Inhaltsverzeichnis K A P I T E L V.
Blätter und Blüten
Titelbild: Die Augsburger Greinwaldfamilien.
I. Kapitel, Greinwald aus der Laienstande
§1 Männer
Kunstgärtner Ferd. Greinwald
Lehrer Thomas Greinwald
Oberlehrer Jos. Greinwald
Arzt Dr. Jos. Greinwald
Tierarzt Joh. Gg. Greinwald
Richter Mich. Greinwald
Stukkattoren Greinwald
Bildhauer Thom. Greinwald
§2 Frauen
Rosina u. Anna Greinwald
II. Kapitel , Geistliche
§1 von 1400 – 1600
Pf. Ulrich Greinwald
Pf. Franz Greinwald
Pf. Georg Greinwald
Pf. Leonhardt Greinwald
Pf. Johann Greinwald
Propst Fr. Greinwald
§2 aus der neueren Zeit
P. Anselm Greinwald
P. Frigdian Greinwald
P. Sebastian Greinwald
P. Edmund. Greinwald
Kann. Joh. P. Greinwald
P. Juvenal Greinwald
Fr. Theotimus Greinwald
Eberhardt Greinwald
Elpidius Greinwald
Ignatius Greinwald
Pf. Georg Greinwald
Pf. Josef Greinwald
Benno Greinwald
Pf. Josef Greinwald
Benef. Jos. Greinwald
P. Paul Greinwald
P. Leop. Greinwald
P. Sigisbert Greinwald
V. T e i l
Blätter und
Blüten.
Damit
auch interessante Einzelheiten aus dem Bereich der Greinwald-Familien nicht der
Vergessenheit anheimfallen, so sollen noch einige Träger dieses Namens eigens
erwähnt werden. Es sind jene, welche Beruf oder Tüchtigkeit aus dem Rahmen
gewöhnlicher bürgerlicher Pflichttreue hervortreten oder Bleibendes schaffen
ließ. Wenn der Verfasser dabei zuerst seines eigenen Vaters gedachte, so wird
die Lektüre des nun folgenden Lebensbildes den Beweis erbringen, dass nicht
bloß die dankbare Liebe des Sohnes zum Vater dem Verfasser die Feder führte,
sondern dass es wirklich kein gewöhnlicher Mann war, dessen Andenken hier der
Nachkommenschaft und auch anderen dargeboten wird.
Kapitel I:
Besonders erwähnenswerte Greinwald aus dem
Laienstande
§1. Männer aus dem
Laienstande
1. Ferdinand Greinwald, Kunstgärtner und von 1879 ab magistratischer
Beamter in Augsburg, ist geboren am 6.12.1828 in Augsburg als Sohn des
Kunstgärtners und späteren Schrannenmeisters Ferdinand Greinwald aus
Raisting und der Johanna Wagner, Bauerntochter von Unterweissenberg bei Roggenburg. Verschiedene Zeugnisse und
Schriftstücke aus seinem Nachlass geben uns Nachricht über seine Jugend und
seine berufliche Tätigkeit.
Eine
Pergamenturkunde vom März 1845 bestätigt, dass Ferdinand Greinwald am 23.4.1843
bei seinem eigenen Vater, dem Kunstgärtner Ferdinand Greinwald, als Lehrherrn
die Lehre genommen hat; er wurde geprüft und zum Gesellen befördert. Am
26.9.1847 bezeugt ihm der Augsburger Gärtner Michael Jaut,
„dass Ferdinand Greinwald 1 1/2 Jahre bei ihm als Geselle gewesen ist, und dass
er während dieser Zeit sich fleißig und treu verhalten hat, so zwar, dass er
ihn gerne noch länger behalten hätte; weil er aber anderswo sein Glück suchen
wollte, so wollte er ihn nicht aufhalten, sondern vielmehr aller Orten
empfehlen". Am 16.2.1850 stellt ihm die Verwaltung des Kreisirrenhauses Irrsee das Zeugnis aus, dass Ferdinand Greinwald dort als
Anstaltsgärtner und zugleich auch als Kopist im Büro tätig war, dass er zur
vollen Zufriedenheit mit ausgezeichneter Treue diente und dass er den Posten
nur deshalb verließ, weil zur Zeit an ausschließlicher
Gartenbeschäftigung Mangel herrscht. Am 15.7.1851 bestätigt ein R. Römmelen, Kunst- und Handelsgärtner in St. Gallen, dass
Ferdinand Greinwald 3 Monate als Gehilfe bei ihm in Condition
war, und dass er treu, fleißig und zur Zufriedenheit sich betragen hat. Auf
Einladung seines Bruders Max übernahm er dann eine selbstständige Stelle beim Stanglbräu (Seiwald) in
Traunstein, wo er aber nicht lang geblieben zu sein scheint; denn schon im
Jahre 1852 finden wir ihn am kaiserlichen Hofgarten in Klessheim
bei Salzburg. Ein unterm 9.7.1852 ausgefertigtes Zeugnis des kaiserlichen
Hofgärtners in Klessheim besagt nämlich, „dass
Ferdinand Greinwald 5 Monate daselbst als
Gärtnergehilfe beschäftigt war und sich vorzüglich durch seine Gewandtheit
auszeichnete und sich während dieser Zeit stets wohl verhalten habe". Von Klessheim wandte er seine Schritte zum nahen Salzburg. Aber
auch dort war seines Bleibens nicht gar lange. Bereits am 13.11.1852 verließ er
die Stelle wieder, wobei ihm der kaiserliche Hofgärtner in Mirabell das Lob
spendete, dass Ferdinand Greinwald während der 5 Monate, in denen er als
Gärtnergehilfe im Schlossgarten beschäftigt war, sich in allen Fächern der
Gartenkunst vorzüglich ausgezeichnet hat, sodass man ihn Jedermann als einen
geschickten, fleißigen und moralischen Gärtner bestens empfehlen könne".
In Klessheim und Salzburg muss es ihm trotz seines
kurzen Verbleibens gut gefallen haben, denn in einer Beschreibung seiner
Jugend- und Wanderjahre nennt er die Tage in Klessheim
und Salzburg die schönsten seiner Jugendzeit. Dass er in Salzburg wegen seiner
botanischen Kenntnisse großes Vertrauen besaß, beweist der Umstand, dass er auf
den Vorschlag eines älteren Gärtnergehilfen in Schloss Mirabell einer kleinen
Expedition auf den Watzmann (am 13. und 14.September 1852) zur Assistenz
beigegeben wurde. Diese Expedition hatte die Aufgabe, eine Species
„Draba Sauteri",
welche sich dort auf einer Matte unterhalb der Watzmannscharte
befinden sollte, aufzusuchen. Die Pflanze wurde auch wirklich
gefunden. Da dem kühnen Bergsteiger Ferdinand Greinwald der
ungefährliche Weg zu weit schien, so sprang er in kühnem Schwung auf die
Platte, um den später nachkommenden die bereits entdeckte Blume darzubieten.
Das Wagnis trug ihm jedoch einen scharfen Tadel des Bergführers ein. „Mit
vorzüglichen Zeugnissen und. Empfehlungsschreiben ausgerüstet", so
schreibt Ferdinand Greinwald in seinem eigenen Tagebuch, „und mit einer
Barschaft von 5 Gulden Münzen, die mir der Hofgärtner Schmid geschenkt hatte
(bei einem Monatsgehalt von 18 Gulden ohne jede Verköstigung war ja von
Ersparen keine Rede) ging ich am 5.November 1852 nach Graz. Vollständig
erschöpft traf ich am 10.11.1852 abends in Graz ein. Dort machte ich mich
sofort bei einem Vetter vorstellig, der mich gratis in einem benachbarten Hause
einquartierte". (Dieser Vetter war kein anderer als der nach Graz
ausgewanderte Jakob Greinwald, geb. am 15.8.1779 als 13. Kind des Johann Georg
Greinwald, Bauer zum „Kotter" in Unterhausen bei Weilheim). „Am anderen
Morgen", heißt es im Tagebuch weiter, „praesentierte
ich ihm meine Zeugnisse und Empfehlungsschreiben, mit denen er mich im
kaiserlichen Hofgarten als exponierten Gehilfen unterbrachte". Aber auch
hier hielt es ihn nicht lange. Seine Wanderlust führte ihn weiter. Schon am
14.12.1852 stellte ihm der kaiserliche Burggärtner in Graz das Zeugnis aus,
„dass Ferdinand Greinwald dortselbst drei Wochen in Arbeit stand, sich fleißig,
treu und gesittet betragen hat und auf sein eigenes Verlangen wieder entlassen
wird". Wohin er sich von Graz weg wandte, berichtet uns seine eigene,
druckreif schön geschriebene biographische Skizze mit dem Titel: „Lehr- und
Wanderjahre". „Da es mir in Graz nicht gefiel, heißt es hier, so ging ich
am 6. Dezember 1852 nach dem kroatischen Warasdin, wo
ich freilich den liebgewordenen Bergen valet sagen musste; denn die höchsten Anhöhen dortselbst
waren die ausgeworfenen Gräben um das alte Schloss
des Grafen von Erdödy, zwischen denen die Unken
(Kröten) mir das Morgenlied pfiffen". Trotz allem hat er sich dort gut
eingewöhnt, sodass er sicher noch länger geblieben wäre; aber anlässlich eines
Schadenfeuers hatte er sich durchnässt und sich dadurch das sogenannte
kroatische Fieber zugezogen. Trotz bester Verpflegung verschlimmerte sich sein
Zustand so, dass nach Aussage des Arztes Schwindsucht in Aussicht stand, wenn
nicht eine Luftveränderung vorgenommen würde. Ferdinand Greinwald ließ sich
daher durch seinen Bruder Max ablösen und kehrte dann in die Heimat zurück.
„Von da ab verließ ich die Heimat nicht mehr, um auswärts Dienst zu
suchen", so schließt der Bericht über die Wanderjahre.
In einem Zeugnis, datiert vom
18.4.1858, beurkundete ihm die königliche Bezirksschulinspektion, „dass in
Augsburg, seiner Vaterstadt, Ferdinand Nikolaus Greinwald nach den bei der
Bezirksschulinspektion produzierten Studienzeugnissen und nach mündlichem,
kurzem Examen eigene Kenntnisse und Fertigkeiten in den Hauptgegenständen des
deutschen Schulunterrichtes, welche das bürgerliche Leben und das Geschäft
erforderten, in sehr hohem Grade besaß, da er vier Jahre an der Lateinschule
bei St. Stefan und auf zwei Winter an der Gewerbeschule dahier
Geometrie hospitierte".
Man sieht aus all dem, er hatte fleißig gelernt und
sich überall gut bewährt, sodass es uns nicht mehr wundern kann, wenn er nach
seiner um diese Zeit erfolgten Selbständigmachung
alsbald eine führende Rolle bei seinen Fachgenossen und Mitbürgern errang. Im
September 1863 wurde seine Wahl zum Mitglied der kath. Kirchenverwaltung St.
Max in Augsburg behördlicherseits bestätigt. 1865 finden wir ihn als
Mitbegründer der ins Leben gerufenen Schwäbisch-Bayerischen
Gartenbaugesellschaft. Dieselbe gab ihm in Würdigung seiner großen Verdienste,
welche er sich als Schriftführer dieser Gesellschaft erworben hat, im Jahre
1867 eine herrliche silberne Uhr mit Widmung zum Geschenk. Als er 1868 von
Augsburg schied, um sich in München zu verbessern, ernannte ihn die Schwäbischbayerische Gartenbaugesellschaft zum
"Korrespondierenden Mitglied und erlaubte sich noch einmal, für den vielen
Eifer und Fleiß, da er immer die Interessen des Vereins zu heben und zu fördern
suchte, den besten Dank auszusprechen". Auch in München wusste sich
Ferdinand Greinwald sehr bald das Vertrauen seiner Geschäftsgenossen zu
erwerben. Das ist zu ersehen aus „einem Schriftstück vom 14.4.1863, worin der
Kunst- und Handelsgärtner Ferdinand Greinwald hier (in München) von der
bayerischen Gartenbaugesellschaft eingeladen wurde, als Preisrichter bei der in
München stattfindenden Blumenausstellung zu fungieren. Mit Recht. Denn
Ferdinand Greinwald hatte staunenswerte botanische Kenntnisse und vermochte
nicht bloß die einzelnen Pflanzen, sondern selbst ihre seltensten Spielarten
mit ihrem eigenen Namen zu benennen. Heute noch existieren große Bilder ganzer
Sortimente Pelargonien, die er selbst gezüchtet hatte. So ist es erklärlich,
dass er für seine gärtnerische Leistungen wiederholt große erste Preise
erzielte.
In München war ihm das Glück nicht hold. Darum
kehrte er wieder nach Augsburg zurück, wo ihn seine Kollegen mit Freuden
aufnahmen und zuerst mit der Schriftführung, von 1872 - 1877 aber, wo er wieder
nach München zurückkehrte, mit dem Amte des Vorstandes in der
Gartenbaugesellschaft betreuten. Als solcher veranstaltete er trotz des
Widerstrebens seiner Fachgenossen eine wunderbar verlaufene Blumenausstellung
in der Augsburger Schrannenhalle. Er musste sogar, um sie zu erreichen, mit
seinem ganzen Vermögen für das Gelingen derselben haften, erst dann ging man
auf seinen großzügigen Plan ein. Die bürgerliche Geschäftswelt von damals
wollte nichts wagen und begriff noch nicht, dass man seine Leistungen auch
zeigen und sich bekannt machen muss, wenn man neue Absatzgebiete gewinnen will.
Als dann alles wider Erwarten gut gelungen war, zeigten sich auch die Freunde
dankbar. Heute noch ist die Familie im Besitz eines herrlichen geschliffenen
Bierglases mit kunstvollem Silberdeckel und der Inschrift: „Zur Erinnerung an
die Blumenausstellung 1874 v. d. Schwäbisch Bayr. Gartenbaugesellschaft
Augsburg ihrem Vorstand Ferdinand Greinwald“.
