wille Gottes ihm und den seinen zum Heile geworden.

Hatte Ferdinand Greinwald einstens im Alter von 52 Jahren in schwerer Krankheit, wie er später einmal dem Verfasser erzählte, nur um das eine gebeten, Gott möge ihn solange noch am Leben lassen, bis seine sechs Kinder versorgt sind, so beweisen die darauf folgenden 26 Jahre, die Gott ihm zu seinen 52 Jahren schenkte, dass Gott wirklich „gut ist allen, die ihn suchen", wie der Psalmist sagt.

Auch der Umstand war der Familie zum Vorteil gewesen, dass der älteste Bruder Ferdinand, der talentierteste von allen "Greinwaldbuben", wie man sie nannte, das Studium hatte aufgeben müssen. Ihm war es hauptsächlich zu danken, dass die anderen drei Brüder studieren konnten. Denn der tüchtige und sparsame Bruder Ferdinand hat nur für seine Familie gelebt und gesorgt und hat im Glücke seiner Geschwister sein eigenes Glück gefunden, bis er 1935 siebzig jährig im Elternhaus starb, ein stiller Wohltäter für Arme und Kranke, denen er seine Ersparnisse zuwendete, soweit er sie für seine eigenen Geschwister nicht brauchte. R.I.P.

Neben Ferdinand Greinwald, Großvater und Sohn, hat die Greinwaldsippe dem Gärtnergewerbe noch manch tüchtige Kraft zugeführt. War doch des Ebengenannten Vater auch schon ein Kunstgärtner. Vielleicht ist dieser zu seinem Beruf durch einen anderen Gärtner aus der gleichen Familie gekommen. Wer weiß ob nicht der Sohn des Pollinger Lehrers Thomas Greinwald, der 1771 in Polling geborene Sohn, Gärtner Joh. Georg Greinwald in Weilheim, ihn in die Kunst eingeführt hat? Dieser hatte offenbar die Gärtnerei in München gelernt, da wir ihm dort wiederholt als Gesellen begegnen, bevor er sich in Weilheim niederließ. Auch die Tutzinger Greinwaldfamilie führte einige Glieder dieser Gewerbeart zu. Erst vor ein paar Jahren starb einer aus der Greinwaldfamilie beim „Resch" in Tutzing als Gärtnermeister August Grünwald in Füssen, während ein anderer Greinwald heute noch Gärtner in Pöcking ist. Er nennt sich Abdon Grünwald und stammt aus der Greinwaldfamilie von Garatshausen welche 1747 von der Greinwaldfamilie „beim Lochmann" in Tutzing abzweigte. Letztere existiert heute noch in einer Unzahl von Familien mit dem Namen Greinwald in den verschiedensten Orten.

2. Thomas Greinwald, Schullehrer in Polling. Er ist geboren am 5.3.1734 in Oderding, Pfarrei Polling, als Sohn des Schmiedemeisters Matthias Greinwald von Oderding und der Therese Erhard von Berg. Die Eltern ließen den Kindern, wie es scheint, eine sehr gute Erziehung zu Teil werden, wozu auch das nahe Kloster Polling seinen Teil beigetragen haben mag. Zwei Brüder waren Priester, der eine Jakob, geb.20.7.1726, als Pater Sebastian im Stifte Weyarn, der andere Joseph Anton, geb.24.5.1730 in Oderding, gestorben am 7.3.1808, als Pater Frigdian in Polling. Von Thomas selbst konnte lange keine Nachricht gefunden werden, sodass es den Anschein hatte, als ob er die Pollinger Schulstelle mit einer anderen vertauscht hätte. Erst die Entdeckung des Hochw. Ortspfarrers Georg Rückert brachte Licht in die Frage. Derselbe fand nämlich eine vom 19.April 1803 datierte Tabelle sämtlicher Individuen, welche bisher vom Kloster Polling Pensionen oder Almosen bezogen, darunter: „Thomas Greinwald, gewester Schullehrer in Polling 69 Jahre alt, 41 Dienstjahre, verheiratet, ein Kind ist versorgt, sieben dienen. Er besitzt einen zweiunddreissigstel Hof, Sölde, die aber seinen jährlichen Unterhalt nicht erträgt. Er bezog daher vom Kloster wegen langjähriger gut geleisteter Dienste eine Pension von 105 fl. 8 kr. und zwar für Kost 6o Gulden, täglich eine Maß Bier, vierundzwanzig Laib Brot zu 1 kr." Laut Totenbuch ist er in Polling am 5.Mai 1812 nachts 11 Uhr gestorben, und zwar an einer Lungenentzündung, versehen mit den hl. Sterbsakramenten im Alter von 78 Jahren.

3. Oberlehrer Joseph Greinwald in Landsberg (1849 - 1898) aus der Raistinger Greinwaldfamilie stammend. Vielleicht ist es auch da am besten, wenn man den Sohn vom Vater erzählen lässt. Aus diesem Grunde folgt die kleine Biographie, in welcher Hauptlehrer Clemens Greinwald. in München, des Verfassers Freund und Vetter, das Andenken seines lieben Vaters in einem Brief an den Verfasser feierte. Dieser Brief hat folgenden Wortlaut:

Mein Vater: Ein seltsames Erlebnis aus seiner ersten Jugendzeit: Seine Großmutter setzte den kleinen Joseph, der mit Stolz die ersten Höschen trug, auf den Schubkarren und fuhr mit ihm in den nahen Wald. Die sorgsame Frau bettete ihren Liebling auf weiches Moos zum Schlafe, ohne zu beachten, dass in nächster Nähe unter den knorrigen Wurzeln einer hohen Fichte ein verdächtiges Loch gähnte. Bald umfing den Kleinen der sanfte Schlaf und die Großmutter bückte sich emsig nach dürren Zweiglein, sich immer weiter entfernend. Plötzlich vernahm sie ein gar ängstliches Geschrei des ihr Anvertrauten. Sie eilte herbei. Ein Fuchs hatte den Joseph an seinem neuen Hosenbein gepackt, ihn bis zu seinem Loch geschleift und war eben bemüht ihn noch weiter hineinzuziehen.

In der Schule zeigten sich bald die Talente des geweckten Knaben. Obwohl seine Eltern aus ihm einen Zimmermann machen wollten, - sein Vater war ja städtischer Zimmerpolier in Freising - setzte er es doch durch, dass er in das Lehrerseminar eintreten durfte. Mit Auszeichnung absolvierte er 1868 und später legte er das Staatsexamen mit so hervorragendem Erfolge ab, dass ihm die Prüfungskommission ihre besondere Anerkennung aussprach. Nur einige Monate wirkte er in Pötmes und Mammendorf und kam dann noch 1868 nach Landsberg. Hier war er im Hauptamt an der Volksschule und im Nebenamt 10 Jahre an der Präparandenschule tätig (1868 - 1878). Der Übertritt an letztere Anstalt stand ihm offen. Er lehnte ab und blieb der Volksschule treu. Schon 1880, also im Alter von 31 Jahren, wurde er zum Oberlehrer an der Knabenschule und an der von "Dominikanerinnen" geführten Mädchenschule ernannt. Unter seiner Leitung hob sich die Landsberger Schule zu einer Erstklassigen und vielfach wurde ihm Anerkennung für sein verdienstvolles Wirken von der Stadtgemeinde und der Bürgerschaft zum Ausdruck gebracht, ganz besonders anlässlich seines 25 jährigen Lehrerjubiläums, das ein Festtag für die ganze Stadt war. Er betonte in seiner Erwiderung, auch fernerhin wolle er bestrebt sein, für eine auf christlicher Grundlage stehende Erziehung und Bildung seine volle Kraft einsetzen zu wollen (25.November 1893).

Auch an höchster Stelle erfreute er sich größten Vertrauens. Ein hervorragender Beweis hierfür war seine Abordnung zur Weltausstellung nach Wien (1873). Mit dem Amt eines Oberlehrers wurde ihm auch das des Bezirkshauptlehrers übertragen. Als Konferenzleiter suchte er seinesgleichen. Alt und Jung kehrte mit neuen Anregungen und mit Liebe zum Beruf an den stillen Wirkungsort zurück. Wie mancher durch den Beruf Verbitterter wurde von ihm aufgerichtet durch seinen Ausspruch: „Und wenn ich wieder auf die Erde kommen könnte, würde ich wieder Lehrer werden". So war er für einen ganzen Bezirk mit mehreren tausend Kindern die führende Seele. Darum die große Verehrung unter der Lehrerschaft. Viele Jahre wurde er zum Vorstand des Bezirkslehrervereins Landsberg gewählt. Er wusste den Versammlungen ein ideales Gepräge zu verleihen und für gute und schöne Ziele Begeisterung zu erwecken.

Auf vielfaches Drängen nahm er die 2.Vorstandstelle des oberbayerischen Kreislehrervereins an. Nach dem Tode des 1. Vorstandes war er gezwungen, die Geschäfte desselben 2 Jahre fortzuführen. Eine Wahl zum 1. Vorstand lehnte er wegen Arbeitsüberhäufung ab. (1895).

Seine musikalische Begabung stellte er in den Dienst der Liedertafel. Allgemein wird behauptet, dass unter seiner Leitung die Glanzzeit dieser Vereinigung fällt. Er war Vorstand von 1882 - 84 und 1890 - 1897 sowie Ehrenmitglied des Vereins.

Eine treue Charakteristik gab der edle Mann wohl sich selbst durch einige Zeilen, die er mir in ein Wanderbuch schrieb als ich vom Elternhause Abschied nahm und in meinen Beruf eintrat: „Habe stets Gott vor Augen! Denke öfters an deine Eltern! Sei immer gewissenhaft in der Erfüllung deiner Obliegenheiten! Dann wird es dir gut gehen und du wirst einstens glücklich zu uns zurückkehren. - Dein Vater 30.9.89".

So habe ich meinen lieben Vater im Gedächtnis. Ehre seinem Andenken! Der Allmächtige gebe ihm den ewigen Frieden! Herzliche Grüße Dein Vetter Clemens".

4. Arzt Dr. Joseph Greinwald fürstbischöfl. Freising, Hofarzt, gestorben 1743 in München. Zschokke erwähnt ihn in seiner „Bayerischen Geschichte" Aarau 1820, als Mitbegründer der Academia Carolo-Albertina 1720. „Agnelius Kandler, Eusebius Amort und der fleißige Franz Joseph Grünwald, eines Gürtlers von Wolfratshausen Sohn, ein junger denkender Arzt“. Näheres darüber Lippert Abhandl. Kurbayr. Akademie. Über diesen Arzt glückte dem Verfasser folgende Entdeckung:
An der Südseite der Pfarrkirche von Wolfratshausen befindet sich ein gut erhaltener Marmorgrabstein, der folgendes besagt:

"Jos. Grein seu Grien wald Veliphoratusanus Med. Doct. rev. ser. principis. Episc. Fris Med. cubic. inclyt. stat. prov. sup. Bav: Phys & S. R. I. acad. N. C. collega anno MDCCXLIII die XI Mens: Jul. R.I.P". Dem Grabstein zufolge ist am 11.Juli 1743 gestorben der Arzt Dr. med. Jos. Greinwald oder Grienwald, gebürtig aus Wolfratshausen, weitbekannter Leibarzt des Fürstbischofs von Freising usw. Dieser Grabstein ist ein Beweis dafür, dass Greinwald und Grienwald um jene Zeit schon vielfach füreinander gebraucht wurden.

Interessante Mitteilungen über diesen Arzt fand der Verfasser in den „Bayerischen Geschichten" von Zschokke (Aarau 1820, welcher unter den Gründern der Academia Carolo-Albertina neben Agnellus Kandler (1692 - 1745) und Eusebius Amort (gest.1745 in Polling) den „fleißigen Franz Joseph Grünwald" nennt, den Sohn eines Gürtlers von Wolfratshausen. Er heißt ihn bei dieser Gelegenheit einen „jungen denkenden Arzt" und fügt bei: „So lange diese Männer lebten und wirkten, erhielt sich eine Verbindung, deren Schriften, wenngleich Denkmale ungebildeter Schreibart, wohltätiges Streben zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse beurkunden. Mit den Stiftern des Bundes verging er selbst".