Trotz seines Unternehmungsgeistes und trotz seiner
Tüchtigkeit vermochte er in Augsburg nicht zu erreichen was ihm als
weitgereistem Fachmann vorgeschwebt hatte. Im Jahre 1877 zog es ihn zum zweiten
Male nach München. Was er daselbst um seiner zahlreichen
Familie willen gesucht hatte, materielle Besserstellung, fand er jedoch auch
dieses Mal nicht. Im Gegenteil; er büßte sein ganzes Vermögen ein und kam mit
seiner Familie und seinen 6 Kindern in bitterste Not. Bettelarm kehrte er nach
Augsburg zurück. Im Herbst 1878 musste er sogar eine kostbare Sammlung von 2oo
der verschiedensten selbst gezogenen Pelargonien, die er bisher als einen
Reichtum behütet hatte um eine Bagatelle verkaufen, nur um seine Familie vor
dem Verhungern zu bewahren. In seinem von ihm selbst geschriebenen
Gebetbüchlein findet sich heute noch ein trauriges Dokument aus jener
entsetzlichen Zeit: Es ist das Konzept einer Zeitungsannonce, mit welcher er
damals Arbeit suchte, um seine Familie ernähren zu können. Die Notiz lautet: „Ein
Mann mit großer Familie, der durch besondere Verkettung der Umstände binnen
einem Jahr sein ganzes Vermögen eingebüßt hat, bittet unter Bezugnahme auf
seine große Gewandtheit im Rechnen, Schreiben usw. menschenfreundliche
Bürovorstände um Beschäftigung. Gütige Offerte unter F. G. bei der Expedition
gefl. zu deponieren". Aber „die edlen Menschenfreunde" ließen ihn im
Stich, ebenso die zahlreichen Freunde aus früherer Zeit. Nur ein Einziger
derselben scheint sich seiner vorübergehend in der Not erinnert zu haben. Denn
eines Tages kamen von unbekannter Hand ein paar Holzbillete,
mitten im strengen Winter. Noch heute erinnert sich der Verfasser, mit welch
dankbarer Freude damals diese Anweisungen auf ein wenig Holz in Empfang
genommen wurden, durfte er doch selbst mitgehen, als es abgeholt und in die
kalte Mansardenwohnung in der damaligen Windgasse (jetzt Frauentorstraße)
geschafft wurde. Damals war es auch, wo der talentierteste Sohn der Familie,
der im Jahre 1865 geborene Ferdinand, freiwillig das Studium aufgab, um als
Schriftsetzer mitverdienen zu können. Der Verfasser selbst erinnert sich noch
gut, wie 1882 bei seiner Anmeldung der edle Gymnasialrektor P. Thomas Kramer
bei St. Stefan den Vater mit den Worten empfing: "Bringen Sie mir schon
wieder einen zum Studieren? Hätten Sie mir doch den ältesten Sohn gelassen,
dann hätte ich gerne auf die Weiteren verzichtet. Der Vater gab ruhig zur
Antwort: „Die Not hat mich dazu getrieben", und Rektor Kramer erwiderte
darauf: „Hätten Sie mir das damals gesagt, den hätten wir studieren
lassen".
Als die Not am größten war, hat Gott geholfen: Im
Frühjahr 1879 bekam Vater Ferdinand Greinwald eine Stellung beim Stadtmagistrat
Augsburg, in welcher er bis ins hohe Alter verblieb. Was sich vorher als
Unglück angesehen hatte, der Verlust des Vermögens, das wurde später zum Glück
für die Kinder. Die Söhne haben sämtlich einen anderen und glücklicheren
Lebensberuf gefunden, als es ihnen ohne den Geschäftsruin des Vaters möglich
gewesen wäre. Es war des alternden Vater Stolz, dass er dieses ohne jede fremde
Beihilfe, bloß mit Gottes Segen erreicht hatte. Wenn dabei er selbst und seine
Kinder oft haben darben müssen, er blieb doch seinem Grundsatz treu: „Wenn die
Kinder etwas werden, so sollen sie es nach Gott niemand anderem zu danken haben
als ihren Eltern".
Auch in dem neuen Beruf entzog er seinem einstigen
Gewerbe die Neigung nicht ganz. Hatte er noch in den schlechtesten Zeiten nach
dem Zusammenbruch seines Geschäftes auf Wunsch seiner Kollegen einen Vortrag
über Kultur der Zimmerpflanzen gehalten, welcher von der Druckerei Reichenbach
verlegt wurde und mit seinem geringen Ertrage die Familie wieder kurze Zeit
über Wasser hielt, so vollendete er seine Arbeit für den Verein damit, dass er
die Manuskripte seiner vielen Vorträge demselben gratis zur Verfügung stellte.
Unter dem 15.1.1894 wird ihm im Auftrag der Generalversammlung der
Gartenbaugesellschaft dafür gedankt, dass er die Manuskripte seiner Vorträge
derselben übersandt hat. Unterzeichnet ist "Dein Freund Schäfer".
Jahrzehntelang hatte er für seinen Beruf gelernt und für sein Fach gearbeitet,
Gott aber hatte ihn nach vielen Schicksalsschlägen andere Wege gewiesen, die
ihn ein glückliches und frohes Alter im Kreise der Seinen zubringen ließen.
78 Jahre alt trieb es ihn noch einmal in die Heimat
seiner Ahnen, in die Gegend von Raisting. In Schondorf brachte er seinen
letzten Urlaub zu. Hatte er sich in jungen Jahren mit den gleichaltrigen
Vettern in Raisting einmal entzweit, als Greis wollte er ihnen zeigen, dass die
Zeit alle Wunden geheilt hatte. Den einen besuchte er in Diessen,
den andern in Utting. Wie die Jungen schwätzten sie in einem freundlichen
Ammersee-Gasthof und tauschten die alten Jugenderinnerungen aus. Es sollte das
letzte Wiedersehen auf Erden sein. Acht Tage blieb er dort, dann kehrte er
heim, nachdem er nochmals den heiligen Berg Andechs hinauf gewallt war. Die
Reise hatte ihm gut bekommen. Wenige Tage darauf aber kam die letzte kurze
Krankheit über ihn. Sonntags wohnte er noch wie immer dem Sonntagsgottesdienst
im Augsburger Dom bei und machte danach den üblichen Spaziergang zu St. Ulrich.
Nachmittags legte er sich ermüdet nieder. Vorsichtshalber empfing er am Montag
die heiligen Sterbesakramente und entschlief am Dienstag darauf sanft im Herrn.
War es nach seinem Geschäftsruin schon immer sein
Wunsch gewesen, wieder ein eigens Haus zu besitzen, so hatte Gott ihm neben
vielen anderen Freuden auch noch diese Freude geschenkt. Sechs Jahre lang
wohnte er wieder im eigenen Haus (in der Jesuitengasse P 402). Am 14.August
1906 brachte man ihn zur letzten Ruhe in das Familiengrab am katholischen
Gottesacker, wo auch von den Seinen aufbewahrt ist, was sterblich war an ihnen.
Auf seine Sterbebildchen hatte man ihm seinen Wahlspruch drucken lassen, der
ihm über so vieles weggeholfen hatte:
"Herr, Dein
Will' gescheh', wo ich auch geh' und steh',
Herr, Dein Will' gescheh',
wenn ich's auch nicht versteh',
Herr, Dein Will' gescheh',
und tut's auch noch so weh'."
Es tat auch wirklich sehr oft weh und
doch ist der Wille Gottes ihm und den seinen zum Heile
geworden.
Hatte Ferdinand Greinwald einstens im Alter von 52
Jahren in schwerer Krankheit, wie er später einmal dem Verfasser erzählte, nur
um das eine gebeten, Gott möge ihn solange noch am Leben lassen, bis seine
sechs Kinder versorgt sind, so beweisen die darauf folgenden 26 Jahre, die Gott
ihm zu seinen 52 Jahren schenkte, dass Gott wirklich „gut ist allen, die ihn
suchen", wie der Psalmist sagt.
Auch der Umstand war der Familie zum Vorteil
gewesen, dass der älteste Bruder Ferdinand, der talentierteste von allen "Greinwaldbuben", wie man sie nannte, das Studium hatte
aufgeben müssen. Ihm war es hauptsächlich zu danken, dass die anderen drei
Brüder studieren konnten. Denn der tüchtige und sparsame Bruder Ferdinand hat
nur für seine Familie gelebt und gesorgt und hat im Glücke seiner Geschwister
sein eigenes Glück gefunden, bis er 1935 siebzig jährig
im Elternhaus starb, ein stiller Wohltäter für Arme und Kranke, denen er seine
Ersparnisse zuwendete, soweit er sie für seine eigenen Geschwister nicht
brauchte. R.I.P.
Neben Ferdinand Greinwald, Großvater und Sohn, hat
die Greinwaldsippe dem Gärtnergewerbe noch manch
tüchtige Kraft zugeführt. War doch des Ebengenannten Vater auch schon ein
Kunstgärtner. Vielleicht ist dieser zu seinem Beruf durch einen anderen Gärtner
aus der gleichen Familie gekommen. Wer weiß ob nicht der Sohn des Pollinger
Lehrers Thomas Greinwald, der 1771 in Polling geborene Sohn, Gärtner Joh. Georg
Greinwald in Weilheim, ihn in die Kunst eingeführt hat? Dieser hatte offenbar
die Gärtnerei in München gelernt, da wir ihm dort wiederholt als Gesellen
begegnen, bevor er sich in Weilheim niederließ. Auch die Tutzinger
Greinwaldfamilie führte einige Glieder dieser Gewerbeart zu. Erst vor ein paar
Jahren starb einer aus der Greinwaldfamilie beim „Resch" in Tutzing als
Gärtnermeister August Grünwald in Füssen, während ein anderer Greinwald heute
noch Gärtner in Pöcking ist. Er nennt sich Abdon Grünwald und stammt aus der
Greinwaldfamilie von Garatshausen welche 1747 von der Greinwaldfamilie „beim
Lochmann" in Tutzing abzweigte. Letztere existiert heute noch in einer
Unzahl von Familien mit dem Namen Greinwald in den verschiedensten Orten.
2. Thomas
Greinwald, Schullehrer in Polling. Er ist geboren am 5.3.1734 in Oderding, Pfarrei Polling, als Sohn des Schmiedemeisters
Matthias Greinwald von Oderding und der Therese
Erhard von Berg. Die Eltern ließen den Kindern, wie es scheint, eine sehr gute
Erziehung zu Teil werden, wozu auch das nahe Kloster Polling seinen Teil
beigetragen haben mag. Zwei Brüder waren Priester, der eine Jakob,
geb.20.7.1726, als Pater Sebastian im Stifte Weyarn, der andere Joseph Anton,
geb.24.5.1730 in Oderding, gestorben am 7.3.1808, als
Pater Frigdian in Polling. Von Thomas selbst konnte
lange keine Nachricht gefunden werden, sodass es den Anschein hatte, als ob er
die Pollinger Schulstelle mit einer anderen vertauscht hätte. Erst die
Entdeckung des Hochw. Ortspfarrers Georg Rückert
brachte Licht in die Frage. Derselbe fand nämlich eine vom 19.April 1803
datierte Tabelle sämtlicher Individuen, welche bisher vom Kloster Polling
Pensionen oder Almosen bezogen, darunter: „Thomas Greinwald, gewester
Schullehrer in Polling 69 Jahre alt, 41 Dienstjahre, verheiratet, ein Kind ist
versorgt, sieben dienen. Er besitzt einen zweiunddreissigstel
Hof, Sölde, die aber seinen jährlichen Unterhalt nicht erträgt. Er bezog daher
vom Kloster wegen langjähriger gut geleisteter Dienste eine Pension von 105 fl. 8 kr. und zwar für Kost 6o
Gulden, täglich eine Maß Bier, vierundzwanzig Laib Brot zu 1 kr." Laut Totenbuch ist er in Polling am 5.Mai 1812
nachts 11 Uhr gestorben, und zwar an einer Lungenentzündung, versehen mit den
hl. Sterbsakramenten im Alter von 78 Jahren.
3. Oberlehrer
Joseph Greinwald in Landsberg (1849 - 1898) aus der Raistinger
Greinwaldfamilie stammend. Vielleicht ist es auch da am besten, wenn man den
Sohn vom Vater erzählen lässt. Aus diesem Grunde folgt die kleine Biographie, in welcher Hauptlehrer Clemens Greinwald. in
München, des Verfassers Freund und Vetter, das Andenken seines lieben Vaters in
einem Brief an den Verfasser feierte. Dieser Brief hat folgenden Wortlaut:
„Mein Vater:
Ein seltsames Erlebnis aus seiner ersten Jugendzeit: Seine Großmutter setzte
den kleinen Joseph, der mit Stolz die ersten Höschen trug, auf den Schubkarren
und fuhr mit ihm in den nahen Wald. Die sorgsame Frau bettete ihren Liebling
auf weiches Moos zum Schlafe, ohne zu beachten, dass in nächster Nähe unter den
knorrigen Wurzeln einer hohen Fichte ein verdächtiges Loch gähnte. Bald umfing
den Kleinen der sanfte Schlaf und die Großmutter bückte sich emsig nach dürren
Zweiglein, sich immer weiter entfernend. Plötzlich vernahm sie ein gar
ängstliches Geschrei des ihr Anvertrauten. Sie eilte herbei. Ein Fuchs hatte
den Joseph an seinem neuen Hosenbein gepackt, ihn bis zu seinem Loch geschleift
und war eben bemüht ihn noch weiter hineinzuziehen.
In der Schule zeigten sich bald die Talente des
geweckten Knaben. Obwohl seine Eltern aus ihm einen Zimmermann machen wollten,
- sein Vater war ja städtischer Zimmerpolier in Freising - setzte er es doch
durch, dass er in das Lehrerseminar eintreten durfte. Mit Auszeichnung
absolvierte er 1868 und später legte er das Staatsexamen mit
so hervorragendem Erfolge ab, dass ihm die Prüfungskommission ihre
besondere Anerkennung aussprach. Nur einige Monate wirkte er in Pötmes und Mammendorf und kam dann noch 1868 nach Landsberg.
Hier war er im Hauptamt an der Volksschule und im Nebenamt 10 Jahre an der Präparandenschule tätig (1868 - 1878). Der Übertritt an
letztere Anstalt stand ihm offen. Er lehnte ab und blieb der Volksschule treu.
Schon 1880, also im Alter von 31 Jahren, wurde er zum Oberlehrer an der
Knabenschule und an der von "Dominikanerinnen" geführten
Mädchenschule ernannt. Unter seiner Leitung hob sich die Landsberger Schule zu
einer Erstklassigen und vielfach wurde ihm Anerkennung für sein verdienstvolles
Wirken von der Stadtgemeinde und der Bürgerschaft zum Ausdruck gebracht, ganz
besonders anlässlich seines 25 jährigen
Lehrerjubiläums, das ein Festtag für die ganze Stadt war. Er betonte in seiner
Erwiderung, auch fernerhin wolle er bestrebt sein, für eine auf christlicher
Grundlage stehende Erziehung und Bildung seine volle Kraft einsetzen zu wollen
(25.November 1893).
Auch an höchster Stelle erfreute er sich größten
Vertrauens. Ein hervorragender Beweis hierfür war seine Abordnung zur
Weltausstellung nach Wien (1873). Mit dem Amt eines Oberlehrers wurde ihm
auch das des Bezirkshauptlehrers übertragen. Als Konferenzleiter suchte er
seinesgleichen. Alt und Jung kehrte mit neuen Anregungen und mit Liebe zum
Beruf an den stillen Wirkungsort zurück. Wie mancher durch den Beruf
Verbitterter wurde von ihm aufgerichtet durch seinen Ausspruch: „Und wenn ich
wieder auf die Erde kommen könnte, würde ich wieder Lehrer werden". So war
er für einen ganzen Bezirk mit mehreren tausend Kindern die führende Seele.
Darum die große Verehrung unter der Lehrerschaft. Viele Jahre wurde er zum Vorstand
des Bezirkslehrervereins Landsberg gewählt. Er wusste den Versammlungen ein
ideales Gepräge zu verleihen und für gute und schöne Ziele Begeisterung zu
erwecken.
Auf
vielfaches Drängen nahm er die 2.Vorstandstelle des oberbayerischen
Kreislehrervereins an. Nach dem Tode des 1. Vorstandes war er gezwungen,
die Geschäfte desselben 2 Jahre fortzuführen. Eine Wahl zum 1. Vorstand lehnte
er wegen Arbeitsüberhäufung ab. (1895).
Seine
musikalische Begabung stellte er in den Dienst der Liedertafel.
Allgemein wird behauptet, dass unter seiner Leitung die Glanzzeit dieser
Vereinigung fällt. Er war Vorstand von 1882 - 84 und 1890 - 1897 sowie
Ehrenmitglied des Vereins.
Eine treue Charakteristik gab der edle Mann wohl
sich selbst durch einige Zeilen, die er mir in ein Wanderbuch schrieb als ich
vom Elternhause Abschied nahm und in meinen Beruf eintrat: „Habe stets Gott vor
Augen! Denke öfters an deine Eltern! Sei immer gewissenhaft in der Erfüllung
deiner Obliegenheiten! Dann wird es dir gut gehen und du wirst einstens
glücklich zu uns zurückkehren. - Dein Vater 30.9.89".
So habe
ich meinen lieben Vater im Gedächtnis. Ehre seinem Andenken! Der Allmächtige
gebe ihm den ewigen Frieden! Herzliche Grüße Dein Vetter Clemens".
4. Arzt Dr. Joseph Greinwald fürstbischöfl. Freising,
Hofarzt, gestorben 1743 in München. Zschokke erwähnt
ihn in seiner „Bayerischen Geschichte" Aarau 1820, als Mitbegründer der
Academia Carolo-Albertina 1720. „Agnelius
Kandler, Eusebius Amort und der fleißige Franz Joseph
Grünwald, eines Gürtlers von Wolfratshausen Sohn, ein junger denkender Arzt“.
Näheres darüber Lippert Abhandl. Kurbayr.
Akademie. Über diesen Arzt glückte dem Verfasser folgende Entdeckung:
An der Südseite der Pfarrkirche von Wolfratshausen befindet sich ein gut
erhaltener Marmorgrabstein, der folgendes besagt:
"Jos.
Grein seu Grien wald Veliphoratusanus Med. Doct. rev.
ser. principis. Episc. Fris
Med. cubic. inclyt. stat. prov. sup. Bav: Phys & S. R. I. acad. N. C. collega
anno MDCCXLIII die XI Mens: Jul. R.I.P". Dem Grabstein zufolge ist am
11.Juli 1743 gestorben der Arzt Dr. med. Jos. Greinwald oder Grienwald, gebürtig aus Wolfratshausen, weitbekannter
Leibarzt des Fürstbischofs von Freising usw. Dieser Grabstein ist ein Beweis
dafür, dass Greinwald und Grienwald um jene Zeit schon
vielfach füreinander gebraucht wurden.
Interessante Mitteilungen über diesen Arzt fand der
Verfasser in den „Bayerischen Geschichten" von Zschokke (Aarau 1820,
welcher unter den Gründern der Academia Carolo-Albertina
neben Agnellus Kandler (1692 - 1745) und Eusebius Amort (gest.1745 in Polling) den „fleißigen Franz Joseph
Grünwald" nennt, den Sohn eines Gürtlers von Wolfratshausen. Er heißt ihn
bei dieser Gelegenheit einen „jungen denkenden Arzt" und fügt bei: „So lange diese Männer lebten und wirkten, erhielt sich eine
Verbindung, deren Schriften, wenngleich Denkmale ungebildeter Schreibart,
wohltätiges Streben zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse beurkunden. Mit den
Stiftern des Bundes verging er selbst".
Wie Lippert in seinen „Abhandlungen über die Kurbayerischen
Akademien der Wissenschaften" im 2. Bande, Seite 30 erzählt, „erschien der
6. und letzte Band des Parnassus boicus im Jahre
1740. Er wurde größtenteils von Dr. Grünwald verfasst". „Da nun auch
dieser das Zeitliche verließ", fügt Lippert bei, „so ist diese
Gesellschaft vollends zertrümmert worden und zum Ende gegangen".
Während Zschokke von unserem Greinwald nur weniges
zu berichten weiß widmet ihm Lippert in seinen Abhandlungen von den gelehrten
Gesellschaften Bayerns volle 6 Seiten, also 3 mal mehr
als dem berühmten Eusebius Amort von Polling. Geburt,
Schaffen und Tod dieses Arztes sind in diesem Buche so ausgiebig besprochen,
dass dieser Bericht es verdient, hier wörtlich festgehalten zu werden. Er
lautet:
„Franz
Joseph Grein- oder vielmehr Grünwaldt“
„Er
ward im Jahre 1708 zu Wolfratshausen geboren, woselbst sein Vater das Gürtlerhandwerk trieb. Er hatte von der Natur die schönsten
Gaben erhalten, die er von Kindheit an mit der größten Sorgfalt wohl auszubilden
bemüht war; welche Bemühung ihm auch mit dem glücklichsten Erfolgen belohnt
wurde. Er tat sich in allen Klassen hervor und übertraf seine Mitschüler ebenso
sehr an dem geschwinden Genie (Fassungskraft), als an der Emsigkeit in dem studieren. Nachdem er die schönen Wissenschaften
getrieben hatte, schritt er in Ingolstadt zur Weltweisheit: hierinnen gab er
von seiner Gelehrsamkeit solche ausnehmend gute Proben, dass ihm von der
medizinischen Fakultät daselbst die damals ungewöhnliche Gnade und Erlaubnis zugestanden wurde,
nicht nur die Kollegia medicinae
nebst der Philosophia anhören, sondern sogar in den
öffentlichen Disputationen mit und neben den ordentlichen Lehrern der
Arzneiwissenschaften argumentieren zu dürfen. Diese vortrefflichen Gemütsgaben
bewogen seinen Lehrer, dass er ihn in sein Haus nahm und seiner vertrautesten
Freundschaft würdigte. Diese vorteilhafte Gelegenheit machte sich derselbe wohl
zu Nutzen und da er von seinem Lehrer durch die stärksten Beweisgründe
überzeugt wurde, dass die peripatetische Weltweisheit zur gründlichen Erlernung
der Arzneiwissenschaft nicht viel tauge, legte er sich auf die damals im Lande
durch den sehr gelehrten Benediktiner aus dem Kloster Seeon P. Fructuos
Scheidsach (oder dem verkappten Carpophorus
del Giudice) und obigem Professor Morasch kurz vorher
eingeführte athomistische Philosophie (vom hl. Thomas
absehende) mit vollem Eifer und kam hierin so weit, dass er noch als Student
imstande war seinen „Medicum novitium
scrupulosum", dessen meisten Sätze auf dem Grund
der eben erwähnten Philosophie beruhten, sehr wohl abzufassen.
Anstatt
dass er durch diese rühmliche Bemühung den Grund zu seiner künftigen Versorgung
gelegt, hätte er sich hierdurch beinahe seinen völligen Umsturz zuwege
gebracht, indem der Censor desselben, ungeachtet er
ihm die Erlaubnis zum Drucken (des Buches) vorhin schon erteilt hatte und ein
Teil hievon schon gedruckt war, genanntes Buch zur nochmaligen Censur mit dem Vorgeben verlangte, dass er einige Sätze
darin angeführt hätte, die ihm oder vielmehr anderen anstößig erschienen,
mithin noch auszumerzen waren. Grünwald verweigerte dieses Ansinnen aus
zweierlei Ursachen: Weil das Buch die Zensur schon passiert und er hierauf
schon einige Unkosten verwendet hatte. Der Gegner hingegen beharrte auf seinem
Begehren: Daher Grünwald, um dem Ungewitter so ihm schon drohte, auszuweichen,
die hohe Schule zu Ingolstadt verließ und sich nach Altdorf wandte, allwo er
nach überstandenen scharfen Prüfungen und ohne Vorsitz „de vita
Plantarum" gehaltenen Disputation im Jahre 1732
den Doktorhut erlangte. Er kehrte sodann nach Ingolstadt zurück und musste
gleich erfahren, dass das vorige Feuer seitdem nicht nur nicht gedämpft worden,
sondern vielmehr auf ein Neues zu toben anfing. Er wurde von dem Rektor der
hohen Schule abermals zitiert und da er das Forum nicht anerkennen wollte,
wurde er cum infamiae nota
relegiert; da aber diese Relegation ohne Landesfürstliches Vorwissen
unternommen worden war, so war sie ohne Wirkung. Hierauf ging er nach München,
wo gleich wieder ein neuer Krieg entstand: Der Professor der Weltweisheit
daselbst P. Franz Xaver Stängl machte mit dem Drucke die Frage bekannt: „an Philosophiae
athomisticae aditus patere possit, vel debeat ad Lycaeum
Monacense nuper erectum?" und äußerte (behauptete) hierinnen, dass
Grünwald zu dem Buche Medicus novitius scrupulosus nur den Namen hergeliehen und ein anderer,
nämlich der Professor Morasch, selbes verfasst habe.
Grünwald wurde hierdurch sehr aufgebracht und in seiner „epistolica
animadversione" bewies er deutlich, dass er sich
nicht, wohl aber sein Gegner, einen gelehrten Diebstahl habe zuschulden kommen
lassen. Diese Verteidigung machte hier großen Lärm und gab zu noch mehr Unruhen
Anlass. Es wurden daher diese, wie auch des „Medici scrupulosi"
noch nicht verteilte Exemplarien auf Ansuchen des
Gegners konfisziert und hiermit dieser Komödie ein Ende gemacht. Nach diesen
glücklich überstandenen Verdrießlichkeit, fing er an sich der Praxi Clyniae und den Musen mit noch größerem Eifer zu widmen.
Eine
Frucht hievon war sein „Album jatrium Bavariae",
das er im folgenden Jahre 1733 herausgab, welches von
den Gelehrten „in Commercio litterario
Nor und den „Arbeiten der Gelehrten im Reich" sehr wohl aufgenommen worden
ist. In den nachfolgenden Jahren saß er auch nicht müßig, sondern sammelte sehr
viele Kräuter, die in diesen Gegenden wachsen und gab ein Verzeichnis derselben
heraus, deren Anzahl er hernach um ein Merkliches vermehrt hat. Im Jahre 1735
wurde seine „Anzeige älterer Schriften", welche mit einigen, zur
Bayerischen Historie dienlichen Anmerkungen versehen sind, in die „Arbeiten der
Gelehrten im Reiche" eingerückt und von ihm die
Lebensbeschreibung des berühmten Professor Morasch
dem Drucke übergeben. Diese rühmlichen Bemühungen brachten ihn nicht nur in dem
Lande, sondern auch bei den Ausländern in großes Ansehen. Er wurde daher von
dem Bischof zu Freising als Leibarzt und von den Landständen als
Landschaftsphysikus Münchnerischen Rentamts ernannte
wie auch in die Societatem Naturae Curiosorum unter dem Namen Polybius II. aufgenommen, in
deren Akten seine "nova febris
miliaris sub exitum anni 1733 et initium anni 1734 in celsissimo alpium pennarium Bavariae jugo epidemice grassantis" zu
finden ist. In dem eben genannten Jahre 1737 (?) gab er auch des ehemaligen
kurfürstlichen Leibarztes Heinrich Menrads von Verwaltern „Methodum
resolvendi Puncta theoretica et practica", und
2 Jahre hierauf desselben „Sermone: academicos"
in den Druck. Hiernächst machte er um eben diese Zeit auf Befehl der
Landschaft, jedoch ohne Beisetzung seines Namens, eine Abhandlung von den
Mitteln gegen die damals grassierende Viehseuche in deutscher Sprache bekannt.
In den darauf folgenden Jahren war er nicht minder arbeitsam, wie das
nachstehende Verzeichnis jener Abhandlungen, die er gegenwärtiger Gesellschaft
geliefert hat, sattsam bewährt. Er wurde aber von seinem Fleiße teils durch
seine schlechten Gesundheitszustände, teils aber durch die vielen Verdrießlichkeiten, so er von seinem alten mürrischen Weibe
auszustehen hatte, in mehrfacher Beziehung abgehalten.
Als er
endlich im Jahre 1743 zu einem Kranken nach Kloster Beuerberg geholt und auf dem Rückwege umgeworfen wurde, fiel er auf einen Stein,
wodurch er auf der Brust tödlich verwundet wurde. Mit einem christlichen
Heldenmut sah er dem Zeitpunkt getrost entgegen, der ihn in die Ewigkeit
abordnete und er war nur bedacht, sich zu dem Augenblicke zu bereiten, der sein
ewiges Heil entscheiden würde. Mit den großen Wahrheiten der Religion war er
stets zu sehr beschäftigt gewesen, als dass er sich nicht in den letzten
Stunden den heiligen Empfindungen ganz hätte überlassen sollen, die in dem
Herzen, wie das seinige war, erweckt werden mussten. Eine unbewegliche Geduld,
eine demütige Ergebung in den Willen Gottes, ein festes Vertrauen auf seine
Güte und eine zärtliche Dankbarkeit für alle seine Wohltaten ließen ihn bei dem
Vater der Barmherzigkeit Gnade finden. Er ging nach etlichen Wochen lang
dauernder Krankheit in ebenbesagtem Jahre ohne Zurücklassung von Leibeserben in
die Ewigkeit. Sein Leichnam ist nach seinem Verlangen in seinen Geburtsort
überbracht und in der Pfarrkirche daselbst beerdigt
worden. Sein guter Freund Joseph Anton Oefele, Theologiae Doktor und Chorherr zu Unserer Lieben Frau
allhier, ließ ihm ein Grabmal von Marmor aufrichten. (Es ist dies das schon
erwähnte Grabmal an der Wolfratshausener
Pfarrkirche).
Seine Schriften, womit er den Musenberg bereichert
hat, sind folgende:
- 1. Bericht von dem herzoglichen Leibarzt Dr.
Joseph Hartlieb.
- 2. Von dem damals in Bayern u. anderen Orten
grassierenden Viehfall.
- 3. Lebensbeschreibung des berühmten
Benediktinermönches P. Karl Meichelbeck.
- 4. Beschreibung einiger in Bayern befindlicher
Heil- und Gesundbrunnen.
- 5. Bericht von dem Gasteinerbad.
- 6. Commentatiunoula
de Geigeris.
- 7. Lebensbeschreibung des Johann Joseph Pock.
- 8. Lebensbeschreibung P. Ullrich Staudigels, Benediktiner von Berg Andechs.
- 9. Nachricht von dem heiligen Quirinöl.
- 10. Unvorgreifliche Gedanken vom Salzwesen in
Bayern.
- 11. Nachricht von Hippolytus Quarinonius.
- 12.
Höfliches Ersuchen an alle treugesinnten medizinischen Patrioten
Bayerlands
von einer Topographia Botanica. - 13.
Nachrichten von einigen neu herausgekommenen medizinischen Büchern.
Dieser fleißige Mann hat zwar noch sehr viele
Abhandlungen von verschiedenen Dingen verfasst und nach seinem eigenen
Geständnis bei 40 Heil- und Gesundbrunnen beschrieben; allein es ist hievon
nichts zum Vorschein gekommen; soviel aber ist richtig und gewiss, dass er noch
etliche Tage vor seinem Hintritt dem Direktor des Collegii
naturae Curiosorum einen
großen Teil hievon zugesendet habe, wie mir dessen vertrauter Freund, oben bemeldeter Felix Oefele unlängst
berichtet hat, dem er selbst es auf seinem Todbette
eröffnet hatte. Hätten andere Ärzte diesem rühmlichen
Beispiele nachgefolgt welch eine gute Gestalt würde nicht die
Arzneiwissenschaft in Bayern schon jetzt haben".