Wie Lippert in seinen „Abhandlungen über die Kurbayerischen Akademien der Wissenschaften" im 2. Bande, Seite 30 erzählt, „erschien der 6. und letzte Band des Parnassus boicus im Jahre 1740. Er wurde größtenteils von Dr. Grünwald verfasst". „Da nun auch dieser das Zeitliche verließ", fügt Lippert bei, „so ist diese Gesellschaft vollends zertrümmert worden und zum Ende gegangen".

Während Zschokke von unserem Greinwald nur weniges zu berichten weiß widmet ihm Lippert in seinen Abhandlungen von den gelehrten Gesellschaften Bayerns volle 6 Seiten, also 3 mal mehr als dem berühmten Eusebius Amort von Polling. Geburt, Schaffen und Tod dieses Arztes sind in diesem Buche so ausgiebig besprochen, dass dieser Bericht es verdient, hier wörtlich festgehalten zu werden. Er lautet:

                            Franz Joseph Grein- oder vielmehr Grünwaldt
Er ward im Jahre 1708 zu Wolfratshausen geboren, woselbst sein Vater das Gürtlerhandwerk trieb. Er hatte von der Natur die schönsten Gaben erhalten, die er von Kindheit an mit der größten Sorgfalt wohl auszubilden bemüht war; welche Bemühung ihm auch mit dem glücklichsten Erfolgen belohnt wurde. Er tat sich in allen Klassen hervor und übertraf seine Mitschüler ebenso sehr an dem geschwinden Genie (Fassungskraft), als an der Emsigkeit in dem studieren. Nachdem er die schönen Wissenschaften getrieben hatte, schritt er in Ingolstadt zur Weltweisheit: hierinnen gab er von seiner Gelehrsamkeit solche ausnehmend gute Proben, dass ihm von der medizinischen Fakultät daselbst die damals ungewöhnliche Gnade und Erlaubnis zugestanden wurde, nicht nur die Kollegia medicinae nebst der Philosophia anhören, sondern sogar in den öffentlichen Disputationen mit und neben den ordentlichen Lehrern der Arzneiwissenschaften argumentieren zu dürfen. Diese vortrefflichen Gemütsgaben bewogen seinen Lehrer, dass er ihn in sein Haus nahm und seiner vertrautesten Freundschaft würdigte. Diese vorteilhafte Gelegenheit machte sich derselbe wohl zu Nutzen und da er von seinem Lehrer durch die stärksten Beweisgründe überzeugt wurde, dass die peripatetische Weltweisheit zur gründlichen Erlernung der Arzneiwissenschaft nicht viel tauge, legte er sich auf die damals im Lande durch den sehr gelehrten Benediktiner aus dem Kloster Seeon P. Fructuos Scheidsach (oder dem verkappten Carpophorus del Giudice) und obigem Professor Morasch kurz vorher eingeführte athomistische Philosophie (vom hl. Thomas absehende) mit vollem Eifer und kam hierin so weit, dass er noch als Student imstande war seinen „Medicum novitium scrupulosum", dessen meisten Sätze auf dem Grund der eben erwähnten Philosophie beruhten, sehr wohl abzufassen.

Anstatt dass er durch diese rühmliche Bemühung den Grund zu seiner künftigen Versorgung gelegt, hätte er sich hierdurch beinahe seinen völligen Umsturz zuwege gebracht, indem der Censor desselben, ungeachtet er ihm die Erlaubnis zum Drucken (des Buches) vorhin schon erteilt hatte und ein Teil hievon schon gedruckt war, genanntes Buch zur nochmaligen Censur mit dem Vorgeben verlangte, dass er einige Sätze darin angeführt hätte, die ihm oder vielmehr anderen anstößig erschienen, mithin noch auszumerzen waren. Grünwald verweigerte dieses Ansinnen aus zweierlei Ursachen: Weil das Buch die Zensur schon passiert und er hierauf schon einige Unkosten verwendet hatte. Der Gegner hingegen beharrte auf seinem Begehren: Daher Grünwald, um dem Ungewitter so ihm schon drohte, auszuweichen, die hohe Schule zu Ingolstadt verließ und sich nach Altdorf wandte, allwo er nach überstandenen scharfen Prüfungen und ohne Vorsitz „de vita Plantarum" gehaltenen Disputation im Jahre 1732 den Doktorhut erlangte. Er kehrte sodann nach Ingolstadt zurück und musste gleich erfahren, dass das vorige Feuer seitdem nicht nur nicht gedämpft worden, sondern vielmehr auf ein Neues zu toben anfing. Er wurde von dem Rektor der hohen Schule abermals zitiert und da er das Forum nicht anerkennen wollte, wurde er cum infamiae nota relegiert; da aber diese Relegation ohne Landesfürstliches Vorwissen unternommen worden war, so war sie ohne Wirkung. Hierauf ging er nach München, wo gleich wieder ein neuer Krieg entstand: Der Professor der Weltweisheit daselbst P. Franz Xaver Stängl machte mit dem Drucke die Frage bekannt: „an Philosophiae athomisticae aditus patere possit, vel debeat ad Lycaeum Monacense nuper erectum?" und äußerte (behauptete) hierinnen, dass Grünwald zu dem Buche Medicus novitius scrupulosus nur den Namen hergeliehen und ein anderer, nämlich der Professor Morasch, selbes verfasst habe. Grünwald wurde hierdurch sehr aufgebracht und in seiner „epistolica animadversione" bewies er deutlich, dass er sich nicht, wohl aber sein Gegner, einen gelehrten Diebstahl habe zuschulden kommen lassen. Diese Verteidigung machte hier großen Lärm und gab zu noch mehr Unruhen Anlass. Es wurden daher diese, wie auch des „Medici scrupulosi" noch nicht verteilte Exemplarien auf Ansuchen des Gegners konfisziert und hiermit dieser Komödie ein Ende gemacht. Nach diesen glücklich überstandenen Verdrießlichkeit, fing er an sich der Praxi Clyniae und den Musen mit noch größerem Eifer zu widmen.

Eine Frucht hievon war sein „Album jatrium Bavariae", das er im folgenden Jahre 1733 herausgab, welches von den Gelehrten „in Commercio litterario Nor und den „Arbeiten der Gelehrten im Reich" sehr wohl aufgenommen worden ist. In den nachfolgenden Jahren saß er auch nicht müßig, sondern sammelte sehr viele Kräuter, die in diesen Gegenden wachsen und gab ein Verzeichnis derselben heraus, deren Anzahl er hernach um ein Merkliches vermehrt hat. Im Jahre 1735 wurde seine „Anzeige älterer Schriften", welche mit einigen, zur Bayerischen Historie dienlichen Anmerkungen versehen sind, in die „Arbeiten der Gelehrten im Reiche" eingerückt und von ihm die Lebensbeschreibung des berühmten Professor Morasch dem Drucke übergeben. Diese rühmlichen Bemühungen brachten ihn nicht nur in dem Lande, sondern auch bei den Ausländern in großes Ansehen. Er wurde daher von dem Bischof zu Freising als Leibarzt und von den Landständen als Landschaftsphysikus Münchnerischen Rentamts ernannte wie auch in die Societatem Naturae Curiosorum unter dem Namen Polybius II. aufgenommen, in deren Akten seine "nova febris miliaris sub exitum anni 1733 et initium anni 1734 in celsissimo alpium pennarium Bavariae jugo epidemice grassantis" zu finden ist. In dem eben genannten Jahre 1737 (?) gab er auch des ehemaligen kurfürstlichen Leibarztes Heinrich Menrads von Verwaltern „Methodum resolvendi Puncta theoretica et practica", und 2 Jahre hierauf desselben „Sermone: academicos" in den Druck. Hiernächst machte er um eben diese Zeit auf Befehl der Landschaft, jedoch ohne Beisetzung seines Namens, eine Abhandlung von den Mitteln gegen die damals grassierende Viehseuche in deutscher Sprache bekannt. In den darauf folgenden Jahren war er nicht minder arbeitsam, wie das nachstehende Verzeichnis jener Abhandlungen, die er gegenwärtiger Gesellschaft geliefert hat, sattsam bewährt. Er wurde aber von seinem Fleiße teils durch seine schlechten Gesundheitszustände, teils aber durch die vielen Verdrießlichkeiten, so er von seinem alten mürrischen Weibe auszustehen hatte, in mehrfacher Beziehung abgehalten.

Als er endlich im Jahre 1743 zu einem Kranken nach Kloster Beuerberg geholt und auf dem Rückwege umgeworfen wurde, fiel er auf einen Stein, wodurch er auf der Brust tödlich verwundet wurde. Mit einem christlichen Heldenmut sah er dem Zeitpunkt getrost entgegen, der ihn in die Ewigkeit abordnete und er war nur bedacht, sich zu dem Augenblicke zu bereiten, der sein ewiges Heil entscheiden würde. Mit den großen Wahrheiten der Religion war er stets zu sehr beschäftigt gewesen, als dass er sich nicht in den letzten Stunden den heiligen Empfindungen ganz hätte überlassen sollen, die in dem Herzen, wie das seinige war, erweckt werden mussten. Eine unbewegliche Geduld, eine demütige Ergebung in den Willen Gottes, ein festes Vertrauen auf seine Güte und eine zärtliche Dankbarkeit für alle seine Wohltaten ließen ihn bei dem Vater der Barmherzigkeit Gnade finden. Er ging nach etlichen Wochen lang dauernder Krankheit in ebenbesagtem Jahre ohne Zurücklassung von Leibeserben in die Ewigkeit. Sein Leichnam ist nach seinem Verlangen in seinen Geburtsort überbracht und in der Pfarrkirche daselbst beerdigt worden. Sein guter Freund Joseph Anton Oefele, Theologiae Doktor und Chorherr zu Unserer Lieben Frau allhier, ließ ihm ein Grabmal von Marmor aufrichten. (Es ist dies das schon erwähnte Grabmal an der Wolfratshausener Pfarrkirche).

Seine Schriften, womit er den Musenberg bereichert hat, sind folgende:

  • 1. Bericht von dem herzoglichen Leibarzt Dr. Joseph Hartlieb.
  • 2. Von dem damals in Bayern u. anderen Orten grassierenden Viehfall.
  • 3. Lebensbeschreibung des berühmten Benediktinermönches P. Karl Meichelbeck.
  • 4. Beschreibung einiger in Bayern befindlicher Heil- und Gesundbrunnen.
  • 5. Bericht von dem Gasteinerbad.
  • 6. Commentatiunoula de Geigeris.
  • 7. Lebensbeschreibung des Johann Joseph Pock.
  • 8. Lebensbeschreibung P. Ullrich Staudigels, Benediktiner von Berg Andechs.
  • 9. Nachricht von dem heiligen Quirinöl.
  • 10. Unvorgreifliche Gedanken vom Salzwesen in Bayern.
  • 11. Nachricht von Hippolytus Quarinonius.
  • 12. Höfliches Ersuchen an alle treugesinnten medizinischen Patrioten Bayerlands
         
    von einer Topographia Botanica.
  • 13. Nachrichten von einigen neu herausgekommenen medizinischen Büchern.

Dieser fleißige Mann hat zwar noch sehr viele Abhandlungen von verschiedenen Dingen verfasst und nach seinem eigenen Geständnis bei 40 Heil- und Gesundbrunnen beschrieben; allein es ist hievon nichts zum Vorschein gekommen; soviel aber ist richtig und gewiss, dass er noch etliche Tage vor seinem Hintritt dem Direktor des Collegii naturae Curiosorum einen großen Teil hievon zugesendet habe, wie mir dessen vertrauter Freund, oben bemeldeter Felix Oefele unlängst berichtet hat, dem er selbst es auf seinem Todbette eröffnet hatte. Hätten andere Ärzte diesem rühmlichen Beispiele nachgefolgt welch eine gute Gestalt würde nicht die Arzneiwissenschaft in Bayern schon jetzt haben".

Die von Lippert erwähnten Personalnachrichten geben mit den umstehend noch folgenden ein so anschauliches und vollständiges Bild von dem berühmten Arzt Dr. Joseph Greinwaldt, seinem Leben und Wirken, dass zu einer vollständigen Biographie desselben nichts mehr fehlt.