Die von Lippert erwähnten
Personalnachrichten geben mit den umstehend noch folgenden ein so anschauliches
und vollständiges Bild von dem berühmten Arzt Dr. Joseph Greinwaldt,
seinem Leben und Wirken, dass zu einer vollständigen Biographie
desselben nichts mehr fehlt.
Die Pfarrmatrikeln von Wolfratshausen, von denen
die ältesten verloren gegangen sind, lassen über die Herkunft des Doktor Joseph
Greinwald nur folgendes mit Sicherheit feststellen: Sein Vater war Andreas
Greinwald, der Sohn des Christoph und der Maria Greinwald.
Andreas Greinwald heiratete in Wolfratshausen zweimal: Im 9.11.1694 Sabina Steiderin und am 30.4.1715 als Witwer die Gertrud, Tochter
des Martin und der Barbara. Er wird bei der Trauung als "operarius im Dorff" bezeichnet. In einem 1728 bei
Maria Riedlin c. p. Sup.
gedruckten Verzeichnis von Studenten, die sich am churfürstlichen Gymnasium zu
München ausgezeichnet haben, ist wiederholt als Preisträger Joseph Greinwald
(deutlich) von Wolfratshausen, Bayern, genannt, Er hat sich also in der Jugend
sicher Greinwald geschrieben.
Dem Verfasser gelang es auch Genaueres über
Hochzeit und Tod dieses Wolfratshausener Bürgersohnes
den Pfarrmatrikeln der Münchener Dompfarrei zu entnehmen. Am 25.4.1731 heiratet
„der edle und hochgelehrte Herr Joseph Grienwaldt,
Kandidat der Philosophie des ehrenfesten Andreas Grienwaldt,
Gürtler zu Wolfratshausen und Sabine, seiner Hausfrau ehelicher Sohn, die
tugendsame Frau Maria Stinau, churfürstl.
Knöpfemachers selig hinterlassene Wittib". Am
11. Juli 1743 steht im Totenbuch geschrieben: „Herr Dr. Joseph Grienwald, Doktor der Medizin, dessen Leiche am 12. Juli
nach Wolfratshausen zum Begräbnis geführt worden ist". Der Name seiner
Ahnen war sicher der Name Greinwald.
5. Landgerichtstierarzt Joh. Georg Greinwald (1805 - 1847) und dessen Sohn August Greinwald (1837
- 1887), kgl. Stabsveterinärarzt in Augsburg, welcher
im südlichen Friedhof in München seine letzte Ruhestätte fand. Beide sind in
dem Kapitel I unter den Greinwaldfamilien von
Weilheim Schongau, Zweig der Oderdinger Greinwaldfamilie, bereits erwähnt.
6. Richter Michael Greinwald auf Schloss Hohenburg um 1625 - 1635. In den
Pfarrmatrikeln von Lenggries entdeckte der Verfasser einen Richter Michael
Greinwald, Richter auf Hohenburg b. Lenggries, im jetzigen Schlosse
der Grossherzoge von Luxemburg. Woher er kam und
wohin er ging von Hohenburg aus, darüber fehlt jede Nachricht. Die alten
Matrikeln schreiben ihn zwar Krienwald, die neuen
aber, welche vom Verfasser der Lenggrieser Chronik, Pfarrer Gasser, einem
gewissenhaften Schriftsteller herrühren, nennen ihn Greinwald. Weil Pfarrer
Gasser zu seiner Arbeit auch ältere Quellen benutzte, so dürfte seine
Schreibweise auch die richtige sein. Von diesem Richter wurden in Lenggries 6
Kinder getauft: Dionys, geboren am 11.10.1628, der hl. Dionys ist ein in der
dortigen Gegend viel verehrter Heiliger. Dann, Salome, geb.30.7.1630; Hans,
geb.23.12.1631; und Rosine, geb.16.9.1633. (NB. Der Name Salome kommt unter den
vielen Hunderten von weiblichen Greinwald-Namen nur noch ein einziges Mal vor,
nämlich bei der 1648 geborenen Tochter des Andreas Greinwald in Tutzing. Da
eine Generation später auch in Tutzing ein Schlosspfleger Greinwald war, so
könnte man an eine Verwandtschaft mit dieser Familie denken. Dieser Richter
Michael Greinwald scheint der Einzige dieses Standes in der Greinwaldfamilie
geblieben zu sein. Wenigstens findet sich unter den ungefähr 6000 Beamten,
welche Geistl. Rat Geiss in München in seinem Buche
„Reihenfolge der Gerichts- und Verwaltungsbeamten Altbayerns" aufzählt,
nicht ein einziger Greinwald mehr. Der von ihm angeführte Kaspar Grünwalder,
welcher 1517 bis 1527 Pfleger und Landrichter in Murnau war, hat nach der
Mitteilung des Murnauer Lokalhistorikers Benefiziat Gebhard nicht Grünwald,
sondern Greimolt geheißen, und kommt daher für uns vorläufig nicht in Frage. Allerdings
scheint die wissenschaftliche Arbeit des Geistl. Rat Geiss
auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen zu können; denn er weiß ja auch vom Hohenburger Richter Michael Greinwald nichts. Der letzte
Richter, den er nämlich auf Hohenburg erwähnte, lebte 1521. Die späteren Jahre
scheinen ihm entgangen zu sein.
7. Die
Stukkatoren Christian und Chrysostomus Greinwald aus der Pollinger
Greinwaldfamilie. Ihrer gedenkt das oberbayerische Archiv im Band 48 (1893/94),
indem es schreibt: „Christian Greinwald, Stukkator von Polling, Sohn des
Schreinermeisters Balthasar Greinwald und der Ottilie Resch, (was aber nicht
recht sein kann aus dem einfachen Grunde, weil laut Trauungsmatrikel Ottilie
Resch die Gattin des Christian Greinwald war), stukkierte
1758 die Pfarrkirche Ofenstetten bei Abensberg
(Kirchenrechnung daselbst 1758) und verzierte um das Jahr 1762 die Kapellen der
Klosterkirche zu Polling mit Gips. Sein Sohn Chrysostomus (1743 - 1809) war
ebenfalls Stukkator. Geistl. Rat A. Schmittner sah bei Drechslermeister Hoek in
Weilheim eine Urkunde vom 7.3.1784 laut welcher Chrysostomus Greinwald es
übernahm um 115 fl. für die Kirche in Oderding bei Polling „zwei Seitenaltäre zu Ehren der hl.
Anna und der hl. Maria in Gips zu machen".
Interessante Einzelheiten über die Tätigkeit dieser
beiden Künstler entdeckte Hochw. Herr Pfarrer Rückert
von Polling in den Pollinger Klosterrechnungen, welche sich in der
Pfarr-Registratur Walleshausen befinden. „176o.
Ausgaben auf den Pfarrhof zu Eberding: Dem Christian
Greinwald Stukkador von hier, um weil er 2 Zimmer
ausgemacht, samt der Kost 16 fl., dessen Sohn ohne
Kost 3 fl., 2o kr."
„1761: Stockhador Christian Greinwald von hier hat zur Ausstockhadierung deren Kapellen (es sind die
Seitenkapellen der Klosterkirche gemeint) verschiedene Blumen und Muscheln etc.
in dem Winter vorgearbeitet und hierbei nebst seinen zwei Söhnen erhalten
November 1761 mit Januar 1762 39 fl. 52 kr."
„1762 wurden
sämtliche Seitenkapellen der Klosterkirche von ihm neu stukkiert.
Christian Greinwald von hier hat für sich und seinen Sohn 6 Kapellen in accord übernommen, denen nebst der gewöhnlichen Ordinarikost und Trunk für die alleinige Stockhador-Arbeit accordiert
worden, so er auch richtig erhalten, 13o fl. und
dessen Sohn douceur 6 fl.
3o kr. Die Arbeit dauerte von April bis Ende
August".
In Steichele - Schröder
Bistum Augsburg, 6.Band 515 ist außerdem zu lesen, dass Christian Greinwald
1753 für 83o fl. die Pfarrkirche in Donaualtheim stukkierte. (Siehe Stiftungsrechnung daselbst).
Die noch vollständig erhaltenen Stukkaturen sind gut
modelliert und geschickt verteilt". Ferner stukkierte
er gemeinsam mit 4 Wessobrunner Stukkatoren die reichen Stukkaturen
der Pfarrkirche in Mauerstetten bei Kaufbeuren.
(Mitteilung des H.H. Hochschulprofessors Schröder in Dillingen an den Verfasser
2.6.1905). Jedenfalls hat Christian Greinwald gemeinsam mit anderen
Wessobrunner Stukkatoren oder allein noch manch andere Kirche herrlich geziert.
Die Kirchendecke in Forstenried bei München (Forstenried bei München gehörte zu
Kloster Polling) und jene zu Ramersdorf, ebenfalls Vorort von München, sind z.B.ohne jeden Zweifel Arbeit der
Wessobrunner Künstler. Die Stukkaturen sind so
ähnlich den Stukkaturen in der Pollinger Kirche, dass
man nur Einblick wünschen möchte in die damaligen Kirchenrechnungen, um deren
Meister festzustellen. Vielleicht ließe sich auch hier Christian Greinwald als
Künstler oder Mitarbeiter nachweisen, derselbe, der in der Klosterkirche zu
Polling, wie oben bemerkt, die Kapellen so schön mit Gips stukkiert
hat.
Christian Greinwald war auch ein Mitarbeiter Joseph
Schmutzers von Wessobrunn. In den Kirchenrechnungen
von Oberammergau und von Garmisch ist dem Pfarrherrn Dr. Bogenrieder
von Oberammergau laut dessen Mitteilung an den Verfasser sein Name noch nicht
untergekommen.
8. Bildhauer Thomas Greinwald (1821 - 1875): Jahrelang bemühte sich der
Verfasser, über diesen Künstler Näheres zu erfahren. Aber nur tropfenweise
kamen ihm die Nachrichten zu, die er für dessen Lebensbild brauchte. 1907 fand
er im Klostergang des Benediktinerstiftes St. Peter in Salzburg die in Gips geformte
herrliche Statue des hl. Johannes des Täufers. Sie war laut Inschrift von
Thomas Greinwald geschaffen. Es ließ sich lediglich erfragen, dass dieser
Künstler am 19.10.1875 in Russbach bei Wien gestorben
ist. Etwas mehr Aufschluss wusste schon der bekannte Kunsthistoriker Prälat Dr.
Hartig in München zu geben. Ihm dankt der Verfasser die erste Nachricht über
die Geburt des Thomas am 9.1.1821 in Gseng im
Salzkammergut.
Bei eigenen Forschungen im Pfarrarchiv St. Peter in
München stieß dann der Verfasser ganz zufällig auf
einen für seine Sache sehr wichtigen Eintrag im dortigen Trauungsregister: „Am
27.1.1863 Ehe des Thomas Greinwald, Bildhauer und Insasse von Abtenau in
Oberösterreich, ehelicher Sohn des Johann Greinwald, Ökonom zu Strubegg und dessen Ehefrau Magdalena, geboren am 9.1.1821
in Abtenau. Braut Anastasia Pieringer, geboren
19.8.1825 in St. Martin in Österreich". Vervollständigt wurde diese Notiz
durch die Mitteilung des 'Pfarramtes Abtenau über den Geburtsort des Künstlers:
"Gseng ist eine Ortschaft, zu welcher eine
Anzahl, vielleicht 10 bis 12 Häuser gehören, welche durch Felder, Wiesen und
Wälder getrennt, einzelne Gehöfte bilden. Auch Strubegg
gehört dazu. Dasselbe ist ein kleines Bauerngut, das aber früher ziemlich groß
gewesen zu sein scheint. Jetzt gehört es zu der 1903 errichteten Pfarrei Rusbach, während es früher samt der ganzen Ortschaft Gseng in Abtenau eingepfarrt war.Manch ein Jahr verging seit diesen Entdeckungen,
da lernte (1925) der Verfasser bei einem Zufallsbesuch im Salzburger Benediktinerstift
den vor wenigen Jahren gestorbenen Priestergreis P. Anselm Ebner, Subprior des
Stiftes persönlich kennen. Wie viel Mühe wäre dem Verfasser erspart geblieben,
hätte er diesen Lokalforscher früher kennen gelernt. Derselbe war viele Jahre
Kooperator der zum Stift St. Peter in Salzburg gehörigen Pfarrei Abtenau und
hat eine zehn handschriftliche Foliobände umfassende
„Lokal geschichtliche Abhandlung“ über Salzburg und Umgebung geschrieben. Aus
derselben durfte der Verfasser vorliegender Familiengeschichte folgenden
Abschnitt entnehmen: Er führt den Titel: "Vergissmeinnicht auf das Grab
des Bildhauers Thomas Greinwald im Wiener Zentralfriedhof" von P. Anselm
Ebner 0.S.B.:
„Nach den bei
Zeitgenossen des Bildhauers Thomas Greinwald erhobenen Auskünften hatte der
immer muntere und geweckte, aber auch sittsame und bescheidene Junge, der Thomerl, den Adam Fink und den wegen echten
Schulmannscharakters sowie unermüdlichen Diensteifers ausgezeichneten
Bartholomä Schröcker zu Lehrern. Seit dem Jahre 1830
findet sich auch im Taufbuche zu Gosau, wohin die
Kinder wegen nächster Nähe regelmäßig zur Taufe gebracht wurden, kein Kind von Strubegg verzeichnet, weil zu dieser Zeit das Strubeggerlehen wegen Armut des Besitzers Greinwald licitando veräußert werden musste. Die Kinder traf nun das
Los, ausgestiftet, das heißt in andere Familien untergebracht zu werden, auch
Thomas. Die Folge davon war, dass er, wie er oft erzählte, mehr in notwendigen,
Alter und schwächlicher Körperkonstitution entsprechenden, Hausdiensten
Verwendung fand, als in solchen, welche seiner Neigung zusagten. In letzter
Zeit seines Aufenthalts in Russbach, welches damals
noch zur Pfarrei Abtenau gehörte, war er auch als Hirt, Hüterbub
auf einer Alpe tätig, wo er sich in freier Zeit im Schnitzen, in plastischen
Nachbildungen von Naturgegenständen, wie er sie eben auf der Alpe vorfand oder
erspähte, übte und damit die Zeit vertrieb. Auch einiges egoistisches Interesse
knüpfte sich daran, weil er dergleichen Holzschnitzereien als zum Verkaufe in Gosau und besonders in Hallstadt ausgeboten schon genug
kannte und bis in das kleinste Detail mit den Augen scharf fixierte.
Im Jahre 1835 nahm er Abschied von Russbach. Es soll nun jener Ausschnitt seines Lebens kurz
skizziert werden, welchen man als die Sturm und
Drangperiode in seinem Streben nach höherem Ruhm bezeichnen kann, bis zu der
Periode, in der Thomas Greinwald selbständig schaffend in die Öffentlichkeit
trat und gerechte Würdigung seiner Werke fand. Wegen seiner feinen
Naturbeobachtung und außergewöhnlichen Geschicklichkeit im Nachbilden auf Holz
von vielen Seiten ermuntert, trat er in einer Tischlerwerkstätte zu Linz als
Lehrling ein, wurde als Tischlergeselle zum Militär assentiert, bei dem er als
gemeiner Feldjäger durch viele Jahre meist in Italien diente, von wo er unvertilgbare Kunsteindrücke mit nach Hause nahm. In der
Garnison zu Wien benützte er die günstige, ihm in der freien Zeit gewährte
Gelegenheit, sich in der Zeichenschule mit den Anfängen eines theoretischen
Unterrichtes vertraut zu machen. Nach absolvierter Militärzeit zog ihn der
Heimatdrang nach Salzburg, wo er in der Werkstätte des bestnominierten
Kunsttischlers Wessiken gute Aufnahme fand. Dieser
wusste sein Talent zu schätzen und konnte ihn zu seinen vielen Arbeiten in der
Ausstattung des Wasserschlosses zu Anif gut verwenden. In Anif war es der
Münchener Bildhauer Jos. Otto Entrest welcher seinen
Liebling, den technisch kunstfertigen Tischlergesellen im Nachbilden seiner oft
zu flüchtigen Zeichnungen bewog, in München in der akademischen Zeichnungs- und
Modellierungsschule sich gründlich auszubilden und zu vervollkommnen. Der
gelehrige Schüler fand diese Anregung und Aufmunterung mit seinem immer
gehegten Streben in vollkommener Übereinstimmung und wanderte nach München.
Dortselbst unterstand er in Schwanthalers
Bildhauerschule der Oberleitung des Professors Max Widmann. Nun kam eine
schwere Probezeit für den strebsamen Mann. Bald gingen seine geringen
Ersparnisse zu Ende. Er war gezwungen viele Nachtstunden zu opfern, um sich mit
dem Schnitzen und Modellieren für Kunsttischler und Händler einige Kreuzer zu
verdienen, damit er untertags leichter den von seiner Seite ernst genommenen
Verpflichtungen der Schule gerecht werden konnte. Nach längerer Zeit großer Not
verschaffte ihm endlich die bestmöglichste Empfehlung
seiner Lehrer durch Vermittlung des kaiserl.
Regierungsrates L. Kraus eine kleine österreichische Staatsunterstützung. Nun
begann Greinwald aufzuatmen, die Nachtarbeiten aufzugeben, sich in genügsamster
Lebensweise seinem selbständigen Charakter entsprechend auf eigene Füße zu
stellen und mit künstlerisch plastischen Entwürfen vor die Öffentlichkeit zu
treten.
Aus der klassizistischen Schule L. Schwanthalers
hervorgegangen, ist er auch in seinen Werken ein Klassizist mit der
Begeisterung für die griechische Kunst geblieben, selbst dann, wenn ihn die
plastische Behandlung mittelalterlicher Themata zwang, diese mit der
klassischen Darstellungsweise in Einklang zu bringen. Von
diesem Zeitpunkte des selbständigen Auftretens von Greinwald will ich
die Kunstfreunde Salzburgs in den lokalen Salzburgischen Blättern zu Wort
kommen lassen, wie sie die plastischen Arbeiten des Bildhauers in ihrer
zeitlichen Aufeinanderfolge würdigten. Gelegenheit dazu wurde ihnen geboten in
ihrer Zurschaustellung zu Salzburg und Wien. Bemerkt soll werden, dass auch
damals, wie noch jetzt Gipsmodelle in Kunstausstellungen beim schaulustigen
Publikum wenig Anklang und Verständnis fanden; zur beabsichtigten Nachbildung
in Marmor ist es aber bei vielen Werken dieses Meisters nicht gekommen. Der erste,
welcher in Salzburg auf Greinwald aufmerksam machte und den Werdegang seines
künstlerischen Schaffens wahr schilderte, ist der in den 90er Jahren
verstorbene Nestor aller Künstler und Kunstfreunde Salzburgs, Professor Mayburger. Er tat dies in der Salzburger Landeszeitung am
17. Sept.1856 Nr.213 Seite 854. Anlass dazu boten ihm
die im Salzburger Kunstverein bisher schon ausgestellten überlebensgroßen
Gipsmodelle von einem römischen Krieger und von St. Joh. Bapt.,
dann die plastischen Figurengruppen des barmherzigen Samariter und der hl.Genovefa. Diese letzteren 3 religiösen Stücke erwarb Abt
Albert Eder von St. Peter. Sie sind auf dem Korridor des Klosters neben
einender aufgestellt und. entzücken heute noch den Blick der Beschauer. Wohin
der römische Krieger gekommen ist, ist dem Schreiber nicht bekannt geworden.
Am 27.2.1863 führte Greinwald Anastasia Pieringer Tochter der Magdalena Pieringer,
gebürtig aus St. Martin in Österreich zum Traualtar. Am 24. August 1864 Nr. 191
berichtet unter den Tagesneuigkeiten die Salzburgerzeitung: „Unser talentvoller
Landsmann, der treffliche Bildhauer Thomas Greinwald ist heute von München nach
Wien hier durchgereist, um das in hohem Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Franz
Joseph ausgeführte Marmor Haut-Relief, welches den Abschied der hl. Elisabeth
von Thüringen von ihrem Gemahl, dem Landgrafen darstellt, seiner Majestät zu
überbringen. Dieses Relief ist ein ausgezeichnet schönes Kunstwerk von reinstem
Carrara Marmor, 6 Fuß lang und. 2 1/2 Fuß hoch, mit 15 Figuren. Zugleich
überbringt er das Gegenstück zu diesem Relief: Die Versöhnung der hl. Elisabeth
mit ihrem Schwager Landgrafen Heinrich darstellend, im Gipsmodell fertig, von
derselben Größe und ebenfalls mit 15 Figuren". 1867 fand auch noch seine
lebensgroße Marmorstatue des Feldmarschalls Radetzky in der Ruhmeshalle
Aufstellung. Im Jahre 1865 übersiedelte Thomas Greinwald an das kaiserl. königl. Arsenal zu Wien,
wo er durch die Güte des Kaisers in der Artilleriekaserne Nr.16 ständige
Wohnung erhielt bis zu seinem Tode 1875. Im Jahre 1866 am 6.6. erhielt er
Nachwuchs, indem ihm seine Gattin die Zwillinge Aegidius Joh. Bapt. und Thomas schenkte. (Aegid.
J. Bapt. starb schon am 7.9.1866, sein Brüderchen
Thomas folgte ihm am 8.4.1867 im Tode. Bei ihm ist Lungentuberkulose als
Todesursache angegeben). Rührend ist, was der Künstler einmal dem Verfasser (P.
Anselm 0.S.B.) erzählte. Er fand sein Töchterchen mitten in der Nacht betend
auf dem Zimmerboden. Auf die Frage, "warum es das tue"
gab es zur Antwort: "Ich bete für den lieben Kaiser, der Dich heute
besucht hat".
Trotz seines redlichen Strebens und seines
bewunderungswürdigen Fleißes gelang es ihm nicht, sich und den Seinen eine
sorgenfreie Existenz zu schaffen. Er rang vergeblich mit Not und Entbehrung,
und erlag schließlich seinem Schicksal. Das ist des Künstlers Los auf Erden.
"Eine Kolossalstatue Schillers im Auftrag des
Kaisers ausgeführt" erwähnt in Nr. 266 vom 23.11.1875 die Salzburger
Zeitung anlässlich seines Todes. Das Museum zu Salzburg besitzt die beiden
Gipsmodelle jener schönen Arbeiten". So Subprior P. Anselm Ebner O.S.B. Er
hat aus den gleichzeitigen Zeitungen Salzburgs noch Verschiedenes über andere
Werke des Künstlers exzerpiert, was hier der Kürze wegen nicht untergebracht
werden konnte.
§ 2. Frauen
Nachdem verschiedene Männer aus der
Greinwald-Familie besprochen wurden, dürften billigend auch einige Frauen
Erwähnung finden; nicht als ob nur diese es verdienten, hervorgehoben zu
werden, sondern darum, weil sie auch gut als Repräsentanten der vielen gelten
können, welche in ihrem edlen Frauenberufe - sei es als Martha, sei es als
Magdalena - sei es in beiden Berufsarten - um das Glück anderer sich verdient
gemacht haben.
1. Vor
allem sei genannt die Rosina Koelbl, Besitzerin des Greinwald - Anwesens
in Habach, welche am 3.12.1912 dortselbst gestorben ist. Sie war eine Tochter
der Katharina Weber, verheiratete Koelbl, Bäuerin in Habach. Ihr Bruder war der
Pfarrer Joh. Evang. Weber, welcher 1859 in Habach
sein erstes hl. Messopfer feierte und 1904 als Pfarrer in Seehausen bei Murnau
das Zeitliche segnete. Ihre Großeltern - also die Eltern ihrer Mutter - waren Joseph Weber und Birgitta Hoiss, Botentochter von Habach, welch letztere selbst
wieder einen geistlichen Bruder hatte, den Franziskaner P. Athanasius Hoiss. Er primizierte 1843 in
Habach, war lange Jahre In Rom und ist im Franziskanerkloster Berchtesgaden
begraben. Der eben erwähnte Joseph Weber war ein Schwestersohn des Canonicus
Joh. Evangelist Greinwald von Habach und erhielt bei seiner Verheiratung im
Jahre 1826 das Greinwald - Anwesen aus der Hand seines geistl. Onkels, des
bisherigen Besitzers. Der Joseph Weber Bruder Georg hatte die
Katharina Hoiss, die Schwester der Gattin des
Joseph Weber, zur Frau. Ihre Enkelin Katharina Sonner ist die derzeitige
Besitzerin des Greinwald - Anwesens, nachdem Rosina - die Enkelin des Joseph
Neuer - nicht heiraten und das Anwesen nicht übernehmen wollte. Diese Rosina
führte ein einfaches und ganz zurückgezogenes Leben, war im dritten Orden u.
starb nach langer schmerzlicher Krankheit eines recht erbaulichen Todes. Ein
alter und erfahrener Arzt - Dr. Deichstetter von
Iffeldorf - sagte über sie zum Verfasser dieser Zeilen einmal folgendes: „In
meiner langjährigen Tätigkeit habe ich bloß 2 Personen kennen gelernt, die ich
als Heilige betrachte, wenn es überhaupt Heilige gibt, und eine davon ist die
Greinwald Rosina gewesen". R.I.P.
2. Ein Gegenstück zu ihr war die zweite Gattin
des an erster Stelle genannten Ferdinand Greinwald, die am 16.August 1925
gestorbene Frau Anna Greinwald, geborene Muehlbaur.In
Beilngries 1850 als Tochter der Schmiedemeisters-Eheleute Anton und Anna Muehlbaur geboren, hat sie alle Wandlungen des irdischen
Glücks und Unglücks durchgemacht, ist aber im Glück und Unglück anderen zum
Vorbild geworden. Als Dienstmädchen hatte sie den Weg in die Familie Greinwald
gefunden. Zuerst Haushälterin beim alten Greinwaldvater,
hat sie sich, als mancherlei Unwetter anfing, das Lebensschiff dieser Familie
zu gefährden, mutig in dasselbe gesetzt und es mit starker Hand durch alle
Stürme und Wogenberge zum sicheren Ziele geleitet.
Oben schon wurde uns erzählt, wie Gott dem trauernden Gatten Ferdinand
Greinwald und seinen fünf Typhuskranken Kindern im Jahre 1873 durch die gleiche
Krankheit die Mutter Anna, geborene Winterle
wegholte. Über ein Jahr probierte es der Witwer in treuem Gedenken an die
Verstorbene und um seinen Kindern keine Stiefmutter geben zu müssen, mit
Haushälterinnen. Das eine Jahr genügte, um ihm zu zeigen, dass es so nicht
gehe.
In seiner Not wandte er sich an die ehemalige
Haushälterin seines unterdessen verstorbenen Vaters, deren Liebe zu seinen
Kindern er von früher her kannte. Es mag dem jungen frischen Bauernmädchen
trotz seiner arbeitsfrohen Art nicht leicht geworden sein, ihr Jawort
herzugeben, zumal die eigenen Eltern und sogar der beste Freund der
Greinwaldfamilie, der Hausarzt Dr. Hurler, abrieten,
unter fünf Kinder hinein zu heiraten. Schließlich
siegte aber doch das Erbarmen mit den Kindern, deren edle Mutter sie selbst
gekannt und hoch geschätzt hatte. "Die Kinder brauchen einfach eine
Mutter" sagte sie eines Tages zu ihrer eigenen Mutter, als diese in
Gegenwart des zehnjährigen Ferdinand von der Hochzeit abriet. So entschloss sie
sich zu dem Opfer, das nicht bloß ihrem Gatten und dessen Geschäft, sondern
auch seinen Kindern und nach jahrzehntelangem Ringen auch ihr selbst zum Segen
gereichen sollte. Was wäre aus den fünf Kindern geworden, als wenige Jahre
danach auch noch das ganze Vermögen durch fremde Schuld verloren ging? Andere
hätten in dieser Lage jeden Mut und alles Vertrauen verloren, sie aber rang
sich und die Familie mit Gottes Hilfe durch alles Unglück hindurch. Ein Stück
ums andere wanderte ins Leihhaus, um wieder ausgelöst und durch ein anderes
Stück ersetzt zu werden. Wie war dieser Gang oft schwer. Da jedoch andere
nichts von dem Elend erfahren sollten, so musste auf diesem Wege in
Geldverlegenheit schnelle und verschwiegene Hilfe beschafft werden.
Ihre große Sparsamkeit und häusliche Tüchtigkeit
ermöglichte es ihr, ohne jede fremde Beihilfe drei ihrer Söhne aus erster Ehe
studieren zu lassen und sie einem Berufe zuzuführen,
den dieselben ohne sie wohl nie erreicht haben würden. Nach langen Jahren
erlebte sie nicht bloß die Freude, zwei derselben als Priester am Altare zu
sehen, sondern Gott schenkte ihr und ihrem Gatten auch noch das Glück, die
alten Tage wieder in einem eigenen Hause zu verbringen und dort - bewundert von
den einen, beneidet von den anderen, verehrt von ihren Kindern - ihre Tage im
Herrn zu beschließen.
Nicht alle haben sie verstanden, noch weniger haben
sie alle gewürdigt. Sie war eben eine offene, ehrliche Natur, die redete, wie
sie dachte. Wo es aber irgendwie zu raten und zu helfen galt, da hat man in der
ganzen Nachbarschaft die Frau Greinwald geholt und sich blind ihrem Rate und
ihrer geschickten Hand anvertraut. Gott allein weiß es, was sie in der
Verborgenheit den Armen und Kranken Gutes getan, selbst zur
Zeit eigener, größter Not. Dass dabei die eigene Familie nicht zu
Schaden kam, bewies der Segen, welcher auf all ihren Arbeiten und Sorgen für
ihre Familie lag.
Sie war eine von denen, über welche die Hl. Schrift
sagt: „Mulier timens Deum ipsa laudabitur"
d. h. "eine Gottesfürchtige Frau bedarf des Lobes anderer nicht; ihr Leben
und Wirken ist für sie des Lobes genug". R.I.P.