Die Pfarrmatrikeln von Wolfratshausen, von denen die ältesten verloren gegangen sind, lassen über die Herkunft des Doktor Joseph Greinwald nur folgendes mit Sicherheit feststellen: Sein Vater war Andreas Greinwald, der Sohn des Christoph und der Maria Greinwald. Andreas Greinwald heiratete in Wolfratshausen zweimal: Im 9.11.1694 Sabina Steiderin und am 30.4.1715 als Witwer die Gertrud, Tochter des Martin und der Barbara. Er wird bei der Trauung als "operarius im Dorff" bezeichnet. In einem 1728 bei Maria Riedlin c. p. Sup. gedruckten Verzeichnis von Studenten, die sich am churfürstlichen Gymnasium zu München ausgezeichnet haben, ist wiederholt als Preisträger Joseph Greinwald (deutlich) von Wolfratshausen, Bayern, genannt, Er hat sich also in der Jugend sicher Greinwald geschrieben.

Dem Verfasser gelang es auch Genaueres über Hochzeit und Tod dieses Wolfratshausener Bürgersohnes den Pfarrmatrikeln der Münchener Dompfarrei zu entnehmen. Am 25.4.1731 heiratet „der edle und hochgelehrte Herr Joseph Grienwaldt, Kandidat der Philosophie des ehrenfesten Andreas Grienwaldt, Gürtler zu Wolfratshausen und Sabine, seiner Hausfrau ehelicher Sohn, die tugendsame Frau Maria Stinau, churfürstl. Knöpfemachers selig hinterlassene Wittib". Am 11. Juli 1743 steht im Totenbuch geschrieben: „Herr Dr. Joseph Grienwald, Doktor der Medizin, dessen Leiche am 12. Juli nach Wolfratshausen zum Begräbnis geführt worden ist". Der Name seiner Ahnen war sicher der Name Greinwald.

5. Landgerichtstierarzt Joh. Georg Greinwald (1805 - 1847) und dessen Sohn August Greinwald (1837 - 1887), kgl. Stabsveterinärarzt in Augsburg, welcher im südlichen Friedhof in München seine letzte Ruhestätte fand. Beide sind in dem Kapitel I unter den Greinwaldfamilien von Weilheim Schongau, Zweig der Oderdinger Greinwaldfamilie, bereits erwähnt.

6. Richter Michael Greinwald auf Schloss Hohenburg um 1625 - 1635. In den Pfarrmatrikeln von Lenggries entdeckte der Verfasser einen Richter Michael Greinwald, Richter auf Hohenburg b. Lenggries, im jetzigen Schlosse der Grossherzoge von Luxemburg. Woher er kam und wohin er ging von Hohenburg aus, darüber fehlt jede Nachricht. Die alten Matrikeln schreiben ihn zwar Krienwald, die neuen aber, welche vom Verfasser der Lenggrieser Chronik, Pfarrer Gasser, einem gewissenhaften Schriftsteller herrühren, nennen ihn Greinwald. Weil Pfarrer Gasser zu seiner Arbeit auch ältere Quellen benutzte, so dürfte seine Schreibweise auch die richtige sein. Von diesem Richter wurden in Lenggries 6 Kinder getauft: Dionys, geboren am 11.10.1628, der hl. Dionys ist ein in der dortigen Gegend viel verehrter Heiliger. Dann, Salome, geb.30.7.1630; Hans, geb.23.12.1631; und Rosine, geb.16.9.1633. (NB. Der Name Salome kommt unter den vielen Hunderten von weiblichen Greinwald-Namen nur noch ein einziges Mal vor, nämlich bei der 1648 geborenen Tochter des Andreas Greinwald in Tutzing. Da eine Generation später auch in Tutzing ein Schlosspfleger Greinwald war, so könnte man an eine Verwandtschaft mit dieser Familie denken. Dieser Richter Michael Greinwald scheint der Einzige dieses Standes in der Greinwaldfamilie geblieben zu sein. Wenigstens findet sich unter den ungefähr 6000 Beamten, welche Geistl. Rat Geiss in München in seinem Buche „Reihenfolge der Gerichts- und Verwaltungsbeamten Altbayerns" aufzählt, nicht ein einziger Greinwald mehr. Der von ihm angeführte Kaspar Grünwalder, welcher 1517 bis 1527 Pfleger und Landrichter in Murnau war, hat nach der Mitteilung des Murnauer Lokalhistorikers Benefiziat Gebhard nicht Grünwald, sondern Greimolt geheißen, und kommt daher für uns vorläufig nicht in Frage. Allerdings scheint die wissenschaftliche Arbeit des Geistl. Rat Geiss auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen zu können; denn er weiß ja auch vom Hohenburger Richter Michael Greinwald nichts. Der letzte Richter, den er nämlich auf Hohenburg erwähnte, lebte 1521. Die späteren Jahre scheinen ihm entgangen zu sein.

7. Die Stukkatoren Christian und Chrysostomus Greinwald aus der Pollinger Greinwaldfamilie. Ihrer gedenkt das oberbayerische Archiv im Band 48 (1893/94), indem es schreibt: „Christian Greinwald, Stukkator von Polling, Sohn des Schreinermeisters Balthasar Greinwald und der Ottilie Resch, (was aber nicht recht sein kann aus dem einfachen Grunde, weil laut Trauungsmatrikel Ottilie Resch die Gattin des Christian Greinwald war), stukkierte 1758 die Pfarrkirche Ofenstetten bei Abensberg (Kirchenrechnung daselbst 1758) und verzierte um das Jahr 1762 die Kapellen der Klosterkirche zu Polling mit Gips. Sein Sohn Chrysostomus (1743 - 1809) war ebenfalls Stukkator. Geistl. Rat A. Schmittner sah bei Drechslermeister Hoek in Weilheim eine Urkunde vom 7.3.1784 laut welcher Chrysostomus Greinwald es übernahm um 115 fl. für die Kirche in Oderding bei Polling „zwei Seitenaltäre zu Ehren der hl. Anna und der hl. Maria in Gips zu machen".

Interessante Einzelheiten über die Tätigkeit dieser beiden Künstler entdeckte Hochw. Herr Pfarrer Rückert von Polling in den Pollinger Klosterrechnungen, welche sich in der Pfarr-Registratur Walleshausen befinden. „176o. Ausgaben auf den Pfarrhof zu Eberding: Dem Christian Greinwald Stukkador von hier, um weil er 2 Zimmer ausgemacht, samt der Kost 16 fl., dessen Sohn ohne Kost 3 fl., 2o kr."

1761: Stockhador Christian Greinwald von hier hat zur Ausstockhadierung deren Kapellen (es sind die Seitenkapellen der Klosterkirche gemeint) verschiedene Blumen und Muscheln etc. in dem Winter vorgearbeitet und hierbei nebst seinen zwei Söhnen erhalten November 1761 mit Januar 1762 39 fl. 52 kr."

1762 wurden sämtliche Seitenkapellen der Klosterkirche von ihm neu stukkiert. Christian Greinwald von hier hat für sich und seinen Sohn 6 Kapellen in accord übernommen, denen nebst der gewöhnlichen Ordinarikost und Trunk für die alleinige Stockhador-Arbeit accordiert worden, so er auch richtig erhalten, 13o fl. und dessen Sohn douceur 6 fl. 3o kr. Die Arbeit dauerte von April bis Ende August".

In Steichele - Schröder Bistum Augsburg, 6.Band 515 ist außerdem zu lesen, dass Christian Greinwald 1753 für 83o fl. die Pfarrkirche in Donaualtheim stukkierte. (Siehe Stiftungsrechnung daselbst). Die noch vollständig erhaltenen Stukkaturen sind gut modelliert und geschickt verteilt". Ferner stukkierte er gemeinsam mit 4 Wessobrunner Stukkatoren die reichen Stukkaturen der Pfarrkirche in Mauerstetten bei Kaufbeuren. (Mitteilung des H.H. Hochschulprofessors Schröder in Dillingen an den Verfasser 2.6.1905). Jedenfalls hat Christian Greinwald gemeinsam mit anderen Wessobrunner Stukkatoren oder allein noch manch andere Kirche herrlich geziert. Die Kirchendecke in Forstenried bei München (Forstenried bei München gehörte zu Kloster Polling) und jene zu Ramersdorf, ebenfalls Vorort von München, sind z.B.ohne jeden Zweifel Arbeit der Wessobrunner Künstler. Die Stukkaturen sind so ähnlich den Stukkaturen in der Pollinger Kirche, dass man nur Einblick wünschen möchte in die damaligen Kirchenrechnungen, um deren Meister festzustellen. Vielleicht ließe sich auch hier Christian Greinwald als Künstler oder Mitarbeiter nachweisen, derselbe, der in der Klosterkirche zu Polling, wie oben bemerkt, die Kapellen so schön mit Gips stukkiert hat.

Christian Greinwald war auch ein Mitarbeiter Joseph Schmutzers von Wessobrunn. In den Kirchenrechnungen von Oberammergau und von Garmisch ist dem Pfarrherrn Dr. Bogenrieder von Oberammergau laut dessen Mitteilung an den Verfasser sein Name noch nicht untergekommen.

8. Bildhauer Thomas Greinwald (1821 - 1875): Jahrelang bemühte sich der Verfasser, über diesen Künstler Näheres zu erfahren. Aber nur tropfenweise kamen ihm die Nachrichten zu, die er für dessen Lebensbild brauchte. 1907 fand er im Klostergang des Benediktinerstiftes St. Peter in Salzburg die in Gips geformte herrliche Statue des hl. Johannes des Täufers. Sie war laut Inschrift von Thomas Greinwald geschaffen. Es ließ sich lediglich erfragen, dass dieser Künstler am 19.10.1875 in Russbach bei Wien gestorben ist. Etwas mehr Aufschluss wusste schon der bekannte Kunsthistoriker Prälat Dr. Hartig in München zu geben. Ihm dankt der Verfasser die erste Nachricht über die Geburt des Thomas am 9.1.1821 in Gseng im Salzkammergut.

Bei eigenen Forschungen im Pfarrarchiv St. Peter in München stieß dann der Verfasser ganz zufällig auf einen für seine Sache sehr wichtigen Eintrag im dortigen Trauungsregister: „Am 27.1.1863 Ehe des Thomas Greinwald, Bildhauer und Insasse von Abtenau in Oberösterreich, ehelicher Sohn des Johann Greinwald, Ökonom zu Strubegg und dessen Ehefrau Magdalena, geboren am 9.1.1821 in Abtenau. Braut Anastasia Pieringer, geboren 19.8.1825 in St. Martin in Österreich". Vervollständigt wurde diese Notiz durch die Mitteilung des 'Pfarramtes Abtenau über den Geburtsort des Künstlers: "Gseng ist eine Ortschaft, zu welcher eine Anzahl, vielleicht 10 bis 12 Häuser gehören, welche durch Felder, Wiesen und Wälder getrennt, einzelne Gehöfte bilden. Auch Strubegg gehört dazu. Dasselbe ist ein kleines Bauerngut, das aber früher ziemlich groß gewesen zu sein scheint. Jetzt gehört es zu der 1903 errichteten Pfarrei Rusbach, während es früher samt der ganzen Ortschaft Gseng in Abtenau eingepfarrt war.Manch ein Jahr verging seit diesen Entdeckungen, da lernte (1925) der Verfasser bei einem Zufallsbesuch im Salzburger Benediktinerstift den vor wenigen Jahren gestorbenen Priestergreis P. Anselm Ebner, Subprior des Stiftes persönlich kennen. Wie viel Mühe wäre dem Verfasser erspart geblieben, hätte er diesen Lokalforscher früher kennen gelernt. Derselbe war viele Jahre Kooperator der zum Stift St. Peter in Salzburg gehörigen Pfarrei Abtenau und hat eine zehn handschriftliche Foliobände umfassende „Lokal geschichtliche Abhandlung“ über Salzburg und Umgebung geschrieben. Aus derselben durfte der Verfasser vorliegender Familiengeschichte folgenden Abschnitt entnehmen: Er führt den Titel: "Vergissmeinnicht auf das Grab des Bildhauers Thomas Greinwald im Wiener Zentralfriedhof" von P. Anselm Ebner 0.S.B.:

Nach den bei Zeitgenossen des Bildhauers Thomas Greinwald erhobenen Auskünften hatte der immer muntere und geweckte, aber auch sittsame und bescheidene Junge, der Thomerl, den Adam Fink und den wegen echten Schulmannscharakters sowie unermüdlichen Diensteifers ausgezeichneten Bartholomä Schröcker zu Lehrern. Seit dem Jahre 1830 findet sich auch im Taufbuche zu Gosau, wohin die Kinder wegen nächster Nähe regelmäßig zur Taufe gebracht wurden, kein Kind von Strubegg verzeichnet, weil zu dieser Zeit das Strubeggerlehen wegen Armut des Besitzers Greinwald licitando veräußert werden musste. Die Kinder traf nun das Los, ausgestiftet, das heißt in andere Familien untergebracht zu werden, auch Thomas. Die Folge davon war, dass er, wie er oft erzählte, mehr in notwendigen, Alter und schwächlicher Körperkonstitution entsprechenden, Hausdiensten Verwendung fand, als in solchen, welche seiner Neigung zusagten. In letzter Zeit seines Aufenthalts in Russbach, welches damals noch zur Pfarrei Abtenau gehörte, war er auch als Hirt, Hüterbub auf einer Alpe tätig, wo er sich in freier Zeit im Schnitzen, in plastischen Nachbildungen von Naturgegenständen, wie er sie eben auf der Alpe vorfand oder erspähte, übte und damit die Zeit vertrieb. Auch einiges egoistisches Interesse knüpfte sich daran, weil er dergleichen Holzschnitzereien als zum Verkaufe in Gosau und besonders in Hallstadt ausgeboten schon genug kannte und bis in das kleinste Detail mit den Augen scharf fixierte.