Der Verfasser widmete ihr zum 75.Geburtstage am
20.4.1925, also vier Monate vor ihrem Tode, folgende Zeilen:
Dies
Glas, gefüllt mit Blut von Reben,
kredenze
ich Dir, Mutter, heut';
Denn
Du bist's, die mein ganzes Leben
Mit
Mutterliebe hat durchfreut.
Seh' ich zurück, erleb' ich wieder
die
Kinderzeit in Deiner Hut,
Der
Jugend längst verblühten Flieder,
Der
Kinder Glück, Dein einzig Gut.
So
groß Dein Herz, wie mocht' es bangen,
wenn
quirlend nahte Kind um Kind.
Hätt' Glaube jedes nicht umfangen,
Verstoben
wär' sein Glück im Wind.
Gab's
auch im Leben manche Stürme,
Schlug mancher Blitz grell krachend ein,
Dein
Glaube schuf Dir feste Türme,
Und
schloss uns Kinder mit hinein.
Denk'
ich daran, wie Gottes Segen
Beglückte
Deines Lebens Bahn
Und
glitt auf selten goldnen Wegen
Dein
Kindervoll besetzter Kahn:
Dann
führ ich Deines Engels Rechte,
Die
schützend Dich und uns umgab,
Die
segnend bleib' auf dem Geschlechte,
Das
Greinwald heißt, samt seiner Hab'.
K A P I T E
L II
Männer aus dem geistlichen Stande.
§ 1 Priester aus der Zeit von 1400 - 1600.
1.) Der erste uns bekannte Priester aus dem
Geschlechte der Greinwald dürfte Ulrich Greinwald, Pfarrer in Schongau,
gewesen sein. Er wird zwar vom Weilheimer Lokalhistoriker Schmidtner Greimolt
genannt; scheint aber sich selber Greinwald
geschrieben zu haben. Die Pollinger Klostergeistlichen, die sonst gerne jeden
neu zuziehenden Greinwald mit dem Namen Greimolt bedachten, haben bei ihm eine
Ausnahme gemacht; denn im „Catalogus virorum ac mulierum qui
in communionem meritorum Collegii Pollingani suscepti sunt" steht unterm
Jahre 1495 verzeichnet „M. Uldalricus Greinwold
(deutlich) presb. saecularis
et plebanus in Schongau". Schmidtner berichtet
von ihm (Seite 29): „Der Weilheimer Ulrich Greimold
(I) studierte an der Universität in Wien, war Magister der freien Künste, kam
1452 als Erzieher der Söhne des Herzogs Albrecht III. an den Münchner Hof und
starb 1495 als Pfarrer von Schongau.
2:.) Ein Franziskus Greinwald war 1514 Pfarrer
in Peissenberg. Er ist im Pollinger Ökonomiebuche
wiederholt eingetragen und immer als Greimolt und zwar
von fremder Hand. In den Pollinger Klosterliteralien (fasc.
108 Seite 4 im Münchner Hauptstaatsarchiv) jedoch ist er 1514 deutlich Greinwalt geschrieben.
3.) In
den Rezesslisten des Augsburger Domkapitels kommt ein
Herr Georg Greinwald vor, welcher im
August 1542 als Pfarrer von Holzheim auf die Vicarie zum hl. Antonius in der Augsburger Domkirche
resignierte. Er dürfte der Bruder des eben genannten Franz Greinwald gewesen
sein, mit dem er im Testament vom Jahre 1492 als die "Herren Franz und
Jörg die Greimolten" Erwähnung findet.
4.) Die
"Vindelicia sacra"
(III. Band, gedruckt 1756) erwähnt Seite 309 einen D. Leonhard Greinwald, welcher um 1534 Pfarrer in Uffing war. Das
gleiche Werk nennt Seite 171 als dritten Pfarrer von Unterhausen bei Weilheim
folgenden:
5.) D. Johannes Greinwald welchen
Schmidtner in seiner Geschichte von Weilheim und Polling (Seite 42) mit
folgenden Worten erwähnt: „1559 war ein Hans Greimolt Pfarrer in Weilheim. Er
hatte damals auch die Haldersche Stiftsmesse inne. Er
blieb aber nicht in Weilheim, sondern starb 1602, nachdem er vorher 42 Jahre
lang die Stiftsmesse inne gehabt hatte, als Pfarrer in Unterhausen bei
Weilheim. Dass sich dieser Johannes wirklich Greinwald geschrieben hat, beweist
nicht nur die Notiz in der Vindelicia sacra sondern auch folgendes
Aktenstück:
„Am 4.Sept.1562 M. Johannes Greinwoldt plebanus in Weilheim geladener Zeuge bei der Erwählung des
Propstes Erhard in Polling". (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München).
6.) Franziskus Greimolt, seit 1541 Propst
in Bernried, können wir nicht hierher rechnen, weil er beim Schreiben seines
eigenen Namens zu inkonsequent war. Auf seinem Wappenschild vom Jahre 1541
heißt er Greimold, als Administrator des Klosters Rohr
in Niederbayern unterschrieb er sich 1555 Franz Grienmold.
Er stammte sicher aus der Weilheimer Greimoldfamilie
und führte dasselbe Wappen wie die Greimold und
Greinwald.
§ 2 Die Priester aus
der neueren Zeit.
1.) An
erster Stelle sei hier genannt der Professor P. Anselm Greinwald, Augustinerchorherr von Raitenbuch, der
Geschichtsschreiber dieses Klosters (1740 - 1803). Er entstammte der
Greinwaldfamilie von Polling. Über ihn schrieb H. H. Hochschulprofessor Dr.
Schröder in Dillingen an den Verfasser folgendes: „Die hier bekannten und
zugänglichen Gelehrten-Lexika enthalten seinen Namen nicht. Doch vermag ich
wenigstens aus dem in meiner Bibliothek stehenden Buche, das er herausgab,
einiges über seine Persönlichkeit mitzuteilen. Dieses Buch führt den Titel: „Origines Raitenbuchenis, quibus fundatio, progressus et successiva facta ecclesiae canonicorum regularium domesticis chartis exhibentur. vol. I. Initium Raitelbuchse ad saec. XI et XII. Congessit
Anselmus Greinwald, e jusdem ecclesiae canonicus. Monachii ap. Jos. Lindauer 1797". (d.h. Quellen von Raitenbuch,
oder Gründung und Wachstum von Raitenbuch samt der Geschichte der Kirche der
regulierten Chorherren zu Raitenbuch. Belegt mit verschiedenen Aktenstücken des
Hauses. Band I: Raitenbuchs Gründung bis zum 11. und 12. Jahrhundert. Verfasst
von Anselm Greinwald, Kanonikus an derselben Kirche. München bei Joseph
Lindauer 1797). Jetzt heißt der Ort Rottenbuch. Wie das Album Rottenbuchense von Pfarrer Heinrich Wietlisbach
(Verlag Seyfried München 1912) mitteilt, „wurde unter Pfarrer Alois Günzinger durch hohe Ministerialentschliessung
vom 19.4.1871 verfügt, dass statt der bisherigen Benennung Raitenbuch die
Bezeichnung Rottenbuch amtlich gebraucht wird".
Ein
zweiter Band dieses Werkes scheint nie im Druck erschienen zu sein. Doch
befinden sich zwei handschriftliche Bände mit dem Titel "Origines Raitenbuchae" in
der Kapitelbibliothek in Rottenbuch wie H. H. Pfarrer Rückert mitteilte.
Näheres über diesen Verfasser des Buches weiß das vorhin schon genannte Album Rottenbuchense von Heinrich Wittlisbach
in Böbing zu erzählen. Es berichtet nämlich: P.
Anselm Greinwald mit dem Taufnamen Joh. Evangelist war der Sohn des berühmten
Stukkators Christian Greinwald von Polling und seiner Gemahlin Ottilia Resch.
Er ist geboren am 5.12.1740, hat Prof. abgelegt 30.9.1759 und wurde zum
Priester geweiht am 21.9.1765. Er war ein an Begabung, phil. und theol. Bildung, wissenschaftlichem Streben und
unermüdlicher Tätigkeit gleich hervorragender Ordensmann von edlem Charakter
und wahrer priesterlicher Frömmigkeit. Er war ein fruchtreicher Schriftsteller.
Zuerst Wallfahrtspriester auf dem hohen Peissenberg
bis 1769, war er dann Professor der Philosophie und
Theologie, von Oktober 1781 an Professor der Dogmatik und des kanon. Rechts am kurfürstl.
Lyceum in München, zugleich Sekretär des kurfürstl.
Studiendirektoriums und Superior des Professorenkollegiums an der genannten
Anstalt. 1784 wurde ihm auch noch die Professur der Kirchengeschichte
übertragen. Am 7.4.1794 kehrte er in sein liebes Kloster zurück und arbeitete
hier als Archivar und Professor, bis er am 25.3.1803 sein arbeitsreiches, nur
dem Dienste Gottes, seinem Kloster und der studierenden Jugend gewidmeten Leben
beschloss. Man fand ihn - sonderbares Zusammentreffen - den gelehrten Verfasser
der „Origines Raitenbuchae"
am Tage der Auflösung des Stiftes - in fine Raitenbuchae - tot im Bette, von einem Herzschlag
getroffen".
2.)
Ebenfalls ein Gelehrter von Namen war P.
Frigdian Greinwald (1730 - 1808) in Kloster
Polling, der Bruder des Lehrers Thomas Greinwald von Polling. Er hatte vor
seinem Eintritt in das Kloster den Namen Joseph Anton und ist am 24.5.1730 als
Sohn des Schmiedemeisters Matthias Greinwald von Oderding
geboren. Am 14.9.1749 legte er im Kloster Polling die heiligen Gelübde ab. Am
5.10.1755 zum Priester geweiht, war er zuerst von 1760 an
"Rudimentprofessor" und später Subdekan und
Archivar des Klosters Polling, dessen Aufhebung er nur wenige Jahre überlebte.
Er starb am 7.3.1808. Der Verfasser fand im Archiv der Münchner Dompfarrei von
seiner Hand wunderschön geschriebene Matrikelbücher der kgl.
Hofpfarrei. Die Bücher sind von ihm begonnen, das Taufbuch am 9. August 1787.
Er ist als praefectus templi
bezeichnet. Auch die Krankenprovisuren hat er in die
Bücher eingetragen. So versah er als praefectus templi am 18.5.1790 und 21.7.1790 den Grafen Norbert von Törring. Mit dem Jahre 1793 zeichnet sich ein anderer als
Kirchenvorstand, damit verschwindet auch die herrliche Schrift aus den
Pfarrbüchern.
Joh. Nep. Daisenberger, der letzte Propst von Polling hat seinen
Mitbruder und Ordensgenossen in einem 1815 verfassten Schriftchen
verewigt, dessen Abschrift sich in der Registratur des Klosters Polling findet.
Es heißt dort (S. 55): „P. Frigdian Greinwald
aus Oderding schöpfte die ersten Anfänge der
Frömmigkeit und Wissenschaft mit dem größten Eifer im Seminar zum hl. Gregor in
München. Beides, Frömmigkeit und Wissenschaft brachte er unversehrt nach
Polling, wo er sie mit gleichem Eifer in unserem Seminar an seine Schüler
weiter vererbte. Das war offenbar der Grund, warum man im Jahre 1781, als man
die Arbeitslast der Schule in ganz Bayern auf die Klöster abwälzte, statt
andere zu berufen, gerade ihn auserkoren dem Orte, wo er einst als Schüler und
Bewohner geweilt hatte, den Vorsteher zu machen und das Haus des hl. Gregor mit
der gleichen Disziplin weiterzuführen, deren Blüte er dort 30 Jahre vorher
geschaut hatte". P. Frigdian führte, wie das Schriftchen weitererzählt, dieses Amt 11 Jahre hindurch
trotz der Schwierigkeit der Zeitverhältnisse. Er wusste oft nicht, woher er für
die große Zahl der Studenten das notwendige Brot beschaffen sollte, und nur die
Hilfe des Klosters Polling, das ihm von Jahr zu Jahr Geld vorstreckte, (welches
er aber nie ganz zurückzahlen konnte,) machte es ihm möglich, das Seminar zu
erhalten. Das Kloster verlor dabei mindestens 3000 Gulden, welche es für das
Vaterland opferte. Allerdings hat dasselbe Vaterland hernach dem Kloster seine
Dankbarkeit in etwas eigenartiger Weise gezeigt, indem
es das mehr als Tausendjährige Kloster trotz seiner Verdienste um Bildung und
Kultur aufhob. Von den 80 000 Büchern der Bibliothek wanderten 30 000 nach
München, 50 000 wurden zentnerweise als Makulatur verkauft oder durch Einstampfen
vernichtet.
3.) Das
oberbayerische Archiv (Band 47, Seite 263) nennt unter den Augustinerchorherren
des Klosters Weyarn einen P. Sebastian
Greinwald (20.7.1726 - 23.1.1778). Laut Mitteilung des Pfarramtes Weyarn an
den Verfasser ist dieser P. Sebastian am 2o.Juli 1726 in Oderding
geboren, er ist also mit dem am 20.Juli 1726 geborenen Sohn Jakob des Schmiedmeisters Matthias Greinwald in Polling identisch.
In dem äußerst seltenen Katalog der Religiosen von
Weyarn von Propst Rupert Sigl 1797, von dem sich ein Exemplar in der Bibliothek
des Kapuzinerklosters St. Anton in München befindet, stehen folgende
Detailangaben: Sebastian Greinwald von Oderding,
Bayer, ist geboren 20.7.1724, Prof. 12.9.1745, Priester 26.9.51, gestorben
20.1.1778. Er liegt in der Klostergruft begraben. Er war 1768 - 1775 Kuratexpositus in Föching, Pf.
Osterwarngau, und Pfarrvikar in Neukirchen von 1775 bis 1778, wo (ubi steht im Lateinischen) er am 20.1.1778 starb.
4.) In
der Geschichte des Klosters Andechs wird ein P. Edmund Greinwald erwähnt, der schon im Jahre 1644 die hl.
Gelübde ablegte. Er muss 1626 geboren sein, weil er 1679 im Alter von 53 Jahren
starb. Wo er geboren ist und welchen Taufnamen er hatte, konnte lange nicht
erfragt werden. Pater Magnus Sattler O.S.B. schreibt Seite 521 seiner Chronik
von Andechs: Die Faschingstage des Jahres 1679 endigten auf eine traurige
Weise. Nach dem Abendtisch entfernte sich nämlich P. Edmund Greinwald mit dem
Lichte aus dem Refektorium, indem er nicht wollte, dass der Laienbruder Nikolaus
zünde. Kaum hatte er die 3. oder 4. Stiegenstufe
erreicht, glitt er aus, stürzte nieder und brach das Genick. Es eilten alsbald
der Laienbruder Joseph und P. Benedikt, die mit ihm das Refektorium verlassen
hatten, herbei. Allein P. Edmund gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Seine
Korpulenz hatte ihm frühzeitig das Grab geöffnet. Es lässt sich denken, welchen
Eindruck dieser plötzliche Unfall auf alle Hausangehörigen machte. P. Edmund
war infolge eines Leidens an den Händen jahrelang unfähig, die heilige Messe zu
lesen, dagegen um so eifriger im Chor und als
vortrefflicher Bass-Sänger bekannt.
Über seine Personalien findet sich im gleichen Buche Seite 326 noch die Bemerkung: P. Edmund Greinwald von
München, Prof.21.3.1644, gestorben 14.2.1679. Er wurde 53 Jahre alt, von denen
er 35 im Orden, und 29 als Priester verlebte.
Nach diesen beiden Notizen ist also sein Geburtsort
München, sein Geburtsjahr 1626, das Jahr seiner Priesterweihe 1650. Weil im
Jahre 1626 in München nur ein Greinwald getauft wurde, so könnte er mit diesem
identisch sein. Es ist der am 17.8.1626 in der Dompfarrei München getaufte
Johannes Greinwolt, als dessen Vater Balthasar Greinwolt, Gaderknecht
ausgegeben wurde. Vorher ist derselbe als Sägknecht,
später als Gärtner gekennzeichnet. Nachdem in München von 1622 bis 1629 nur
zwei Knaben mit dem Namen Greinwolt getauft worden sind, so käme höchstens noch
der in der gleichen Pfarrkirche getaufte Ludovicus
Greinwolt in Frage. Derselbe ist gerade um ein Jahr früher geboren am
25.8.1625. Als dessen Vater ist der Hofseidensticker Matthias Greinwolt
genannt.
5.) Das
Totenbuch der Diözese Augsburg erwähnt Seite 181 einen Joh. Evangelist Greinwald, vormals Kanonicus
im Kollegialstift Habach, Jubilar, geboren in Wielenbach
bei Weilheim (5.12.1750), gest. in Habach am 17.3.1836. Er ist der letzte Sohn
des Joseph und der Mechtilde Greinwald in Wielenbach gewesen, gehört also der Greinwaldfamilie von Oderding - Wielenbach zu. Das
Visitationsprotokoll vom 8.7.1788 sagt von ihm: „Herr Joh. Ev. Greinwald von Wielenbach, im 13. Jahre Priester, sodann etwa 1/2 Jahr Supernummerarius in Weilheim und nun im 12. Jahr Kooperator
in Raisting, ein rechtschaffener Priester und eifriger Arbeiter im Weinberge des Herrn, 38 Jahre alt, hat die Inferiora in Landsberg, die Superiora
in München studiert. Jus can. et Moral".
Mit rührender Sorgfalt ist in Habach alles
aufgehoben worden, was an ihn erinnert: Ein großes Porträt von ihm hängt in seinem
ehemaligen Stiftshaus, das heute noch den Namen „beim Greinwald" führt,
verschiedene Möbelstücke aus seiner Zeit und. wohl auch aus seinem Gebrauch,
sogar sein Name steht noch unter dem Kelchkästchen, das er zum täglichen
Gebrauch zu benützen pflegte. Auch die Leichenrede, welche K. Hoiss - ein Verwandter von ihm und damals Pfarrer in
Oberammergau - dem in Habach Verstorbenen am 19.3.1836 gehalten hat, ist in der
Familie noch erhalten. Sie hat folgenden Wortlaut:
„Hochverehrte
Trauerversammlung! Dass wir nun keinen ganz gewöhnlichen
und unbedeutenden Greis ins Grab gesenkt haben, zeigt schon die öffentliche
Trauerfeierlichkeit genug an. Dafür bürgt aber erst recht noch weit sprechender
die große Volksmenge, welche sich jetzt um diesen ehrwürdigen Totenhügel aus
der ganzen Umgebung innigst teilnehmend und trauernd herdrängt, und von welchem
besonders ich nicht gehen kann, ohne diesem meinem hochverdienten und lieben
Herrn Mitbruder den letzten Zoll der ihm gebührenden Hochachtung, der Liebe und
des Dankes zu reichen, und noch einiges über seine Verdienste und seinen edlen
Charakter mit wenigen Zügen ins Andenken zu rufen, so wenig Zeit auch zum
Überdenken und Niederschreiben mir inzwischen gegönnt war.
Der hochwürdige Jubelgreis - Herr Joh .Ev.
Greinwald - war ein Bauernsohn von Wielenbach,
welcher schon früh nach wissenschaftlicher Bildung strebte und sich bei seiner
Standeswahl so weise für den geistlichen Stand entschied, in welchen er auch
nach rühmlicher Vorbereitung trat und am 24.Juni 1776 zum Priester geweiht
wurde. Nun arbeitete er sogleich mit Jugendkraft in dem ihm von Gott
anvertrauten schönen Berufe der Menschenveredlung und wirkte 15 Jahre ruhmvoll
als Hilfsgeistlicher vorzüglich unter Herrn Dekan Kaiser zu Raisting durch
Lehre und Beispiel zum Frommen und mit Segen bei vielen Gläubigen.
Im Jahre 1791 erhielt er endlich eine Kanonikatspfründe in dem im Jahre 718 entstandenen und vor
33 Jahren aufgelösten Kanonikatsstifte Habach. Die
hiesigen Kanonikate waren aber nicht für müßige Chorbeter gestiftet, sondern
ein jeder war zugleich auch Vorstand einer aus den sechs, dem Stifte
einverleibten Pfarreien, welche einem jeden die würdigste Beschäftigung gab und
umso mühevoller für ihn war, als jeder derselben erst nach dem Frühchor einen noch sehr beschwerlichen Weg zu jeder
Jahreszeit und oft bei stürmischer Witterung zu machen hatte. Nun traf den
verlebten Herrn Kanonikus als dem Jüngsten gleich bei seinem Amtsantritt das
gewöhnliche Los, die an Dritthalbstunden von hier entlegene Pfarrei Hechendorf
zu übernehmen und zu verwalten, welcher er auch ganze 10 Jahre mit Eifer, Segen
und Ruhm vorstand, bis er endlich im Jahre 1802 die nächstgelegene Pfarrei Dürnhausen mit Fraurain wählen
konnte, welcher er mit gleicher Amtstreue und Liebe noch 4 Jahre bis zur neuen
Pfarrorganisation vorstand, durch welche aber die Pfarrei Dürnhausen
mit Sindelsdorf vereinigt und Herr Kanonikus in die wohlverdiente Ruhe versetzt
wurde. Aber in dieser Ruhe wurde er selten lange gelassen; denn in der ganzen
Umgebung wurde er von den Herren Pfarrern bei den verschiedensten Anlässen um
kirchliche Aushilfe bald am Altare, bald im Beichtstuhle und in den früheren
Jahren auch um christliche Kanzelvorträge angesprochen. Und der gute Mann
konnte seine wohltätigen Dienste - solange er sie noch zu leisten vermochte -
niemand versagen, was besonders ich mit meiner ganzen Pfarrgemeinde dankbar
bekennen und laut rühmen muss, denn er war binnen beinahe 30 Jahren immer mein
erster und nächster Nothelfer besonders bei meinen öfteren
Krankheitsfällen für das ihn Gott nun gewiss auch
belohnen wird.
So schwer uns daher dieser sein Verlust auch fällt,
so schwer fällt er mir auch darum noch und stimmt meine Seele zur tiefsten
Demut, dass hier nicht nur das Chorstift nicht mehr besteht, sondern auch
keiner von den Herrn Mitbrüdern mehr in Habach lebt und ich so ganz allein wie
verwaist noch da stehe und dem nahen, höheren Abruf entgegen harre. Denn aus
den zur Zeit der Stiftsaufhehung noch lebenden Kanonikern
sank schon vor 32 Jahren Herr Senior Augustin Buchner hier in die Grube; diesem
folgte vor 25 Jahren Herr Xaver Ruile zu Ettringen
und vor 21 Jahren Frurr zu Leder. Da kam die Reihe an
die 3 Jubelpriester des Stiftes: Vor 7 Jahren an den Herrn Joh. Nes. Walser (?)
hier und vor 1 1/2 Jahren an den frei resignierten letzten Herrn Stiftsdekan
Johann Bapt. Flossmann in München und jetzt an den
eben beerdigten Herrn Kanonikus Joh. Greinwald hier.
Nun stehen die Chorstühle von ihnen verlassen und
leer und man hört weder auf dem Betchor, noch auf dem Musikchor ihre Stimmen mehr. So vergänglich
ist alles unter dem Mond - so gehen Reiche und Stifte mit den Menschen unter -
so löscht die Zeit am Ende jede Spur menschlicher Denkmale aus.
Und doch klebt unser Geist noch so fest am dem Irdischen und umklammert und verehrt es wie einen
Gott. Lasst uns doch einmal von dieser Torheit zurückkommen und immer ernster
nach ewig bleibenden Gütern ringen
Sonst war des letztverstorbenen Kanonikers sowohl
sein öffentliches als geistliches Leben musterhaft und ein schönes Bild eines
religiösen Mannes und rechtschaffenen Geistlichen. Am Altare sah man nämlich an
ihm einen frommen Priester - im Chor einen andächtigen Beter - im Beichtstuhl
einen erfahrenen Seelenarzt - im Umgang einen anspruchslosen, geraden Mann, der
keine Verstellung kannte, an Offenheit und Aufrichtigkeit ein zweiter Nathanael
- an Stille,
Sanftmut, Friedens- und Menschenliebe, seiner Anhänglichkeit an Jesus und seine
Lehre ein sehr ähnliches und kaum zu verkennendes Nachbild seines
ausgezeichneten Taufheiligen. Sowie er eine höchst einfache, leicht zu
befriedigende und sehr mäßige Lebensordnung führte und dieselbe als das
bewährteste Mittel zu einem langen Leben solange
beibehielt, bis ihn endlich im 86. Jahre die natürliche Altersschwäche
übermannte. Dabei war er aber doch ein stiller und großmütiger Wohltäter, für
die Kirche, für die Gemeinde, für seine Geschwister und Verwandten.
Welche
ernste Aufforderungen liegen
schon in diesen wenigen flüchtigen Andeutungen zu unserer Beherzigung und
Nachahmung. Möchten sie doch nicht ganz spurlos in der
Luft verhallen, sondern einen bleibenden Eindruck in unser Herz und Leben
machen. Dann dürfte uns der Gang zu dieser merkwürdigen Beerdigung wohl nicht
reuen und würde gewiss auch nicht ganz ohne Segen für uns sein.
Wie nun der Verewigte lebte, so schied er auch aus
dieser Welt: Christlich-fromm, ruhig und sanft. Möchte unser Leben seinem Leben
gleichen und wir einst auch so sanft und selig in die vergeltende Ewigkeit hinüberschlummern
können! 0 Gott und Vater, gib uns das allen und lass auch die Seele des teuren
Vollendeten Deiner erbarmungsvollen Güte empfohlen sein, denn er war und bleibt
bei all seinen Verdiensten und Vorzügen doch noch ein Mensch und so der
Nachsicht und der Gnade bedürftig. Daher wollen wir noch zu seiner Hilfe und
Trost andächtig beten".
6.) Seite
61 des Augsburger Diözesan-Mortuariums findet sich unter dem 3.2.1831 der Tod
„des vormaligen Franziskanerpaters Juvenal
Greinwald, Pfarrer in Unterhausen bei Landsberg (?) geb. 6.1.1777 (?) in
Unterhausen". Weil Unterhausen bei Landsberg damals nur eine ganz kleine
Siedlung war, welche wie heute noch, zur Pfarrei Dettenschwang
gehörte, und weil in Unterhausen bei Weilheim um jene
Zeit die Geburt eines männlichen Sprösslings der Familie nicht zu entdecken
war, so war es anfangs unmöglich, die Herkunft des P. Juvenal, welcher der
Straßburger Rekollekten-Provinz angehörte, zu
ergründen. Er war zur Zeit der Klosteraufhebung 1803/4 Pater in Lenzfried. Der Schematismus von 1815 führt ihn als Pfarrer
von Balderschwang auf. Nach vielen vergeblichen Nachforschungen brachte endlich
die Mitteilung des hochw. bischöfl.
Ordinariats Augsburg Licht in die Abstammungsfrage des P. Juvenal. Derselbe
stand 1815 im 42.Lebensjahre, war also nicht 1777, sondern 1773 geboren und war
damals im 18. Priesterjahre und 10 Jahre in der Seelsorge. Er war zuerst Vikar
auf verschiedenen Posten und seit dem 22.3. 1814 Pfarrer in Balderschwang,
Diözese Konstanz. Die Präsentationsurkunde auf Unterhausen bei Weilheim ist
ausgestellt am 11.7.1815. Seine Qualifikation lautete: „Wissenschaftliche
Bildung: sehr viel; Eifer: sehr großer; Betragen: sehr lobenswürdig, sehr
empfänglich und gehorsam".
Demnach hat also das Augsburger Mortuarium in
doppelter Beziehung geirrt. P. Juvenal Greinwald war Pfarrer in Unterhausen bei
Weilheim und ist nicht geboren 6.1.1777, sondern 6.1.1773; sein Taufname kann
nur Kaspar gewesen sein, denn ein Kaspar Greinwald ist in Unterhausen bei
Weilheim unterm 7.1.1773 als getauft eingetragen worden. P. Juvenal gehört also
ebenfalls der Oderdinger Greinwaldfamilie an. Erst als die ganz
mühsame Forschungsarbeit vollendet war, kam aus dem Verwandtenkreis des
längst verstorbenen Priesters an den Verfasser die Mitteilung: „P. Juvenal ist
identisch mit dem am 6.1.1773 geborenen Kaspar. Er kommt in den Unterhauser Pfarrmatrikeln öfter vor. Er war ein ehemaliger
Franziskaner und 15 Jahre lang Priester in seinem Geburtsort Unterhausen, wo er
am 3.2.1831, vom Schlage gerührt, gestorben ist. Sein Bruder Jakob ist nach
Graz gezogen". Wieviel Arbeit wäre dem Verfasser erspart geblieben, wenn
er diese Nachricht schon früher hätte erhalten können. Doch war dieses Suchen
nicht ganz umsonst. Hat es doch in Dettenschwang zur
Entdeckung der Ahnen der Eglinger Greinwaldfamilien
geführt.
Außer dem Franziskaner P. Juvenal Greinwald konnte
der Verfasser durch gütige Vermittlung der P. P. Franziskaner in den Archiven
des Ordens in München und Ingolstadt noch 4 Laienbrüder dieses Ordens aus der
Familie Greinwald entdecken: zwei aus der Pollinger und zwei aus der Wielenbacher Linie.
a.) Fr. Theotimus Grienwald,
geb.12.2.1705 in Polling, eingekleidet am 3o.September 1734 bei den Bayr.
Reformaten, gest. 7.März 1780 In München. Er ist identisch mit dem am 11.2.1705
geborenen Bruder Matthias des berühmten Wessobrunner Stukkators Christian
Greinwald in Polling.
b.) Fr. Eberhard Grünwald, geb.5.3.1748 zu
Polling, Bayer, Taufname Georg, eingekleidet 10.2.1777, starb 1815 in
Ingolstadt, 66 Jahre alt, wovon er 32 im Orden verbrachte. Er war der Sohn des
Michael Greinwald, der ein Bruder des Stukkators Christian Greinwald war.
c.) Fr. Elpidius
Grünwald, gest.1792 in Manchen, im Alter von 69 Jahren, davon 45 im Orden.