Im Jahre 1835 nahm er Abschied von Russbach. Es soll nun jener Ausschnitt seines Lebens kurz skizziert werden, welchen man als die Sturm und Drangperiode in seinem Streben nach höherem Ruhm bezeichnen kann, bis zu der Periode, in der Thomas Greinwald selbständig schaffend in die Öffentlichkeit trat und gerechte Würdigung seiner Werke fand. Wegen seiner feinen Naturbeobachtung und außergewöhnlichen Geschicklichkeit im Nachbilden auf Holz von vielen Seiten ermuntert, trat er in einer Tischlerwerkstätte zu Linz als Lehrling ein, wurde als Tischlergeselle zum Militär assentiert, bei dem er als gemeiner Feldjäger durch viele Jahre meist in Italien diente, von wo er unvertilgbare Kunsteindrücke mit nach Hause nahm. In der Garnison zu Wien benützte er die günstige, ihm in der freien Zeit gewährte Gelegenheit, sich in der Zeichenschule mit den Anfängen eines theoretischen Unterrichtes vertraut zu machen. Nach absolvierter Militärzeit zog ihn der Heimatdrang nach Salzburg, wo er in der Werkstätte des bestnominierten Kunsttischlers Wessiken gute Aufnahme fand. Dieser wusste sein Talent zu schätzen und konnte ihn zu seinen vielen Arbeiten in der Ausstattung des Wasserschlosses zu Anif gut verwenden. In Anif war es der Münchener Bildhauer Jos. Otto Entrest welcher seinen Liebling, den technisch kunstfertigen Tischlergesellen im Nachbilden seiner oft zu flüchtigen Zeichnungen bewog, in München in der akademischen Zeichnungs- und Modellierungsschule sich gründlich auszubilden und zu vervollkommnen. Der gelehrige Schüler fand diese Anregung und Aufmunterung mit seinem immer gehegten Streben in vollkommener Übereinstimmung und wanderte nach München.

Dortselbst unterstand er in Schwanthalers Bildhauerschule der Oberleitung des Professors Max Widmann. Nun kam eine schwere Probezeit für den strebsamen Mann. Bald gingen seine geringen Ersparnisse zu Ende. Er war gezwungen viele Nachtstunden zu opfern, um sich mit dem Schnitzen und Modellieren für Kunsttischler und Händler einige Kreuzer zu verdienen, damit er untertags leichter den von seiner Seite ernst genommenen Verpflichtungen der Schule gerecht werden konnte. Nach längerer Zeit großer Not verschaffte ihm endlich die bestmöglichste Empfehlung seiner Lehrer durch Vermittlung des kaiserl. Regierungsrates L. Kraus eine kleine österreichische Staatsunterstützung. Nun begann Greinwald aufzuatmen, die Nachtarbeiten aufzugeben, sich in genügsamster Lebensweise seinem selbständigen Charakter entsprechend auf eigene Füße zu stellen und mit künstlerisch plastischen Entwürfen vor die Öffentlichkeit zu treten.

Aus der klassizistischen Schule L. Schwanthalers hervorgegangen, ist er auch in seinen Werken ein Klassizist mit der Begeisterung für die griechische Kunst geblieben, selbst dann, wenn ihn die plastische Behandlung mittelalterlicher Themata zwang, diese mit der klassischen Darstellungsweise in Einklang zu bringen. Von diesem Zeitpunkte des selbständigen Auftretens von Greinwald will ich die Kunstfreunde Salzburgs in den lokalen Salzburgischen Blättern zu Wort kommen lassen, wie sie die plastischen Arbeiten des Bildhauers in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge würdigten. Gelegenheit dazu wurde ihnen geboten in ihrer Zurschaustellung zu Salzburg und Wien. Bemerkt soll werden, dass auch damals, wie noch jetzt Gipsmodelle in Kunstausstellungen beim schaulustigen Publikum wenig Anklang und Verständnis fanden; zur beabsichtigten Nachbildung in Marmor ist es aber bei vielen Werken dieses Meisters nicht gekommen. Der erste, welcher in Salzburg auf Greinwald aufmerksam machte und den Werdegang seines künstlerischen Schaffens wahr schilderte, ist der in den 90er Jahren verstorbene Nestor aller Künstler und Kunstfreunde Salzburgs, Professor Mayburger. Er tat dies in der Salzburger Landeszeitung am 17. Sept.1856 Nr.213 Seite 854. Anlass dazu boten ihm die im Salzburger Kunstverein bisher schon ausgestellten überlebensgroßen Gipsmodelle von einem römischen Krieger und von St. Joh. Bapt., dann die plastischen Figurengruppen des barmherzigen Samariter und der hl.Genovefa. Diese letzteren 3 religiösen Stücke erwarb Abt Albert Eder von St. Peter. Sie sind auf dem Korridor des Klosters neben einender aufgestellt und. entzücken heute noch den Blick der Beschauer. Wohin der römische Krieger gekommen ist, ist dem Schreiber nicht bekannt geworden.

Am 27.2.1863 führte Greinwald Anastasia Pieringer Tochter der Magdalena Pieringer, gebürtig aus St. Martin in Österreich zum Traualtar. Am 24. August 1864 Nr. 191 berichtet unter den Tagesneuigkeiten die Salzburgerzeitung: „Unser talentvoller Landsmann, der treffliche Bildhauer Thomas Greinwald ist heute von München nach Wien hier durchgereist, um das in hohem Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph ausgeführte Marmor Haut-Relief, welches den Abschied der hl. Elisabeth von Thüringen von ihrem Gemahl, dem Landgrafen darstellt, seiner Majestät zu überbringen. Dieses Relief ist ein ausgezeichnet schönes Kunstwerk von reinstem Carrara Marmor, 6 Fuß lang und. 2 1/2 Fuß hoch, mit 15 Figuren. Zugleich überbringt er das Gegenstück zu diesem Relief: Die Versöhnung der hl. Elisabeth mit ihrem Schwager Landgrafen Heinrich darstellend, im Gipsmodell fertig, von derselben Größe und ebenfalls mit 15 Figuren". 1867 fand auch noch seine lebensgroße Marmorstatue des Feldmarschalls Radetzky in der Ruhmeshalle Aufstellung. Im Jahre 1865 übersiedelte Thomas Greinwald an das kaiserl. königl. Arsenal zu Wien, wo er durch die Güte des Kaisers in der Artilleriekaserne Nr.16 ständige Wohnung erhielt bis zu seinem Tode 1875. Im Jahre 1866 am 6.6. erhielt er Nachwuchs, indem ihm seine Gattin die Zwillinge Aegidius Joh. Bapt. und Thomas schenkte. (Aegid. J. Bapt. starb schon am 7.9.1866, sein Brüderchen Thomas folgte ihm am 8.4.1867 im Tode. Bei ihm ist Lungentuberkulose als Todesursache angegeben). Rührend ist, was der Künstler einmal dem Verfasser (P. Anselm 0.S.B.) erzählte. Er fand sein Töchterchen mitten in der Nacht betend auf dem Zimmerboden. Auf die Frage, "warum es das tue" gab es zur Antwort: "Ich bete für den lieben Kaiser, der Dich heute besucht hat".

Trotz seines redlichen Strebens und seines bewunderungswürdigen Fleißes gelang es ihm nicht, sich und den Seinen eine sorgenfreie Existenz zu schaffen. Er rang vergeblich mit Not und Entbehrung, und erlag schließlich seinem Schicksal. Das ist des Künstlers Los auf Erden.

"Eine Kolossalstatue Schillers im Auftrag des Kaisers ausgeführt" erwähnt in Nr. 266 vom 23.11.1875 die Salzburger Zeitung anlässlich seines Todes. Das Museum zu Salzburg besitzt die beiden Gipsmodelle jener schönen Arbeiten". So Subprior P. Anselm Ebner O.S.B. Er hat aus den gleichzeitigen Zeitungen Salzburgs noch Verschiedenes über andere Werke des Künstlers exzerpiert, was hier der Kürze wegen nicht untergebracht werden konnte.

§ 2. Frauen

Nachdem verschiedene Männer aus der Greinwald-Familie besprochen wurden, dürften billigend auch einige Frauen Erwähnung finden; nicht als ob nur diese es verdienten, hervorgehoben zu werden, sondern darum, weil sie auch gut als Repräsentanten der vielen gelten können, welche in ihrem edlen Frauenberufe - sei es als Martha, sei es als Magdalena - sei es in beiden Berufsarten - um das Glück anderer sich verdient gemacht haben.

1. Vor allem sei genannt die Rosina Koelbl, Besitzerin des Greinwald - Anwesens in Habach, welche am 3.12.1912 dortselbst gestorben ist. Sie war eine Tochter der Katharina Weber, verheiratete Koelbl, Bäuerin in Habach. Ihr Bruder war der Pfarrer Joh. Evang. Weber, welcher 1859 in Habach sein erstes hl. Messopfer feierte und 1904 als Pfarrer in Seehausen bei Murnau das Zeitliche segnete. Ihre Großeltern - also die Eltern ihrer Mutter   - waren Joseph Weber und Birgitta Hoiss, Botentochter von Habach, welch letztere selbst wieder einen geistlichen Bruder hatte, den Franziskaner P. Athanasius Hoiss. Er primizierte 1843 in Habach, war lange Jahre In Rom und ist im Franziskanerkloster Berchtesgaden begraben. Der eben erwähnte Joseph Weber war ein Schwestersohn des Canonicus Joh. Evangelist Greinwald von Habach und erhielt bei seiner Verheiratung im Jahre 1826 das Greinwald - Anwesen aus der Hand seines geistl. Onkels, des bisherigen Besitzers. Der Joseph Weber Bruder Georg hatte die Katharina Hoiss, die Schwester der Gattin des Joseph Weber, zur Frau. Ihre Enkelin Katharina Sonner ist die derzeitige Besitzerin des Greinwald - Anwesens, nachdem Rosina - die Enkelin des Joseph Neuer - nicht heiraten und das Anwesen nicht übernehmen wollte. Diese Rosina führte ein einfaches und ganz zurückgezogenes Leben, war im dritten Orden u. starb nach langer schmerzlicher Krankheit eines recht erbaulichen Todes. Ein alter und erfahrener Arzt - Dr. Deichstetter von Iffeldorf - sagte über sie zum Verfasser dieser Zeilen einmal folgendes: „In meiner langjährigen Tätigkeit habe ich bloß 2 Personen kennen gelernt, die ich als Heilige betrachte, wenn es überhaupt Heilige gibt, und eine davon ist die Greinwald Rosina gewesen". R.I.P.

2. Ein Gegenstück zu ihr war die zweite Gattin des an erster Stelle genannten Ferdinand Greinwald, die am 16.August 1925 gestorbene Frau Anna Greinwald, geborene Muehlbaur.In Beilngries 1850 als Tochter der Schmiedemeisters-Eheleute Anton und Anna Muehlbaur geboren, hat sie alle Wandlungen des irdischen Glücks und Unglücks durchgemacht, ist aber im Glück und Unglück anderen zum Vorbild geworden. Als Dienstmädchen hatte sie den Weg in die Familie Greinwald gefunden. Zuerst Haushälterin beim alten Greinwaldvater, hat sie sich, als mancherlei Unwetter anfing, das Lebensschiff dieser Familie zu gefährden, mutig in dasselbe gesetzt und es mit starker Hand durch alle Stürme und Wogenberge zum sicheren Ziele geleitet. Oben schon wurde uns erzählt, wie Gott dem trauernden Gatten Ferdinand Greinwald und seinen fünf Typhuskranken Kindern im Jahre 1873 durch die gleiche Krankheit die Mutter Anna, geborene Winterle wegholte. Über ein Jahr probierte es der Witwer in treuem Gedenken an die Verstorbene und um seinen Kindern keine Stiefmutter geben zu müssen, mit Haushälterinnen. Das eine Jahr genügte, um ihm zu zeigen, dass es so nicht gehe.

In seiner Not wandte er sich an die ehemalige Haushälterin seines unterdessen verstorbenen Vaters, deren Liebe zu seinen Kindern er von früher her kannte. Es mag dem jungen frischen Bauernmädchen trotz seiner arbeitsfrohen Art nicht leicht geworden sein, ihr Jawort herzugeben, zumal die eigenen Eltern und sogar der beste Freund der Greinwaldfamilie, der Hausarzt Dr. Hurler, abrieten, unter fünf Kinder hinein zu heiraten. Schließlich siegte aber doch das Erbarmen mit den Kindern, deren edle Mutter sie selbst gekannt und hoch geschätzt hatte. "Die Kinder brauchen einfach eine Mutter" sagte sie eines Tages zu ihrer eigenen Mutter, als diese in Gegenwart des zehnjährigen Ferdinand von der Hochzeit abriet. So entschloss sie sich zu dem Opfer, das nicht bloß ihrem Gatten und dessen Geschäft, sondern auch seinen Kindern und nach jahrzehntelangem Ringen auch ihr selbst zum Segen gereichen sollte. Was wäre aus den fünf Kindern geworden, als wenige Jahre danach auch noch das ganze Vermögen durch fremde Schuld verloren ging? Andere hätten in dieser Lage jeden Mut und alles Vertrauen verloren, sie aber rang sich und die Familie mit Gottes Hilfe durch alles Unglück hindurch. Ein Stück ums andere wanderte ins Leihhaus, um wieder ausgelöst und durch ein anderes Stück ersetzt zu werden. Wie war dieser Gang oft schwer. Da jedoch andere nichts von dem Elend erfahren sollten, so musste auf diesem Wege in Geldverlegenheit schnelle und verschwiegene Hilfe beschafft werden.

Ihre große Sparsamkeit und häusliche Tüchtigkeit ermöglichte es ihr, ohne jede fremde Beihilfe drei ihrer Söhne aus erster Ehe studieren zu lassen und sie einem Berufe zuzuführen, den dieselben ohne sie wohl nie erreicht haben würden. Nach langen Jahren erlebte sie nicht bloß die Freude, zwei derselben als Priester am Altare zu sehen, sondern Gott schenkte ihr und ihrem Gatten auch noch das Glück, die alten Tage wieder in einem eigenen Hause zu verbringen und dort - bewundert von den einen, beneidet von den anderen, verehrt von ihren Kindern - ihre Tage im Herrn zu beschließen.

Nicht alle haben sie verstanden, noch weniger haben sie alle gewürdigt. Sie war eben eine offene, ehrliche Natur, die redete, wie sie dachte. Wo es aber irgendwie zu raten und zu helfen galt, da hat man in der ganzen Nachbarschaft die Frau Greinwald geholt und sich blind ihrem Rate und ihrer geschickten Hand anvertraut. Gott allein weiß es, was sie in der Verborgenheit den Armen und Kranken Gutes getan, selbst zur Zeit eigener, größter Not. Dass dabei die eigene Familie nicht zu Schaden kam, bewies der Segen, welcher auf all ihren Arbeiten und Sorgen für ihre Familie lag.

Sie war eine von denen, über welche die Hl. Schrift sagt: „Mulier timens Deum ipsa laudabitur" d. h. "eine Gottesfürchtige Frau bedarf des Lobes anderer nicht; ihr Leben und Wirken ist für sie des Lobes genug". R.I.P.

Der Verfasser widmete ihr zum 75.Geburtstage am 20.4.1925, also vier Monate vor ihrem Tode, folgende Zeilen:

                                    Dies Glas, gefüllt mit Blut von Reben,
                                    kredenze ich Dir, Mutter, heut';
                                    Denn Du bist's, die mein ganzes Leben
                                    Mit Mutterliebe hat durchfreut.

                                    Seh' ich zurück, erleb' ich wieder
                                    die Kinderzeit in Deiner Hut,
                                    Der Jugend längst verblühten Flieder,
                                    Der Kinder Glück, Dein einzig Gut.

                                    So groß Dein Herz, wie mocht' es bangen,
                                    wenn quirlend nahte Kind um Kind.
                                    Hätt' Glaube jedes nicht umfangen,
                                    Verstoben wär' sein Glück im Wind.

                                    Gab's auch im Leben manche Stürme,
                                    Schlug mancher Blitz grell krachend ein,
                                    Dein Glaube schuf Dir feste Türme,
                                    Und schloss uns Kinder mit hinein.

                                    Denk' ich daran, wie Gottes Segen
                                    Beglückte Deines Lebens Bahn
                                    Und glitt auf selten goldnen Wegen
                                    Dein Kindervoll besetzter Kahn:

                                    Dann führ ich Deines Engels Rechte,
                                    Die schützend Dich und uns umgab,
                                    Die segnend bleib' auf dem Geschlechte,
                                    Das Greinwald heißt, samt seiner Hab'.

 

K A P I T E L   II

Männer aus dem geistlichen Stande.

§ 1  Priester aus der Zeit von 1400 - 1600.

1.) Der erste uns bekannte Priester aus dem Geschlechte der Greinwald dürfte Ulrich Greinwald, Pfarrer in Schongau, gewesen sein. Er wird zwar vom Weilheimer Lokalhistoriker Schmidtner Greimolt genannt; scheint aber sich selber Greinwald geschrieben zu haben. Die Pollinger Klostergeistlichen, die sonst gerne jeden neu zuziehenden Greinwald mit dem Namen Greimolt bedachten, haben bei ihm eine Ausnahme gemacht; denn im „Catalogus virorum ac mulierum qui in communionem meritorum Collegii Pollingani sus­cepti sunt" steht unterm Jahre 1495 verzeichnet „M. Uldalricus Greinwold (deutlich) presb. saecularis et plebanus in Schongau". Schmidtner berichtet von ihm (Seite 29): „Der Weilheimer Ulrich Greimold (I) studierte an der Universität in Wien, war Magister der freien Künste, kam 1452 als Erzieher der Söhne des Herzogs Albrecht III. an den Münchner Hof und starb 1495 als Pfarrer von Schongau.

2:.) Ein Franziskus Greinwald war 1514 Pfarrer in Peissenberg. Er ist im Pollinger Ökonomiebuche wiederholt eingetragen und immer als Greimolt und zwar von fremder Hand. In den Pollinger Klosterliteralien (fasc. 108 Seite 4 im Münchner Hauptstaatsarchiv) jedoch ist er 1514 deutlich Greinwalt geschrieben.

3.) In den Rezesslisten des Augsburger Domkapitels kommt ein Herr Georg Greinwald vor, welcher im August 1542 als Pfarrer von Holzheim auf die Vicarie zum hl. Antonius in der Augsburger Domkirche resignierte. Er dürfte der Bruder des eben genannten Franz Greinwald gewesen sein, mit dem er im Testament vom Jahre 1492 als die "Herren Franz und Jörg die Greimolten" Erwähnung findet.

4.) Die "Vindelicia sacra" (III. Band, gedruckt 1756) erwähnt Seite 309 einen D. Leonhard Greinwald, welcher um 1534 Pfarrer in Uffing war. Das gleiche Werk nennt Seite 171 als dritten Pfarrer von Unterhausen bei Weilheim folgenden:

5.) D. Johannes Greinwald welchen Schmidtner in seiner Geschichte von Weilheim und Polling (Seite 42) mit folgenden Worten erwähnt: „1559 war ein Hans Greimolt Pfarrer in Weilheim. Er hatte damals auch die Haldersche Stiftsmesse inne. Er blieb aber nicht in Weilheim, sondern starb 1602, nachdem er vorher 42 Jahre lang die Stiftsmesse inne gehabt hatte, als Pfarrer in Unterhausen bei Weilheim. Dass sich dieser Johannes wirklich Greinwald geschrieben hat, beweist nicht nur die Notiz in der Vindelicia sacra sondern auch folgendes Aktenstück:
„Am 4.Sept.1562 M. Johannes Greinwoldt plebanus in Weilheim geladener Zeuge bei der Erwählung des Propstes Erhard in Polling". (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München).

6.) Franziskus Greimolt, seit 1541 Propst in Bernried, können wir nicht hierher rechnen, weil er beim Schreiben seines eigenen Namens zu inkonsequent war. Auf seinem Wappenschild vom Jahre 1541 heißt er Greimold, als Administrator des Klosters Rohr in Niederbayern unterschrieb er sich 1555 Franz Grienmold. Er stammte sicher aus der Weilheimer Greimoldfamilie und führte dasselbe Wappen wie die Greimold und Greinwald.

§ 2  Die Priester aus der neueren Zeit.

1.) An erster Stelle sei hier genannt der Professor P. Anselm Greinwald, Augustinerchorherr von Raitenbuch, der Geschichtsschreiber dieses Klosters (1740 - 1803). Er entstammte der Greinwaldfamilie von Polling. Über ihn schrieb H. H. Hochschulprofessor Dr. Schröder in Dillingen an den Verfasser folgendes: „Die hier bekannten und zugänglichen Gelehrten-Lexika enthalten seinen Namen nicht. Doch vermag ich wenigstens aus dem in meiner Bibliothek stehenden Buche, das er herausgab, einiges über seine Persönlichkeit mitzuteilen. Dieses Buch führt den Titel: „Origines Raitenbuchenis, quibus fundatio, progressus et successiva facta ecclesiae canonico­rum regularium domesticis chartis exhibentur. vol. I. Initium Raitelbuchse ad saec. XI et XII. Congessit Anselmus Greinwald, e jusdem ecclesiae canonicus. Monachii ap. Jos. Lindauer 1797". (d.h. Quellen von Raitenbuch, oder Gründung und Wachstum von Raitenbuch samt der Geschichte der Kirche der regulierten Chorherren zu Raitenbuch. Belegt mit verschiedenen Aktenstücken des Hauses. Band I: Raitenbuchs Gründung bis zum 11. und 12. Jahrhundert. Verfasst von Anselm Greinwald, Kanonikus an derselben Kirche. München bei Joseph Lindauer 1797). Jetzt heißt der Ort Rottenbuch. Wie das Album Rottenbuchense von Pfarrer Heinrich Wietlisbach (Verlag Seyfried München 1912) mitteilt, „wurde unter Pfarrer Alois Günzinger durch hohe Ministerialentschliessung vom 19.4.1871 verfügt, dass statt der bisherigen Benennung Raitenbuch die Bezeichnung Rottenbuch amtlich gebraucht wird".