Das Totenbuch sagt von ihm:
„Fr. Elpidius Grünwald Wielebacensis,
per biennium lumine oculorum orbatus semper inviotae patientiae et singularis mansuetudinis". (d.h. Fr. Elpidius
Grünwald von Wielenbach war zwei Jahre hindurch des
Augenlichts beraubt und ein Mann von unüberwindlicher Geduld und ganz besonderer
Sanftmut.) Er scheint mit dem am 2.10.1723 geborenen Michael Greinwald
identisch zu sein, welcher ein Sohn des Georg Greinwald und seiner Gemahlin Pärtlin von Wielenbach war.
d.) Ob der im Jahre 1800 im Alter von 68 Jahren
ebenfalls in München verstorbene Fr. Ignaz Grünwald Wielebacensis
sein Bruder oder Verwandter war, konnte zuerst mangels genaueren Geburtsdatums
nicht festgestellt werden. Von ihm heißt es in der Chronik: „in perferendis per plurimos annos miseriis patientissimus, erga Ss. Eucharistiae Sacramentum et Passionem Domini summe devotus" (d.h. er war
in einer vieljährigen Krankheit außerordentlich geduldig und ein besonders
andächtiger Verehrer des Allerheiligsten Sakramentes und des Leidens des
Herrn). Nach den Aufzeichnungen im Hauptstaatsarchiv München (Codex 152 Nr.153)
ist Fr. Ignatius Grienwald am 25.10.1732 als Anton
Greinwald in Wielenbach geboren, kam 1752 zu den
Franziskanern, wurde in Landshut aufgenommen und 1758 als Fr. Ignatius
eingekleidet.
Auch zwei Jesuiten aus dem Greinwaldstamm
ließen sich durch Vermittlung des Heimatforschers P. Jägerhuber
0SB entdecken: Franz Greinwald Schneider, geboren 5.5.1720 in Wettenhausen, ehelicher Sohn des Franz Joseph u. s. G.
Magdalena, geb. Mayr von Jettingen. Er trat 20.6.1746 in Landsberg in den Orden
ein, Profess (Ordensgelübde) 21.5.1748.
Johann Bapt. Greinwald, geb.23.6.1728 in Oderding, Gärtner; Eltern: Schmied Mathias Greinwald u.
Theres Erhardt v. Berg“.
7.) Georg Greinwald geb.28.7.1879 in
Raisting, zum Priester geweiht 25.7.1904, Primiz 15.8.1904 in Diessen, absolvierte das Gymnasium in Dillingen und als
Alumnus im Georgianum in München die Universität. Er ist seit der Priesterweihe
in Weilheim. Zuerst war er dort Stadtkaplan, seit Dezember 1907 waltete er als
Spitalkurat dortselbst. Er gehört, wie die meisten der bereits genannten
Priester der Oderdinger Greinwaldfamilie an. Am 1.Juni 1925 wurde er als
Spitalkurat „abgebaut", d.h. es wurde ihm vom Staat die Aufbesserung gesperrt.
So war er gezwungen zu resignieren und sich um St. Pölten (Weilheim) zu
bewerben, woselbst er jetzt als Pfarrer weilt.
8.) Joseph Greinwald, geb.5.8.1868 in
München, studierte am Gymnasium St. Stephan in Augsburg, das er 1890
absolvierte und wurde zum Priester geweiht in Dillingen am 31.7.1894, Primiz am
5.8.1894 bei St. Georg in Augsburg. Er hatte als ersten Posten die
Stadtkaplanei in Weilheim, war dann 1896 - 1898 Stadtkaplan in Kempten, 1 Jahr
Anstaltskurat in Ursberg, 1899 - 1901 Benefiziat in Wertingen,
und vom 13.September 1901 - 1928 Pfarrer in Aresing. Er veröffentlichte ein
Bändchen Gedichte „Blümlein am Wege“ (2.Auflage) und lieferte manches Schöne
auf dem Gebiet der Malerei. 1926 wurde er anlässlich seines 25-jährigen
Pfarrjubiläums Ehrenbürger von Aresing. Am 5.1.1928 wurde er Pfarrer in Seeg bei Füssen, einer Pfarrei, die vordem so groß war,
dass man sie das Bistum Seeg zu nennen pflegte. Ist
sie doch heute noch, nachdem verschiedene Pfarreien herausgeschnitten wurden,
von solchem Umfang, dass drei Bahnhöfe der Linie Markt Oberdorf - Kaufbeuren -
Füssen zu ihr gehören. Am 1.Nov.1936 zog er sich nach Missen bei Immenstadt in
die verdiente Ruhe zurück.
Ehe wir als letzten der priesterlichen Greinwald,
den Bruder des eben genannten Joseph Greinwald, den Kapuzinerordenspriester
Pater Sigisbert, besprechen, sollen hier noch ein
paar andere Greinwald eingereiht werden:
9.) Benno Greinwald, seit 1926 Stadtkaplan
und Religionslehrer in Memmingen, zum Priester geweiht am 10.7.1926 in
Dillingen. Er ist am 20.3.1903 in Oderding geboren
als Sohn des Johann Nepomuk Greinwald und seiner Gemahlin Agatha Schwaiger in Oderding und damit ein direkter Nachkomme des uralten
Oderdinger Greinwaldstammes, der schon um 1580 durch
Einheirat in den Besitz des "Dosch-Anwesens" in Oderding
gelangt war. (Siehe im II. Teil Kapitel I u. II).
10.) Joseph Greinwald, Kuratbenefiziat
in Lehenbühl bei Legau in Schwaben, zum Priester
geweiht am 15.7.1927. Er ist am 12.3.1903 in Bernbeuren geboren als Sohn des
Karl Greinwald und seiner Gemahlin Veronika Uhl von Langeringen und somit ein
Spross der uralten Fischersfamilie Greinwald „beim Lochmann" in Tutzing,
die bereits im Jahre 1600 auf dem gleichen Anwesen nachweisbar ist.
11.) Joseph Greinwald, zuerst Kaplan in Egern, z. Zt. als solcher in München (Maria Heimsuchung),
wurde am 29.6.1933 in Freising zum Priester geweiht. Er ist am 27.3.1903 in
München geboren als Sohn des Joseph Greinwald und. seiner Gemahlin Walburga Osterloher in München. Wir haben hier den seltenen Fall,
dass drei Priester aus der Greinwaldsippe im gleichen
Jahr und im gleichen Monat geboren sind. Er gehört zum Greinwaldstamm
von Raisting, wie Nr. 7, 8 und 12.
Außerdem wären noch die beiden Benediktiner P.
Paul und P. Leopold Grünwald vom Benediktinerstift Salzburg zu nennen. Der
erstere, Pater Paul Grünwald, ist am 17.12.1865 geboren als Sohn des
Andreas Grünwald, der aber bei seiner Taufe 1825 noch Greinwald geschrieben
wurde, und seiner Gattin Kath. Winterstaller. Pater Paul hatte den Namen Matthias bei der
Taufe. Der andere Pater Leopold Grünwald mit dem Taufnamen Joseph wurde
1871 geboren als Sohn des Matthias Grünwald und seiner Gattin Anna geborene
Ulf. Auch sein Vater trug bei der Taufe noch den Namen Greinwald. Die Väter der
beiden Benediktinerpatres waren leibliche Brüder. Der
1799 geborene Matthias Greinwald, der Großvater der beiden Ordenspriester, hat
sich wie die weiteren Ahnen nie anders als Greinwald geschrieben. Die Familie
stammt ganz sicher vom Greinwaldgut
in Abtenau; nur kann man sie nicht über das Jahr 1703 hinaus zurück verfolgen,
weil bis heute noch keine Klarheit darüber zu schaffen war, ob der 1703 in
Abtenau getaufte Tricklbauer Thomas Greinwald, der
Urgroßvater des 1799 geborenen Matthias, ein Sohn des Peter Greinwald und der
Magdalena vom Greinwaldgut oder ein Sohn des
gleichzeitigen Peter Greinwald und seiner Gattin Magdalena auf einem anderen Abtenauer Bauernhof gewesen ist. Für unsere Geschichte
wurden die Beiden nicht mitgezählt, weil sie den österreichischen Greinwald
zugehören.
12.) P. Sigisbert
Greinwald, seit 1921 Kurat der Münchner Gefängnisse. Geboren am 21.8.1870
in Augsburg und, wie alle seine Geschwister mit Ausnahme des in München -
Neuhausen 1868 geborenen Bruders Joseph, bei St. Maximilian in Augsburg
getauft, studierte er 8 Jahre im Gymnasium St. Stephan in Augsburg und
absolvierte 1894 als Kapuzinerkleriker am kgl.
Gymnasium in Burghausen an der Salzach. Nach vierjährigem
Besuche der Hochschule in Dillingen am 23.7.1898 daselbst zum Priester
geweiht, feierte er das erste heilige Messopfer am 31.8.1898 bei St. Georg in
Augsburg. Er war zuerst Aushilfspriester in verschiedenen Kapuzinerklöstern: in
Dillingen 4 Jahre, in Passau, München und Laufen je 1 Jahr, dann 4 Jahre
(1905-1909) Spiritual in Burghausen.
Während des Baues der Basilika (1909-1911) Vikar in
Altötting, wurde er 1911 als Seminardirektor nach Burghausen berufen und beim
Kapitel 1914 zum Guardian seines Heimatklosters St. Sebastian in Augsburg und
zugleich als Gefängniskurat dortselbst ernannt. Nach Ablauf seiner 6 jährigen Amtsdauer blieb er noch als Vikar im gleichen
Kloster, bis ihn 1921 der Gehorsam als Gefängnisseelsorger nach München rief.
Sein Großvater hat sich mit anderen Augsburger Bürgern energisch darum bemüht ‚dass die Kapuziner 1843 nach Augsburg berufen wurden. Der
Vater erzählte dem Verfasser oft mit großer Freude, dass er als 15 jähriger Gärtnerlehrling mit seinem Vater (1843) den
Garten damals habe richten dürfen.
Wer sich für das Wirken des Verfassers in Augsburg
interessiert, wird darüber genügenden Aufschluss finden in den sechs
Jahresberichten des Augsburger Kapuzinerklosters. Sie sind sowohl im Augsburger
Klosterarchiv als auch im Provinzarchiv in Altötting nachzusehen. Hier sei bloß
erinnert an den von ihm erkämpften Kapuzinerfriedhof bei St. Sebastian neben
der Altöttinger Kapelle.
Vielleicht war seine Seelsorgearbeit im Augsburger
Strafgefängnis die Ursache, dass er im Jahre 1921 nicht, wie er gehofft hatte, wieder
nach Burghausen ins Kapuzinerseminar berufen wurde, sondern nach München als
Gefängniskurat für die Gefängnisse am Neudeck und in Stadelheim, wozu 1928 noch
das Corneliusgefängnis und 1935 das Polizeigefängnis kamen.
Es war nicht ein Beruf nach seiner Wahl. Je mehr er
sich aber hineinlebte, desto glücklicher ward er in demselben. Gott gab ihm die
Gnade, wenigstens da einiges zu erreichen. Seine im Jahre 1931 erschienene
Schrift „Für und wider die Todesstrafe" wurde in fast allen größeren Zeitungen
und Fachschriften Deutschlands und Österreichs mit ausschließlicher Anerkennung
besprochen und mit gleicher Anerkennung die Broschüre „Gedanken und Ratschläge
für Gefängnisseelsorger". Eine weitere Arbeit mit dem Titel „Lichte Bilder
auf dunklem Grunde in mehreren tausenden Exemplaren in Deutschland verbreitet.
Über seine Tätigkeit als Guardian in München
erzählen die Jahresberichte von 1926 - 1929, in denen die gründliche
Restauration der schmerzhaften Kapelle (1928) und die Vergrößerung des
Kapuzinerfriedhofes besonders Erwähnung finden. Schließlich sei darauf
hingewiesen, dass dieser letzte Abschnitt über den Verfasser des vorliegenden
Werkes nicht geschrieben worden wäre, wenn nicht der Kritiker der ersten
Auflage ihn dazu veranlasst hätte. Wem die Lektüre des Vorausgehenden zuviel des Lobes erscheint, möge das umstehende Gedicht die
Überzeugung bringen, dass der Verfasser sich bewusst geblieben ist, dass er
Gott und seinen Eltern verdankt, was er leisten durfte.
Damit sei die Reihe der besonders genannten Persönlichkeiten
abgeschlossen. Sie ist, auch wenn wir die in den achtzehn Kapiteln des II.
Teiles genannten Lehrer und Beamten dazu rechnen, eine verschwindend kleine
Gruppe im Vergleich zu den Tausenden von Männern, die in den letzten drei
Jahrhunderten den Namen Greinwald geführt haben. Dafür hat jedoch die Greinwaldsippe um so mehr Männer
und Frauen hervorgebracht, die in Familie, Gemeinde und Staat still und treu
ihre Pflicht erfüllt haben. Trotz aller Hochachtung vor besonderen Leistungen
Einzelner bleibt doch dieses für die irdische und die andere Welt die
Hauptsache. Gott, unser aller Richter, wird einstens nicht fragen, wie einer
hieß, oder was einer war, sondern wie er an dem Plätzchen, das die Vorsehung
ihm anwies, seine Pflichten gegen Gott, gegen den Nächsten und gegen sich
selbst erfüllt hat. Möchte doch, das sei unser innigster Wunsch, der liebe Gott
beim Weltgerichte mit allen zufrieden sein, welche den
Namen Greinwald getragen haben! Dann hat der menschenreiche Stamm der Greinwalds seine Aufgabe erfüllt.
"
Bin ich am Ziel? "
Bin ich am
Ziel? Ich weiß es nicht.
Das
kannst Du, lieber Gott, nur sagen.
Doch,
wär' es so, ich armer Wicht
Wollt' Deinen Willen gern ertragen.
Zu
viel des Guten gabst Du mir
In
allen meinen Lebenslagen.
Wollt' klagen ich statt danken Dir,
Die
Zunge müsste mir versagen.
Gabst mich in guter Eltern Hut,
Hieltst fern von mir, was war zum Klagen,
Und
meintest's mir selbst da noch gut,
Wo
Du mich hast an's Kreuz
geschlagen.
Wie
Job suchst Du die Eltern heim.
Nie
hört' die Tapfer'n je ich klagen.
Ins
Unglück legtest Du den Keim
Zu
kommenden, zu bess'ren Tagen.
Was
andern schien ein bös' Geschick,
Verzweiflungsreif,
nicht mehr zu tragen,
Für
uns ward es zum größten Glück,
Für
das ich ewig Dank muss sagen.
Fast
greifbar war's, wie Du, o Gott,
Uns
alle zum Beruf getragen.
Noch
heut' denk ich an manchen Spott,
Weil's
andern schien zu kühn, das sagen.
Und
jetzt, am Ziel, seh' ich vom Berg
Und
froh muss ich das Eine sagen:
Du
hast, o Gott, mich kleinen Zwerg
In
unverdiente Höh' getragen.
Drum
geb' ich alles froh zurück,
Tat
meine Pflicht nur, brauchst nicht lohnen,
Gib
mir des Himmels kleinstes Glück.
Zu
unverdient sind dessen Kronen.