Ein zweiter Band dieses Werkes scheint nie im Druck erschienen zu sein. Doch befinden sich zwei handschriftliche Bände mit dem Titel "Origines Raitenbuchae" in der Kapitelbibliothek in Rottenbuch wie H. H. Pfarrer Rückert mitteilte. Näheres über diesen Verfasser des Buches weiß das vorhin schon genannte Album Rottenbuchense von Heinrich Wittlisbach in Böbing zu erzählen. Es berichtet nämlich: P. Anselm Greinwald mit dem Taufnamen Joh. Evangelist war der Sohn des berühmten Stukkators Christian Greinwald von Polling und seiner Gemahlin Ottilia Resch. Er ist geboren am 5.12.1740, hat Prof. abgelegt 30.9.1759 und wurde zum Priester geweiht am 21.9.1765. Er war ein an Begabung, phil. und theol. Bildung, wissenschaftlichem Streben und unermüdlicher Tätigkeit gleich hervorragender Ordensmann von edlem Charakter und wahrer priesterlicher Frömmigkeit. Er war ein fruchtreicher Schriftsteller. Zuerst Wallfahrtspriester auf dem hohen Peissenberg bis 1769, war er dann Professor der Philosophie und Theologie, von Oktober 1781 an Professor der Dogmatik und des kanon. Rechts am kurfürstl. Lyceum in München, zugleich Sekretär des kurfürstl. Studiendirektoriums und Superior des Professorenkollegiums an der genannten Anstalt. 1784 wurde ihm auch noch die Professur der Kirchengeschichte übertragen. Am 7.4.1794 kehrte er in sein liebes Kloster zurück und arbeitete hier als Archivar und Professor, bis er am 25.3.1803 sein arbeitsreiches, nur dem Dienste Gottes, seinem Kloster und der studierenden Jugend gewidmeten Leben beschloss. Man fand ihn - sonderbares Zusammentreffen - den gelehrten Verfasser der „Origines Raitenbuchae" am Tage der Auflösung des Stiftes - in fine Raitenbuchae - tot im Bette, von einem Herzschlag getroffen".

2.) Ebenfalls ein Gelehrter von Namen war P. Frigdian Greinwald (1730 - 1808) in Kloster Polling, der Bruder des Lehrers Thomas Greinwald von Polling. Er hatte vor seinem Eintritt in das Kloster den Namen Joseph Anton und ist am 24.5.1730 als Sohn des Schmiedemeisters Matthias Greinwald von Oderding geboren. Am 14.9.1749 legte er im Kloster Polling die heiligen Gelübde ab. Am 5.10.1755 zum Priester geweiht, war er zuerst von 1760 an "Rudimentprofessor" und später Subdekan und Archivar des Klosters Polling, dessen Aufhebung er nur wenige Jahre überlebte. Er starb am 7.3.1808. Der Verfasser fand im Archiv der Münchner Dompfarrei von seiner Hand wunderschön geschriebene Matrikelbücher der kgl. Hofpfarrei. Die Bücher sind von ihm begonnen, das Taufbuch am 9. August 1787. Er ist als praefectus templi bezeichnet. Auch die Krankenprovisuren hat er in die Bücher eingetragen. So versah er als praefectus templi am 18.5.1790 und 21.7.1790 den Grafen Norbert von Törring. Mit dem Jahre 1793 zeichnet sich ein anderer als Kirchenvorstand, damit verschwindet auch die herrliche Schrift aus den Pfarrbüchern.

Joh. Nep. Daisenberger, der letzte Propst von Polling hat seinen Mitbruder und Ordensgenossen in einem 1815 verfassten Schriftchen verewigt, dessen Abschrift sich in der Registratur des Klosters Polling findet. Es heißt dort (S. 55): „P. Frigdian Greinwald aus Oderding schöpfte die ersten Anfänge der Frömmigkeit und Wissenschaft mit dem größten Eifer im Seminar zum hl. Gregor in München. Beides, Frömmigkeit und Wissenschaft brachte er unversehrt nach Polling, wo er sie mit gleichem Eifer in unserem Seminar an seine Schüler weiter vererbte. Das war offenbar der Grund, warum man im Jahre 1781, als man die Arbeitslast der Schule in ganz Bayern auf die Klöster abwälzte, statt andere zu berufen, gerade ihn auserkoren dem Orte, wo er einst als Schüler und Bewohner geweilt hatte, den Vorsteher zu machen und das Haus des hl. Gregor mit der gleichen Disziplin weiterzuführen, deren Blüte er dort 30 Jahre vorher geschaut hatte". P. Frigdian führte, wie das Schriftchen weitererzählt, dieses Amt 11 Jahre hindurch trotz der Schwierigkeit der Zeitverhältnisse. Er wusste oft nicht, woher er für die große Zahl der Studenten das notwendige Brot beschaffen sollte, und nur die Hilfe des Klosters Polling, das ihm von Jahr zu Jahr Geld vorstreckte, (welches er aber nie ganz zurückzahlen konnte,) machte es ihm möglich, das Seminar zu erhalten. Das Kloster verlor dabei mindestens 3000 Gulden, welche es für das Vaterland opferte. Allerdings hat dasselbe Vaterland hernach dem Kloster seine Dankbarkeit in etwas eigenartiger Weise gezeigt, indem es das mehr als Tausendjährige Kloster trotz seiner Verdienste um Bildung und Kultur aufhob. Von den 80 000 Büchern der Bibliothek wanderten 30 000 nach München, 50 000 wurden zentnerweise als Makulatur verkauft oder durch Einstampfen vernichtet.

3.) Das oberbayerische Archiv (Band 47, Seite 263) nennt unter den Augustinerchorherren des Klosters Weyarn einen P. Sebastian Greinwald (20.7.1726 - 23.1.1778). Laut Mitteilung des Pfarramtes Weyarn an den Verfasser ist dieser P. Sebastian am 2o.Juli 1726 in Oderding geboren, er ist also mit dem am 20.Juli 1726 geborenen Sohn Jakob des Schmiedmeisters Matthias Greinwald in Polling identisch.

In dem äußerst seltenen Katalog der Religiosen von Weyarn von Propst Rupert Sigl 1797, von dem sich ein Exemplar in der Bibliothek des Kapuzinerklosters St. Anton in München befindet, stehen folgende Detailangaben: Sebastian Greinwald von Oderding, Bayer, ist geboren 20.7.1724, Prof. 12.9.1745, Priester 26.9.51, gestorben 20.1.1778. Er liegt in der Klostergruft begraben. Er war 1768 - 1775 Kuratexpositus in Föching, Pf. Osterwarngau, und Pfarrvikar in Neukirchen von 1775 bis 1778, wo (ubi steht im Lateinischen) er am 20.1.1778 starb.

4.) In der Geschichte des Klosters Andechs wird ein P. Edmund Greinwald erwähnt, der schon im Jahre 1644 die hl. Gelübde ablegte. Er muss 1626 geboren sein, weil er 1679 im Alter von 53 Jahren starb. Wo er geboren ist und welchen Taufnamen er hatte, konnte lange nicht erfragt werden. Pater Magnus Sattler O.S.B. schreibt Seite 521 seiner Chronik von Andechs: Die Faschingstage des Jahres 1679 endigten auf eine traurige Weise. Nach dem Abendtisch entfernte sich nämlich P. Edmund Greinwald mit dem Lichte aus dem Refektorium, indem er nicht wollte, dass der Laienbruder Nikolaus zünde. Kaum hatte er die 3. oder 4. Stiegenstufe erreicht, glitt er aus, stürzte nieder und brach das Genick. Es eilten alsbald der Laienbruder Joseph und P. Benedikt, die mit ihm das Refektorium verlassen hatten, herbei. Allein P. Edmund gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Seine Korpulenz hatte ihm frühzeitig das Grab geöffnet. Es lässt sich denken, welchen Eindruck dieser plötzliche Unfall auf alle Hausangehörigen machte. P. Edmund war infolge eines Leidens an den Händen jahrelang unfähig, die heilige Messe zu lesen, dagegen um so eifriger im Chor und als vortrefflicher Bass-Sänger bekannt.

Über seine Personalien findet sich im gleichen Buche Seite 326 noch die Bemerkung: P. Edmund Greinwald von München, Prof.21.3.1644, gestorben 14.2.1679. Er wurde 53 Jahre alt, von denen er 35 im Orden, und 29 als Priester verlebte.

Nach diesen beiden Notizen ist also sein Geburtsort München, sein Geburtsjahr 1626, das Jahr seiner Priesterweihe 1650. Weil im Jahre 1626 in München nur ein Greinwald getauft wurde, so könnte er mit diesem identisch sein. Es ist der am 17.8.1626 in der Dompfarrei München getaufte Johannes Greinwolt, als dessen Vater Balthasar Greinwolt, Gaderknecht ausgegeben wurde. Vorher ist derselbe als Sägknecht, später als Gärtner gekennzeichnet. Nachdem in München von 1622 bis 1629 nur zwei Knaben mit dem Namen Greinwolt getauft worden sind, so käme höchstens noch der in der gleichen Pfarrkirche getaufte Ludovicus Greinwolt in Frage. Derselbe ist gerade um ein Jahr früher geboren am 25.8.1625. Als dessen Vater ist der Hofseidensticker Matthias Greinwolt genannt.

5.) Das Totenbuch der Diözese Augsburg erwähnt Seite 181 einen Joh. Evangelist Greinwald, vormals Kanonicus im Kollegialstift Habach, Jubilar, geboren in Wielenbach bei Weilheim (5.12.1750), gest. in Habach am 17.3.1836. Er ist der letzte Sohn des Joseph und der Mechtilde Greinwald in Wielenbach gewesen, gehört also der Greinwaldfamilie von Oderding - Wielenbach zu. Das Visitationsprotokoll vom 8.7.1788 sagt von ihm: „Herr Joh. Ev. Greinwald von Wielenbach, im 13. Jahre Priester, sodann etwa 1/2 Jahr Supernummerarius in Weilheim und nun im 12. Jahr Kooperator in Raisting, ein rechtschaffener Priester und eifriger Arbeiter im Weinberge des Herrn, 38 Jahre alt, hat die Inferiora in Landsberg, die Superiora in München studiert. Jus can. et Moral".

Mit rührender Sorgfalt ist in Habach alles aufgehoben worden, was an ihn erinnert: Ein großes Porträt von ihm hängt in seinem ehemaligen Stiftshaus, das heute noch den Namen „beim Greinwald" führt, verschiedene Möbelstücke aus seiner Zeit und. wohl auch aus seinem Gebrauch, sogar sein Name steht noch unter dem Kelchkästchen, das er zum täglichen Gebrauch zu benützen pflegte. Auch die Leichenrede, welche K. Hoiss - ein Verwandter von ihm und damals Pfarrer in Oberammergau - dem in Habach Verstorbenen am 19.3.1836 gehalten hat, ist in der Familie noch erhalten. Sie hat folgenden Wortlaut:

Hochverehrte Trauerversammlung! Dass wir nun keinen ganz gewöhnlichen und unbedeutenden Greis ins Grab gesenkt haben, zeigt schon die öffentliche Trauerfeierlichkeit genug an. Dafür bürgt aber erst recht noch weit sprechender die große Volksmenge, welche sich jetzt um diesen ehrwürdigen Totenhügel aus der ganzen Umgebung innigst teilnehmend und trauernd herdrängt, und von welchem besonders ich nicht gehen kann, ohne diesem meinem hochverdienten und lieben Herrn Mitbruder den letzten Zoll der ihm gebührenden Hochachtung, der Liebe und des Dankes zu reichen, und noch einiges über seine Verdienste und seinen edlen Charakter mit wenigen Zügen ins Andenken zu rufen, so wenig Zeit auch zum Überdenken und Niederschreiben mir inzwischen gegönnt war.

Der hochwürdige Jubelgreis - Herr Joh .Ev. Greinwald - war ein Bauernsohn von Wielenbach, welcher schon früh nach wissenschaftlicher Bildung strebte und sich bei seiner Standeswahl so weise für den geistlichen Stand entschied, in welchen er auch nach rühmlicher Vorbereitung trat und am 24.Juni 1776 zum Priester geweiht wurde. Nun arbeitete er sogleich mit Jugendkraft in dem ihm von Gott anvertrauten schönen Berufe der Menschenveredlung und wirkte 15 Jahre ruhmvoll als Hilfsgeistlicher vorzüglich unter Herrn Dekan Kaiser zu Raisting durch Lehre und Beispiel zum Frommen und mit Segen bei vielen Gläubigen.

Im Jahre 1791 erhielt er endlich eine Kanonikatspfründe in dem im Jahre 718 entstandenen und vor 33 Jahren aufgelösten Kanonikatsstifte Habach. Die hiesigen Kanonikate waren aber nicht für müßige Chorbeter gestiftet, sondern ein jeder war zugleich auch Vorstand einer aus den sechs, dem Stifte einverleibten Pfarreien, welche einem jeden die würdigste Beschäftigung gab und umso mühevoller für ihn war, als jeder derselben erst nach dem Frühchor einen noch sehr beschwerlichen Weg zu jeder Jahreszeit und oft bei stürmischer Witterung zu machen hatte. Nun traf den verlebten Herrn Kanonikus als dem Jüngsten gleich bei seinem Amtsantritt das gewöhnliche Los, die an Dritthalbstunden von hier entlegene Pfarrei Hechendorf zu übernehmen und zu verwalten, welcher er auch ganze 10 Jahre mit Eifer, Segen und Ruhm vorstand, bis er endlich im Jahre 1802 die nächstgelegene Pfarrei Dürnhausen mit Fraurain wählen konnte, welcher er mit gleicher Amtstreue und Liebe noch 4 Jahre bis zur neuen Pfarrorganisation vorstand, durch welche aber die Pfarrei Dürnhausen mit Sindelsdorf vereinigt und Herr Kanonikus in die wohlverdiente Ruhe versetzt wurde. Aber in dieser Ruhe wurde er selten lange gelassen; denn in der ganzen Umgebung wurde er von den Herren Pfarrern bei den verschiedensten Anlässen um kirchliche Aushilfe bald am Altare, bald im Beichtstuhle und in den früheren Jahren auch um christliche Kanzelvorträge angesprochen. Und der gute Mann konnte seine wohltätigen Dienste - solange er sie noch zu leisten vermochte - niemand versagen, was besonders ich mit meiner ganzen Pfarrgemeinde dankbar bekennen und laut rühmen muss, denn er war binnen beinahe 30 Jahren immer mein erster und nächster Nothelfer besonders bei meinen öfteren Krankheitsfällen für das ihn Gott nun gewiss auch belohnen wird.

So schwer uns daher dieser sein Verlust auch fällt, so schwer fällt er mir auch darum noch und stimmt meine Seele zur tiefsten Demut, dass hier nicht nur das Chorstift nicht mehr besteht, sondern auch keiner von den Herrn Mitbrüdern mehr in Habach lebt und ich so ganz allein wie verwaist noch da stehe und dem nahen, höheren Abruf entgegen harre. Denn aus den zur Zeit der Stiftsaufhehung noch lebenden Kanonikern sank schon vor 32 Jahren Herr Senior Augustin Buchner hier in die Grube; diesem folgte vor 25 Jahren Herr Xaver Ruile zu Ettringen und vor 21 Jahren Frurr zu Leder. Da kam die Reihe an die 3 Jubelpriester des Stiftes: Vor 7 Jahren an den Herrn Joh. Nes. Walser (?) hier und vor 1 1/2 Jahren an den frei resignierten letzten Herrn Stiftsdekan Johann Bapt. Flossmann in München und jetzt an den eben beerdigten Herrn Kanonikus Joh. Greinwald hier.

Nun stehen die Chorstühle von ihnen verlassen und leer und man hört weder auf dem Betchor, noch auf dem Musikchor ihre Stimmen mehr. So vergänglich ist alles unter dem Mond - so gehen Reiche und Stifte mit den Menschen unter - so löscht die Zeit am Ende jede Spur menschlicher Denkmale aus.

Und doch klebt unser Geist noch so fest am dem Irdischen und umklammert und verehrt es wie einen Gott. Lasst uns doch einmal von dieser Torheit zurückkommen und immer ernster nach ewig bleibenden Gütern ringen

Sonst war des letztverstorbenen Kanonikers sowohl sein öffentliches als geistliches Leben musterhaft und ein schönes Bild eines religiösen Mannes und rechtschaffenen Geistlichen. Am Altare sah man nämlich an ihm einen frommen Priester - im Chor einen andächtigen Beter - im Beichtstuhl einen erfahrenen Seelenarzt - im Umgang einen anspruchslosen, geraden Mann, der keine Verstellung kannte, an Offenheit und Aufrichtigkeit ein zweiter Nathanael -  an Stille, Sanftmut, Friedens- und Menschenliebe, seiner Anhänglichkeit an Jesus und seine Lehre ein sehr ähnliches und kaum zu verkennendes Nachbild seines ausgezeichneten Taufheiligen. Sowie er eine höchst einfache, leicht zu befriedigende und sehr mäßige Lebensordnung führte und dieselbe als das bewährteste Mittel zu einem langen Leben solange beibehielt, bis ihn endlich im 86. Jahre die natürliche Altersschwäche übermannte. Dabei war er aber doch ein stiller und großmütiger Wohltäter, für die Kirche, für die Gemeinde, für seine Geschwister und Verwandten.

Welche ernste Aufforderungen liegen schon in diesen wenigen flüchtigen Andeutungen zu unserer Beherzigung und Nachahmung. Möchten sie doch nicht ganz spurlos in der Luft verhallen, sondern einen bleibenden Eindruck in unser Herz und Leben machen. Dann dürfte uns der Gang zu dieser merkwürdigen Beerdigung wohl nicht reuen und würde gewiss auch nicht ganz ohne Segen für uns sein.

Wie nun der Verewigte lebte, so schied er auch aus dieser Welt: Christlich-fromm, ruhig und sanft. Möchte unser Leben seinem Leben gleichen und wir einst auch so sanft und selig in die vergeltende Ewigkeit hinüberschlummern können! 0 Gott und Vater, gib uns das allen und lass auch die Seele des teuren Vollendeten Deiner erbarmungsvollen Güte empfohlen sein, denn er war und bleibt bei all seinen Verdiensten und Vorzügen doch noch ein Mensch und so der Nachsicht und der Gnade bedürftig. Daher wollen wir noch zu seiner Hilfe und Trost andächtig beten".

6.) Seite 61 des Augsburger Diözesan-Mortuariums findet sich unter dem 3.2.1831 der Tod „des vormaligen Franziskanerpaters Juvenal Greinwald, Pfarrer in Unterhausen bei Landsberg (?) geb. 6.1.1777 (?) in Unterhausen". Weil Unterhausen bei Landsberg damals nur eine ganz kleine Siedlung war, welche wie heute noch, zur Pfarrei Dettenschwang gehörte, und weil in Unterhausen bei Weilheim um jene Zeit die Geburt eines männlichen Sprösslings der Familie nicht zu entdecken war, so war es anfangs unmöglich, die Herkunft des P. Juvenal, welcher der Straßburger Rekollekten-Provinz angehörte, zu ergründen. Er war zur Zeit der Klosteraufhebung 1803/4 Pater in Lenzfried. Der Schematismus von 1815 führt ihn als Pfarrer von Balderschwang auf. Nach vielen vergeblichen Nachforschungen brachte endlich die Mitteilung des hochw. bischöfl. Ordinariats Augsburg Licht in die Abstammungsfrage des P. Juvenal. Derselbe stand 1815 im 42.Lebensjahre, war also nicht 1777, sondern 1773 geboren und war damals im 18. Priesterjahre und 10 Jahre in der Seelsorge. Er war zuerst Vikar auf verschiedenen Posten und seit dem 22.3. 1814 Pfarrer in Balderschwang, Diözese Konstanz. Die Präsentationsurkunde auf Unterhausen bei Weilheim ist ausgestellt am 11.7.1815. Seine Qualifikation lautete: „Wissenschaftliche Bildung: sehr viel; Eifer: sehr großer; Betragen: sehr lobenswürdig, sehr empfänglich und gehorsam".

Demnach hat also das Augsburger Mortuarium in doppelter Beziehung geirrt. P. Juvenal Greinwald war Pfarrer in Unterhausen bei Weilheim und ist nicht geboren 6.1.1777, sondern 6.1.1773; sein Taufname kann nur Kaspar gewesen sein, denn ein Kaspar Greinwald ist in Unterhausen bei Weilheim unterm 7.1.1773 als getauft eingetragen worden. P. Juvenal gehört also ebenfalls der Oderdinger Greinwaldfamilie an. Erst als die ganz mühsame Forschungsarbeit vollendet war, kam aus dem Verwandtenkreis des längst verstorbenen Priesters an den Verfasser die Mitteilung: „P. Juvenal ist identisch mit dem am 6.1.1773 geborenen Kaspar. Er kommt in den Unterhauser Pfarrmatrikeln öfter vor. Er war ein ehemaliger Franziskaner und 15 Jahre lang Priester in seinem Geburtsort Unterhausen, wo er am 3.2.1831, vom Schlage gerührt, gestorben ist. Sein Bruder Jakob ist nach Graz gezogen". Wieviel Arbeit wäre dem Verfasser erspart geblieben, wenn er diese Nachricht schon früher hätte erhalten können. Doch war dieses Suchen nicht ganz umsonst. Hat es doch in Dettenschwang zur Entdeckung der Ahnen der Eglinger Greinwaldfamilien geführt.

Außer dem Franziskaner P. Juvenal Greinwald konnte der Verfasser durch gütige Vermittlung der P. P. Franziskaner in den Archiven des Ordens in München und Ingolstadt noch 4 Laienbrüder dieses Ordens aus der Familie Greinwald entdecken: zwei aus der Pollinger und zwei aus der Wielenbacher Linie.

a.) Fr. Theotimus Grienwald, geb.12.2.1705 in Polling, eingekleidet am 3o.September 1734 bei den Bayr. Reformaten, gest. 7.März 1780 In München. Er ist identisch mit dem am 11.2.1705 geborenen Bruder Matthias des berühmten Wessobrunner Stukkators Christian Greinwald in Polling.

b.) Fr. Eberhard Grünwald, geb.5.3.1748 zu Polling, Bayer, Taufname Georg, eingekleidet 10.2.1777, starb 1815 in Ingolstadt, 66 Jahre alt, wovon er 32 im Orden verbrachte. Er war der Sohn des Michael Greinwald, der ein Bruder des Stukkators Christian Greinwald war.

c.) Fr. Elpidius Grünwald, gest.1792 in Manchen, im Alter von 69 Jahren, davon 45 im Orden. Das Totenbuch sagt von ihm:
Fr. Elpidius Grünwald Wielebacensis, per biennium lumine oculorum orbatus semper inviotae patientiae et singularis mansuetudinis". (d.h. Fr. Elpidius Grünwald von Wielenbach war zwei Jahre hindurch des Augenlichts beraubt und ein Mann von unüberwindlicher Geduld und ganz besonderer Sanftmut.) Er scheint mit dem am 2.10.1723 geborenen Michael Greinwald identisch zu sein, welcher ein Sohn des Georg Greinwald und seiner Gemahlin Pärtlin von Wielenbach war.

d.) Ob der im Jahre 1800 im Alter von 68 Jahren ebenfalls in München verstorbene Fr. Ignaz Grünwald Wielebacensis sein Bruder oder Verwandter war, konnte zuerst mangels genaueren Geburtsdatums nicht festgestellt werden. Von ihm heißt es in der Chronik: „in perferendis per plurimos annos miseriis patientissimus, erga Ss. Eucharistiae Sacramentum et Passionem Domini summe devotus" (d.h. er war in einer vieljährigen Krankheit außerordentlich geduldig und ein besonders andächtiger Verehrer des Allerheiligsten Sakramentes und des Leidens des Herrn). Nach den Aufzeichnungen im Hauptstaatsarchiv München (Codex 152 Nr.153) ist Fr. Ignatius Grienwald am 25.10.1732 als Anton Greinwald in Wielenbach geboren, kam 1752 zu den Franziskanern, wurde in Landshut aufgenommen und 1758 als Fr. Ignatius eingekleidet.

Auch zwei Jesuiten aus dem Greinwaldstamm ließen sich durch Vermittlung des Heimatforschers P. Jägerhuber 0SB entdecken: Franz Greinwald Schneider, geboren 5.5.1720 in Wettenhausen, ehelicher Sohn des Franz Joseph u. s. G. Magdalena, geb. Mayr von Jettingen. Er trat 20.6.1746 in Landsberg in den Orden ein, Profess (Ordensgelübde) 21.5.1748.
Johann Bapt. Greinwald, geb.23.6.1728 in Oderding, Gärtner; Eltern: Schmied Mathias Greinwald u. Theres Erhardt v. Berg“.

7.) Georg Greinwald geb.28.7.1879 in Raisting, zum Priester geweiht 25.7.1904, Primiz 15.8.1904 in Diessen, absolvierte das Gymnasium in Dillingen und als Alumnus im Georgianum in München die Universität. Er ist seit der Priesterweihe in Weilheim. Zuerst war er dort Stadtkaplan, seit Dezember 1907 waltete er als Spitalkurat dortselbst. Er gehört, wie die meisten der bereits genannten Priester der Oderdinger Greinwaldfamilie an. Am 1.Juni 1925 wurde er als Spitalkurat „abgebaut", d.h. es wurde ihm vom Staat die Aufbesserung gesperrt. So war er gezwungen zu resignieren und sich um St. Pölten (Weilheim) zu bewerben, woselbst er jetzt als Pfarrer weilt.

8.) Joseph Greinwald, geb.5.8.1868 in München, studierte am Gymnasium St. Stephan in Augsburg, das er 1890 absolvierte und wurde zum Priester geweiht in Dillingen am 31.7.1894, Primiz am 5.8.1894 bei St. Georg in Augsburg. Er hatte als ersten Posten die Stadtkaplanei in Weilheim, war dann 1896 - 1898 Stadtkaplan in Kempten, 1 Jahr Anstaltskurat in Ursberg, 1899 - 1901 Benefiziat in Wertingen, und vom 13.September 1901 - 1928 Pfarrer in Aresing. Er veröffentlichte ein Bändchen Gedichte „Blümlein am Wege“ (2.Auflage) und lieferte manches Schöne auf dem Gebiet der Malerei. 1926 wurde er anlässlich seines 25-jährigen Pfarrjubiläums Ehrenbürger von Aresing. Am 5.1.1928 wurde er Pfarrer in Seeg bei Füssen, einer Pfarrei, die vordem so groß war, dass man sie das Bistum Seeg zu nennen pflegte. Ist sie doch heute noch, nachdem verschiedene Pfarreien herausgeschnitten wurden, von solchem Umfang, dass drei Bahnhöfe der Linie Markt Oberdorf - Kaufbeuren - Füssen zu ihr gehören. Am 1.Nov.1936 zog er sich nach Missen bei Immenstadt in die verdiente Ruhe zurück.

Ehe wir als letzten der priesterlichen Greinwald, den Bruder des eben genannten Joseph Greinwald, den Kapuzinerordenspriester Pater Sigisbert, besprechen, sollen hier noch ein paar andere Greinwald eingereiht werden:

9.) Benno Greinwald, seit 1926 Stadtkaplan und Religionslehrer in Memmingen, zum Priester geweiht am 10.7.1926 in Dillingen. Er ist am 20.3.1903 in Oderding geboren als Sohn des Johann Nepomuk Greinwald und seiner Gemahlin Agatha Schwaiger in Oderding und damit ein direkter Nachkomme des uralten Oderdinger Greinwaldstammes, der schon um 1580 durch Einheirat in den Besitz des "Dosch-Anwesens" in Oderding gelangt war. (Siehe im II. Teil Kapitel I u. II).

10.) Joseph Greinwald, Kuratbenefiziat in Lehenbühl bei Legau in Schwaben, zum Priester geweiht am 15.7.1927. Er ist am 12.3.1903 in Bernbeuren geboren als Sohn des Karl Greinwald und seiner Gemahlin Veronika Uhl von Langeringen und somit ein Spross der uralten Fischersfamilie Greinwald „beim Lochmann" in Tutzing, die bereits im Jahre 1600 auf dem gleichen Anwesen nachweisbar ist.

11.) Joseph Greinwald, zuerst Kaplan in Egern, z. Zt. als solcher in München (Maria Heimsuchung), wurde am 29.6.1933 in Freising zum Priester geweiht. Er ist am 27.3.1903 in München geboren als Sohn des Joseph Greinwald und. seiner Gemahlin Walburga Osterloher in München. Wir haben hier den seltenen Fall, dass drei Priester aus der Greinwaldsippe im gleichen Jahr und im gleichen Monat geboren sind. Er gehört zum Greinwaldstamm von Raisting, wie Nr. 7, 8 und 12.

Außerdem wären noch die beiden Benediktiner P. Paul und P. Leopold Grünwald vom Benediktinerstift Salzburg zu nennen. Der erstere, Pater Paul Grünwald, ist am 17.12.1865 geboren als Sohn des Andreas Grünwald, der aber bei seiner Taufe 1825 noch Greinwald geschrieben wurde, und seiner Gattin Kath. Winterstaller.  Pater Paul hatte den Namen Matthias bei der Taufe. Der andere Pater Leopold Grünwald mit dem Taufnamen Joseph wurde 1871 geboren als Sohn des Matthias Grünwald und seiner Gattin Anna geborene Ulf. Auch sein Vater trug bei der Taufe noch den Namen Greinwald. Die Väter der beiden Benediktinerpatres waren leibliche Brüder. Der 1799 geborene Matthias Greinwald, der Großvater der beiden Ordenspriester, hat sich wie die weiteren Ahnen nie anders als Greinwald geschrieben. Die Familie stammt ganz sicher vom Greinwaldgut in Abtenau; nur kann man sie nicht über das Jahr 1703 hinaus zurück verfolgen, weil bis heute noch keine Klarheit darüber zu schaffen war, ob der 1703 in Abtenau getaufte Tricklbauer Thomas Greinwald, der Urgroßvater des 1799 geborenen Matthias, ein Sohn des Peter Greinwald und der Magdalena vom Greinwaldgut oder ein Sohn des gleichzeitigen Peter Greinwald und seiner Gattin Magdalena auf einem anderen Abtenauer Bauernhof gewesen ist. Für unsere Geschichte wurden die Beiden nicht mitgezählt, weil sie den österreichischen Greinwald zugehören.

12.) P. Sigisbert Greinwald, seit 1921 Kurat der Münchner Gefängnisse. Geboren am 21.8.1870 in Augsburg und, wie alle seine Geschwister mit Ausnahme des in München - Neuhausen 1868 geborenen Bruders Joseph, bei St. Maximilian in Augsburg getauft, studierte er 8 Jahre im Gymnasium St. Stephan in Augsburg und absolvierte 1894 als Kapuzinerkleriker am kgl. Gymnasium in Burghausen an der Salzach. Nach vierjährigem Besuche der Hochschule in Dillingen am 23.7.1898 daselbst zum Priester geweiht, feierte er das erste heilige Messopfer am 31.8.1898 bei St. Georg in Augsburg. Er war zuerst Aushilfspriester in verschiedenen Kapuzinerklöstern: in Dillingen 4 Jahre, in Passau, München und Laufen je 1 Jahr, dann 4 Jahre (1905-1909) Spiritual in Burghausen.

Während des Baues der Basilika (1909-1911) Vikar in Altötting, wurde er 1911 als Seminardirektor nach Burghausen berufen und beim Kapitel 1914 zum Guardian seines Heimatklosters St. Sebastian in Augsburg und zugleich als Gefängniskurat dortselbst ernannt. Nach Ablauf seiner 6 jährigen Amtsdauer blieb er noch als Vikar im gleichen Kloster, bis ihn 1921 der Gehorsam als Gefängnisseelsorger nach München rief. Sein Großvater hat sich mit anderen Augsburger Bürgern energisch darum bemüht dass die Kapuziner 1843 nach Augsburg berufen wurden. Der Vater erzählte dem Verfasser oft mit großer Freude, dass er als 15 jähriger Gärtnerlehrling mit seinem Vater (1843) den Garten damals habe richten dürfen.

Wer sich für das Wirken des Verfassers in Augsburg interessiert, wird darüber genügenden Aufschluss finden in den sechs Jahresberichten des Augsburger Kapuzinerklosters. Sie sind sowohl im Augsburger Klosterarchiv als auch im Provinzarchiv in Altötting nachzusehen. Hier sei bloß erinnert an den von ihm erkämpften Kapuzinerfriedhof bei St. Sebastian neben der Altöttinger Kapelle.

Vielleicht war seine Seelsorgearbeit im Augsburger Strafgefängnis die Ursache, dass er im Jahre 1921 nicht, wie er gehofft hatte, wieder nach Burghausen ins Kapuzinerseminar berufen wurde, sondern nach München als Gefängniskurat für die Gefängnisse am Neudeck und in Stadelheim, wozu 1928 noch das Corneliusgefängnis und 1935 das Polizeigefängnis kamen.

Es war nicht ein Beruf nach seiner Wahl. Je mehr er sich aber hineinlebte, desto glücklicher ward er in demselben. Gott gab ihm die Gnade, wenigstens da einiges zu erreichen. Seine im Jahre 1931 erschienene Schrift „Für und wider die Todesstrafe" wurde in fast allen größeren Zeitungen und Fachschriften Deutschlands und Österreichs mit ausschließlicher Anerkennung besprochen und mit gleicher Anerkennung die Broschüre „Gedanken und Ratschläge für Gefängnisseelsorger". Eine weitere Arbeit mit dem Titel „Lichte Bilder auf dunklem Grunde in mehreren tausenden Exemplaren in Deutschland verbreitet.

Über seine Tätigkeit als Guardian in München erzählen die Jahresberichte von 1926 - 1929, in denen die gründliche Restauration der schmerzhaften Kapelle (1928) und die Vergrößerung des Kapuzinerfriedhofes besonders Erwähnung finden. Schließlich sei darauf hingewiesen, dass dieser letzte Abschnitt über den Verfasser des vorliegenden Werkes nicht geschrieben worden wäre, wenn nicht der Kritiker der ersten Auflage ihn dazu veranlasst hätte. Wem die Lektüre des Vorausgehenden zuviel des Lobes erscheint, möge das umstehende Gedicht die Überzeugung bringen, dass der Verfasser sich bewusst geblieben ist, dass er Gott und seinen Eltern verdankt, was er leisten durfte.

Damit sei die Reihe der besonders genannten Persönlichkeiten abgeschlossen. Sie ist, auch wenn wir die in den achtzehn Kapiteln des II. Teiles genannten Lehrer und Beamten dazu rechnen, eine verschwindend kleine Gruppe im Vergleich zu den Tausenden von Männern, die in den letzten drei Jahrhunderten den Namen Greinwald geführt haben. Dafür hat jedoch die Greinwaldsippe um so mehr Männer und Frauen hervorgebracht, die in Familie, Gemeinde und Staat still und treu ihre Pflicht erfüllt haben. Trotz aller Hochachtung vor besonderen Leistungen Einzelner bleibt doch dieses für die irdische und die andere Welt die Hauptsache. Gott, unser aller Richter, wird einstens nicht fragen, wie einer hieß, oder was einer war, sondern wie er an dem Plätzchen, das die Vorsehung ihm anwies, seine Pflichten gegen Gott, gegen den Nächsten und gegen sich selbst erfüllt hat. Möchte doch, das sei unser innigster Wunsch, der liebe Gott beim Weltgerichte mit allen zufrieden sein, welche den Namen Greinwald getragen haben! Dann hat der menschenreiche Stamm der Greinwalds seine Aufgabe erfüllt.

                                               " Bin ich am Ziel? "

                                    Bin ich am Ziel? Ich weiß es nicht.

                                    Das kannst Du, lieber Gott, nur sagen.

                                    Doch, wär' es so, ich armer Wicht

                                    Wollt' Deinen Willen gern ertragen.

                                    Zu viel des Guten gabst Du mir

                                    In allen meinen Lebenslagen.

                                    Wollt' klagen ich statt danken Dir,

                                    Die Zunge müsste mir versagen.

                                    Gabst mich in guter Eltern Hut,

                                    Hieltst fern von mir, was war zum Klagen,

                                    Und meintest's mir selbst da noch gut,

                                    Wo Du mich hast an's Kreuz geschlagen.

                                    Wie Job suchst Du die Eltern heim.

                                    Nie hört' die Tapfer'n je ich klagen.

                                    Ins Unglück legtest Du den Keim

                                    Zu kommenden, zu bess'ren Tagen.

                                    Was andern schien ein bös' Geschick,

                                    Verzweiflungsreif, nicht mehr zu tragen,

                                    Für uns ward es zum größten Glück,

                                    Für das ich ewig Dank muss sagen.

                                    Fast greifbar war's, wie Du, o Gott,

                                    Uns alle zum Beruf getragen.

                                    Noch heut' denk ich an manchen Spott,

                                    Weil's andern schien zu kühn, das sagen.

                                    Und jetzt, am Ziel, seh' ich vom Berg

                                    Und froh muss ich das Eine sagen:

                                    Du hast, o Gott, mich kleinen Zwerg

                                    In unverdiente Höh' getragen.

                                    Drum geb' ich alles froh zurück,

                                    Tat meine Pflicht nur, brauchst nicht lohnen,

                                    Gib mir des Himmels kleinstes Glück.

                                    Zu unverdient sind dessen Kronen.